Maßgeschneiderte Metallkomplexe für Bildgebung und NUK

Mangan-, Lutetium- und Actinium-Ionen
lz
Lutetium in der NUK einsetzen
© HTGanzo, stock.adobe.com
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Chemiker erforschen Mangan-, Lutetium- und Actinium-Verbindungen für potenzielle Anwendungen in der Medizin wie z.B. in der Bildgebung oder der Nuklearmedizin.

Ein Forschungsteam unter Leitung von Prof. Dr. Peter Comba vom Anorganisch-Chemischen Institut der Universität Heidelberg hat demonstriert, dass maßgeschneiderte chemische Komplexe bestimmter Elemente aus der Gruppe der Metalle sich in besonderer Weise für den Einsatz in der medizinischen Bildgebung, aber auch für potenzielle Anwendungen in der personalisierten Präzisionsmedizin eignen könnten. In ihrer Grundlagenforschung haben die Heidelberger Wissenschaftler mit Mangan-, Lutetium- und Actinium-Ionen gearbeitet. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten standen dabei Liganden mit einem sogenannten Bispidin-Gerüst. Diese Verbindungen sind extrem starr und können Metall-Ionen stabil und selektiv binden.

Kontrast bei MRT erhöhen?

In ihrer Arbeit mit Mangan, einem Übergangsmetall mit besonderen Eigenschaften wie der Fähigkeit, in der Magnetresonanztomografie (MRT) den Kontrast zu erhöhen, hat das Forschungsteam drei unterschiedliche Bispidin-Liganden und deren Mangan(II)-Komplexe synthetisiert. Sie weisen Stabilitäten auf, die bis zu zehn Milliarden Mal größer sind als jene für Zink(II), dem wichtigsten „Konkurrenten“ von Mangan(II) in biologischen Systemen. Laut Prof. Comba eignen sich diese Verbindungen besonders gut als Kontrastmittel für MRT, weil sie in tierischen und menschlichen Körpern die Mangan-Ionen nicht gegen Zink-Ionen austauschen.

Mangan statt Gadolinium?

Bislang werden dafür fast ausschließlich Gadolinium(III)-Substanzen verwendet. In den vergangenen Jahren haben allerdings Sicherheitsbedenken zugenommen, weil freie Gadolinium(III)-Ionen giftig sind, wie der Chemiker erläutert. „Dies trifft zwar auch auf freie Mangan(II)-Ionen zu. Da Mangan im Gegensatz zu Gadolinium für den menschlichen Körper essentiell ist, existieren aber natürliche Mechanismen, die Mangan(II) aus dem Körper entfernen können. Diese Substanzen für klinische Anwendungen weiterzuentwickeln, kann also ein lohnendes Ziel sein“, so Comba. Nach seinen Angaben sei die Qualität erster MRT-Bilder in Mäusen mit einer der in Heidelberg entwickelten Mangan-Komplexe vergleichbar mit den Ergebnissen, die bei Aufnahmen mit einem klinisch erprobten Gadolinium-Kontrastmittel erzielt werden.

Stabile Komplexe bei Lutetium-177 und Actinium-225

Über diese neuen Mangan-selektiven Liganden hinaus hat Dr. Patrick Cieslik auch ein Bispidin-Gerüst entwickelt, das mit den Metallen Lutetium-177 und Actinium-225 sehr stabile Komplexe bildet. Bei diesem Liganden handele es sich um einen sogenannten bifunktionalen Chelator (BFC), der eine doppelte Funktion besitze und somit Teil eines modularen Systems sei. Zum einen könne ein BFC ein radioaktives Metall-Ion binden, zum anderen lasse er sich an einen biologischen Vektor wie beispielsweise einen Antikörper koppeln, um spezifische Moleküle oder Gewebe im Körper aufzuspüren. In diesem Fall wurde der BFC an ein Peptid gekoppelt, das im Körper Tumorzellen finden kann.

Markierung mit Radionukliden

Ein solcher chemischer Komplex (Konjugat) kann mit Radionukliden markiert werden, die in der Bildgebung oder in der Therapie von Bedeutung sind. „Wir konnten zeigen, dass unsere Konjugate mit den medizinisch wichtigen Radionukliden Lutetium-177 und Actinium-225 ähnlich gute Eigenschaften aufweisen wie Konjugate mit DOTA, einem bifunktionalen Chelator, der bereits klinisch angewendet wird“, erläutert Dr. Cieslik, der für seine Doktorarbeit im Team von Prof. Comba geforscht hat. „Der wesentliche Vorteil des von uns entwickelten BFC ist, dass er im Gegensatz zu den DOTA-Systemen sehr schnell und unter milden Bedingungen mit radioaktiven Metall-Ionen markiert werden kann. Damit lassen sich Konjugate mit sehr empfindlichen Antikörpern verwenden, wie sie für die personalisierte Medizin im Rahmen von Diagnose und Therapie relevant sein könnten“, betont Cieslik.

An den Forschungsarbeiten waren neben dem Heidelberger Team auch weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und Frankreich beteiligt. Gefördert wurden die Arbeiten von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max Planck School Matter to Life.

Literatur:
D. Ndiaye, P. Cieslik, H. Wadepohl, et al.: Mn2+ Bispidine Complex Combining Exceptional Stability, Inertness, and MRI Efficiency. J. Am. Chem. Soc., 2022, 144, 22212-22220. DOI: 10.1021/jacs.2c10108.

P. Cieslik, M. Kubeil, K. Zarschler, et al.: Toward personalized medicine: one chelator for imaging and therapy with lutetium-177 and actinium-225. J. Am. Chem. Soc., 2022, 144, 21555-21567. DOI: 10.1021/jacs.2c08438.

Quelle: idw/Uni Heidelberg

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