Im ersten Halbjahr 2023 gab es in Deutschland ungewöhnlich viele, krankheitsbedingte Arbeitsausfälle. Laut DAK-Auswertung hatte bis Ende Juni bereits die Hälfte der Beschäftigten mindestens eine Krankschreibung. Die Krankenkasse gibt zu bedenken, dass solch eine hohe Quote (50,1 Prozent) gewöhnlich erst am Ende eines Jahres erreicht werde. Die Fallzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 61 Prozent. Im Durchschnitt fehlten die Beschäftigten von Januar bis einschließlich Juni fast zehn Tage mit einer Krankschreibung im Job. Insgesamt lag der Krankenstand mit 5,5 Prozent deutlich über dem Vorjahreshalbjahr (2022: 4,4 Prozent). Es ist damit der höchste Wert, den die Kasse für ihre 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten seit dem Start der Halbjahresanalysen 2013 gemessen hat. Im Branchenvergleich stehen die Personalmangelberufe Altenpflege und Kitabetreuung an der Spitze der Statistik.
Teils noch deutlich höhere Fehlzeiten
Laut DAK zeige die Analyse, dass krankheitsbedingter Arbeitsausfall in Berufen mit Personalmangel besonders stark sei. So hätten Beschäftigte in nichtmedizinischen Gesundheitsberufen, wie der Altenpflege, im ersten Halbjahr 2023 besonders viele Fehlzeiten. Hier habe der Krankenstand bei 7,4 Prozent gelegen. Damit seien in diesen Berufen an jedem Tag des ersten Halbjahrs von 1.000 Beschäftigten 74 krankgeschrieben gewesen. Auch in dem durch Personalmangel gekennzeichneten Bereich der Kitabetreuung sei der Krankenstand mit 7,1 Prozent weit überdurchschnittlich hoch gewesen.
Vor allem Atemwegserkrankungen
Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit, bekräftigt seine Forderung nach einem runden Tisch zum Thema Fachkräftemangel und Gesundheit unter Beteiligung von Politik, Sozialpartnern und Krankenkassen. Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Gesundheit der Beschäftigten zu schützten und gleichzeitig die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig zu sichern. Nach Abschaffen jeglicher Schutzmaßnahmen wundert es nicht, dass Atemwegserkrankungen für die Fehlzeiten der Beschäftigten im ersten Halbjahr 2023 so maßgeblich wie keine andere Erkrankungsart waren. Bei den Krankschreibungen wegen Husten, Schnupfen und anderen Infekten habe es fast eine Verdoppelung der Fälle gegeben – von 17,2 auf 34,1 je 100 Beschäftigte. Auch Krankschreibungen wegen Muskel-Skelett- und psychischer Erkrankungen seien deutlich häufiger als im Vorjahreshalbjahr gewesen (59 beziehungsweise 60 Prozent höhere Fallzahlen).
Gesundheitsschutz stärker beachten
„Der hohe Krankenstand im ersten Halbjahr 2023 macht deutlich, dass sich beim Thema Arbeit die gesundheitliche Dimension nicht wegblenden lässt“, betonte Storm. „Firmen und Betriebe in Deutschland sollten auch im eigenen Interesse verstärkt auf den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeitenden achten und weitere Ressourcen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement investieren.“
Quelle: DAK
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