CTEPH und gleichzeitig eine Linksherzerkrankung?
Die Möglichkeit der Überlappung von chronisch thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH) und eine gleichzeitige Linksherzerkrankung wurde bisher in der Diagnose und Behandlung von CTEPH-Patientinnen/-Patienten nicht berücksichtigt. Doch eine Langzeitanalyse, die von Christian Gerges und Irene Lang an der Universitätsklink für Innere Medizin II von AKH Wien und MedUni Wien konzipiert wurde, zeigt, dass dies bei einem Drittel der Patientinnen und Patienten mit CTEPH der Fall war. Die Langzeitanalyse basiert auf der systematischen Untersuchung von 611 Patientinnen und Patienten, die zwischen 1993 und 2019 an der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II in Kooperation mit der Universitätsklinik für Thoraxchirurgie von AKH Wien und MedUni Wien diagnostiziert wurden.
Bisher nicht berücksichtigt
Für die Untersuchung wurden exakte hämodynamische Messungen mittels Rechts- und Linksherzkatheter ausgewertet, die an der Klinischen Abteilung für Kardiologie im Herzkatheterlabor durchgeführt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass eine Linksherzerkrankung gleichzeitig mit einer chronisch thromboembolischen Lungenhochdruckerkrankung auftreten kann. Diese Überlappung wurde bisher ausgeschlossen und in der Diagnose und Behandlung nicht berücksichtigt.
Ein Drittel war betroffen
„Bislang haben Guidelines zur Diagnose der chronisch thromboembolischen pulmonalen Hypertonie ausschließlich die Untersuchung der rechten Herzseite erfordert. Die Möglichkeit, dass CTEPH-Patientinnen/-Patienten auch von einer Linksherzerkrankung betroffen sind, ist in der Diagnoseerstellung nicht berücksichtigt worden. Eine Untersuchung der linken Herzkammer mittels Linksherzkatheter wird daher nur in seltenen Fällen durchgeführt. Die Ergebnisse der Langzeitstudie zeigen nun, dass bei einem Drittel der CTEPH-Patientinnen/-Patienten auch eine Linksherzerkrankung vorliegt“, so Irene Lang, Studienleiterin und Leiterin der Ambulanz für Lungenhochdruck an der Klinischen Abteilung für Kardiologie von AKH Wien und MedUni Wien.
Gegenseitige Verstärkung möglich
Ebenso wie bei der Linksherzerkrankung, einer Füllungserkrankung des linken Ventrikels, der wichtigsten Herzkammer des Herzens, von der aus die Organe mit Blut versorgt werden, verschlechtert die spezielle Form der pulmonalen Hypertonie die Atmung. Klinisch sind die beiden Erkrankungen schwer voneinander zu unterscheiden. Beide Erkrankungen treten vorwiegend im mittleren bis höheren Lebensalter auf. „Die Ergebnisse der Analyse geben einen eindeutigen Hinweis darauf, dass die Guidelines zur Diagnose der CTEPH um die Untersuchung des linken Herzens mittels Linksherzkatheter erweitert werden sollten, damit eine gleichzeitige Linksherzerkrankung erkannt wird. Denn beide Erkrankungen können nicht nur überlappend auftreten, sondern verstärken sich auch gegenseitig“, so Lang.
Medikamente für beides finden
Aus dem Analyseergebnis ergeben sich daher auch Konsequenzen für die medikamentöse Behandlung. Lang sieht hier neue Herausforderungen, denn Medikamente für die Linksherzerkrankungen wurden bisher kaum bei Patientinnen und Patienten mit Lungenhochdruckerkrankungen eingesetzt und Medikamente, die für Lungenhochdruck zugelassen sind, schaden Patientinnen und Patienten mit Linksherzerkrankungen. Aufbauend auf den Ergebnissen der Langzeitstudie heißt es nun, die Überlappung zwischen den beiden Erkrankungen näher herauszuarbeiten und Medikamente zu finden, mit denen beide Erkrankungen behandelt werden können.
CTEPH ist eine seltene Erkrankung
Chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie (CTEPH) ist eine spezielle Form der pulmonalen Hypertonie und eine schwere Folgeerkrankung einer akuten Lungenembolie, die auch unbemerkt verlaufen kann. Mit einer Prävalenz von 50 pro Million zählt die CTEPH zu den seltenen Erkrankungen. Während die Diagnose noch in den 1980er-Jahren mit einer schlechten Prognose einherging, hat sich durch neue Therapieoptionen die Prognose für CTEPH-Patientinnen und -Patienten in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verbessert. Heute stehen den Patientinnen/Patienten in spezialisierten Lungenhochdruck-Zentren mit einer gezielten medikamentösen Therapie, einem chirurgischen und einem perkutanen Verfahren drei unabhängige Therapieoptionen zur Verfügung.
Quelle: MedUni Wien
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