Der PoC-PCR-Test – Stellenwert in der Pandemie

Anke Urban
Titelbild zum Beitrag „Der PoC-PCR-Test – Stellenwert in der Pandemie“
© CrazyCloud, stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.


Point-of-Care (PoC) oder auch Point-of-Care-Diagnostik gehört zu den Schlüsselwörtern des letzten Jahrzehnts – darunter versteht man eine Analyse aus humanem Material ohne Probenvorbereitung, in Patientennähe mit der direkten Ableitung einer diagnostischen und/oder therapeutischen Konsequenz [2]. In erster Linie wird PoC mit dem medizinischen Bereich (Krankenhäuser, Arztpraxen, Rehakliniken und so weiter) in Verbindung gebracht. In der Notfallmedizin bedeutet PoC eine schnellere Diagnostik und damit verbunden eine frühere Behandlung der Patientinnen und Patienten.

Durch das Coronavirus kommt eine weitere Facette hinzu – es befinden sich auch an anderen Orten PoC-Testzentren beispielsweise vor Hotels, Restaurants, Flughäfen, an Eingängen von Supermärkten und so weiter, um Menschen auch in ihrer Freizeit ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln und das Infektionsrisiko so gering wie nur möglich zu halten.

Ein zu Pandemiezeiten immer aktuelles Thema ist der damit verbundene notwendige Infektionsschutz für das Personal im Gesundheitswesen. Heutige PoC-Testgeräte können innerhalb weniger Minuten bis Stunden einen PCR-Test (polymerase chain reaction) auf das Coronavirus SARS-CoV-2 und andere Erreger durchführen, ohne dass ein Labor benötigt wird, sofern eine Infektion vorliegt. Die PoC-PCR-Analyse ist zwar langsamer als die häufig verwendeten Antigen-Cassetten-Schnelltests, die eine Anwendung bei der Selektion von positiver und negativer Analysenergebnisse finden, wobei die PoC-PCR-Technologie, als sogenannter Goldstandard, aber wesentlich zuverlässiger ist [5]. In kritischen Situationen – wenn beispielsweise eine hohe Ansteckungsgefahr für Personen besteht, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf der Coronaerkrankung haben – werden PoC-PCR-Tests im Gegensatz zu Antigen-Cassetten-Schnelltests bevorzugt; diese bieten eine größere Sicherheit [5].

Seit Beginn der Pandemie werden zunehmend PoC-PCR-Tests genutzt, um die PCR-Kapazität flexibel zu steigern und die Labore zu entlasten. Das erhöht das Sicherheitsgefühl des medizinischen Personals und ermöglicht es, auch bei der Aufnahme von Notfallpatienten geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen [6].

Der PoC-PCR-Test beruht wie der Standard-PCR-Test im Labor auf einer Nukleinsäure-Amplifikations-Technik (NAT) [1]. Nach § 1 Satz 1 Nr. 2 der CoronaVO Absonderung gilt die Analyse mittels Nukleinsäurenachweis durch Nukleinsäure-Amplifikations-Technik auf das Coronavirus SARS-CoV-2 als PCR-Test. Unter dem Begriff PoC-NAT-Test versteht man also PCR-Tests, die ebenfalls auf der Nukleinsäure-Amplifikations-Technik basieren, aber zur Analyse und Auswertung kein Labor benötigen [7]. Bei dem PoC-NAT-Test wird das Erbgut des Coronavirus SARS-CoV-2 vervielfältigt, um auch Coronaviren nachzuweisen, wenn nur wenige Erreger vorhanden sind.

PoC-NAT-Tests werden im Rahmen der medizinischen Versorgung angewendet, wenn ein relativ sicheres Testergebnis innerhalb kurzer Zeit benötigt wird. Sie werden zum Beispiel bei Testungen in Notaufnahmen oder Ambulanzen, Intensivstationen sowie Quarantänestationen eingesetzt.

