Ultra-Feinstaub besonders gefährlich?

Ultrafeine Partikel untersucht
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© marog-pixcells/stock.adobe.com
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Feinstaub ist allgegenwärtig. Forscherinnen und Forscher haben nun die kleinsten Größenfraktionen der Feinstaubbelastung untersucht. Sind diese gefährlicher als größere Partikel?

Auch wenn die Feinstaubbelastung in Deutschland insgesamt zurückgegangen ist, gibt es regional erhebliche Unterschiede. Laut Umweltbundesamt wird die Feinstaub-Immissionsbelastung nicht nur durch direkte Emissionen von Feinstaub verursacht, sondern zu erheblichen Teilen auch durch die ⁠Emission⁠ von gasförmigen Schadstoffen wie Ammoniak, Schwefeldioxid und Stickstoffoxiden. Diese Schadstoffe reagieren in der Luft miteinander und bilden den sogenannten „sekundären“ Feinstaub. Es besteht allerdings die Vermutung, dass ultrafeine Partikel (UFP; Partikel mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 µm) zu größeren Gesundheitsproblemen führen können als größere Partikel. Ultrafeine Partikel stellen die kleinste Größenfraktion der partikulären Luftverschmutzung dar, unterscheiden sich jedoch in vielerlei Hinsicht von größeren Partikeln. Beispielsweise tragen sie nur unwesentlich zur Partikelmasse bei, dominieren jedoch in der Partikelanzahlkonzentration und verfügen über eine große Oberfläche und Reaktivität, die es den UFP ermöglicht, mehr chemische Verbindungen zu transportieren. Die Erkenntnisse über die gesundheitlichen Auswirkungen von UFP sind jedoch nach wie vor begrenzt.

Führen kleinste Partikel zu erhöhtem Risiko für Todesfälle?

Ein Team von Forscherinnen und Forschern um Prof. Dr. Annette Peters, Dr. Susanne Breitner-Busch und Maximilian Schwarz vom Institut für Epidemiologie bei Helmholtz Munich hat nun anhand von Daten aus einer gezielten Messkampagne die Auswirkungen von Partikeln unterschiedlicher Größe auf die ursachenspezifische Sterblichkeit untersucht. Sie fanden ein erhöhtes Risiko für Todesfälle aufgrund von Atemwegserkrankungen - vor allem bei kleineren Partikeln im Vergleich zu größeren Partikeln.

Neuartigen statistischen Ansatz zur Analyse der Daten verwendet

Die Forscherinnen und Forscher führten eine multizentrische epidemiologische Studie über acht aufeinanderfolgende Jahre von 2010 bis 2017 in den drei deutschen Städten Dresden, Leipzig und Augsburg durch. Diese Studie ist eine der ersten, die mehrere Messstationen pro Stadt verwendet, um unterschiedliche Expositionssituationen abzubilden, und verwendet einen neuartigen statistischen Ansatz zur Analyse der Daten. Die Daten aus einer hoch spezialisierten Messkampagne ermöglichten es den Wissenschaftlern, eine hohe Standardisierung und Vergleichbarkeit zwischen den Messstationen zu erreichen – ein großes Problem bei der Messung und Analyse von UFP.

Eigenständige Wirkung der Kleinstpartikel?

Die Forscherinnen und Forscher berichten in ihrer Studie ein signifikant erhöhtes Sterberisiko aufgrund von Atemwegserkrankungen fünf bis sieben Tage nach der Exposition gegenüber UFP. Es konnte gezeigt werden, dass bei einem Konzentrationsanstieg von 3.223 Partikeln/cm3 das Risiko der respiratorischen Mortalität um 4,46 % anstieg (95 % Konfidenzintervall: 1,52 % bis 7,48 %). Diese Ergebnisse seien unabhängig von anderen partikulären Luftschadstoffen (z. B. PM2,5-Feinstaub) gewesen, was auf eine eigenständige Wirkung dieser Partikel hindeute. Darüber hinaus zeigten weitere Analysen, dass kleinste Partikelgrößen stärkere Auswirkungen auf das respiratorische Sterberisiko haben.

Weitere Daten benötigt

„Diese Ergebnisse sind ein weiterer Schritt zu einem besseren Verständnis der gesundheitlichen Auswirkungen von ultrafeinen Partikeln und deren möglicher Einbindung in die künftige Routineüberwachung“, folgert Maximilian Schwarz. In einem ersten Schritt veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 2021 „Good Practice Statements“, in denen sie insbesondere mehr UFP-Daten und die Notwendigkeit epidemiologischer Studien forderte. „Die Ergebnisse der Studie verstärken die Hinweise darauf, dass es wichtig sein kann, unsere Überwachung der Luftqualität und die Risikobewertung für die öffentliche Gesundheit auf Konzentrationen größerer sowie ultrafeiner Partikel und Gase zu konzentrieren“, sagt Prof. Dr. Annette Peters. Wenn sich die Studienlage verstärke, könnte sich eine Verringerung anderer Schadstoffklassen, wie z. B. UFP, positiv auf die Gesundheit der Menschen auswirken.

Literatur:
Schwarz M, Schneider A, Cyrys J, et al. (2023): Impact of Ambient Ultrafine Particles on Cause-Specific Mortality in Three German Cities. American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine. Vol 207, Issue 10, DOI: doi.org/10.1164/rccm.202209-1837OC.

Quelle: idw/ Helmholtz Munich

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