Die Genauigkeit (Spezifität) von PoC-NAT-Tests ist in der Regel ähnlich wie die von PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden. Der PoC-NAT-Test weist zu 100 Prozent das gewünschte Virus nach und keinen anderen Erreger. Ein positives Ergebnis eines PoC-NAT-Tests muss nicht durch einen PCR-Test im Labor bestätigt werden [1].

Die Empfindlichkeit (Sensitivität) von PoC-NAT-Tests ist etwas geringer als die von PCR-Tests, die ins Labor eingeschickt werden. Somit können falsch-negative Ergebnisse bei PoC-NAT-Tests etwas öfter auftreten als bei PCR-Labortests. Bei einem zweifelhaften negativen Ergebnis eines PoC-NAT-Tests wird die Testung mit einem PCR-Test im Labor empfohlen [1].

Bei der Analyse mit PoC-NAT-Tests stößt man aber auch auf Limitationen, beispielsweise können einige PoC-NAT-Testgeräte nur eine Probe pro Durchlauf analysieren. Eine große Anzahl an Testungen wie im PCR-Verfahren im Labor sind damit ausgeschlossen, ebenso liefern PoC-NAT-Tests keine Ct-Werte, die über die Viruslast der Testperson, also der Infektiosität, Aufschluss geben könnten. Die Ermittlung und Angabe des Ct-Wertes ist jedoch nach derzeitiger Rechtslage für das Freitesten aus der Coronaquarantäne erforderlich [3].

Ein zentrales und innovatives Element für die dauerhafte und erfolgreiche Bekämpfung von Pandemien, hier am Beispiel der Coronapandemie, ist eine gut strukturierte Teststrategie mit ausreichend verfügbaren PoC-NAT-Testgeräten sowie der dazu notwendigen Materialien (Testkartuschen, Pipetten, Pipettenspitzen und so weiter) und personellen Ressourcen. Der PoC-NAT-Schnelltest ist in der Durchführung nicht auf ein Labor angewiesen und stellt eine kurzfristige und zuverlässige Diagnostik einer COVID-19-Erkrankung sicher [4].

Literatur

  1. BZgA: PoC-NAT-Tests. www.infektionsschutz.de/mediathek/fragen-antworten/.
  2. Bundesärztekammer: Richtlinien, Leitlinien, Empfehlungen und Stellungnahmen. www.bundesaerztekammer.de/themen/aerzte/qualitaetssicherung/richtlinien-leitlinien-empfehlungen-stellungnahmen/
  3. RKI: Empfehlungen zu Isolierung und Quarantäne bei SARS-CoV-2-Infektion und -Exposition, Stand 2. Mai 2022. www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Quarantaene/Absonderung.html.
  4. BafA: Bundesförderung von Produktionsanlagen für PoC-NAT-Schnelltestgeräte und für die dazu notwendigen Testkartuschen zum Nachweis von SARS-CoV-2. www.bafa.de/DE/Wirtschaft/Handwerk_Industrie/PoC_NAT_Schnelltests/poc_nat_schnelltest_node.html.
  5. BZgA: PCR-Test. www.infektionsschutz.de/mediathek/fragen-antworten/.
  6. Roth T: Frühere Behandlung dank Point-of-Care-Diagnostik – nicht nur im Notfall. MEDICA Magazin, 1.6.2021, www.medica.de/de/News/Thema_des_Monats/%C3%84ltere_Themen_des_Monats/Themen_des_Monats_2021/Notfallmedizin/Fr%C3%BChere_Behandlung_dank_Point-of-Care-Diagnostik_%E2%80%93_nicht_nur_im_Notfall.
  7. Borsch J: PCR, PoC-NAT und PoC-PCR – was ist eigentlich was? DAZ.online, 28. Januar 2022, www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2022/01/28/pcr-poc-nat-und-poc-pcr-was-ist-eigentlich-was/chapter:2.

 

Entnommen aus MTA Dialog 9/2022

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige