Einsatz von Telemedizin in der Palliativversorgung

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Schnell, unkompliziert und sicher funktioniert der (Daten-)Austausch dank neuer Kommunikationstechnologien: Andreas Bückmann, Ulrich Büßelmann und Dr. Janina Krüger (v.l.). UKM/Deiters-Keul
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Bei der telemedizinischen Palliativversorgung geht es nicht nur um Televisiten im klassischen Sinne, sondern auch um die schnelle und unkomplizierte Absprache mit Kollegen bei Videokonferenzen und den sicheren digitalen Austausch wichtiger medizinischer Daten oder CT-Aufnahmen.

„Als immer wieder was dazugekommen ist, war mir klar, dass ich mit der Krankheit leben muss.“ Ulrich Büßelmann weiß, dass der Prostatakrebs, der vor mittlerweile rund zehn Jahren bei ihm diagnostiziert wurde und seitdem mehrfach gestreut hat, nicht mehr heilbar ist. Anfang dieses Jahres war er durch die Erkrankung und die notwendigen Therapien dann körperlich so geschwächt, dass er auf die Palliativstation des Universitätsklinikums Münster (UKM) überwiesen wurde. „Die Ärzte und Pfleger haben sich toll um mich gekümmert und mich dann so weit aufgebaut, dass ich sogar wieder nach Hause zu meiner Frau konnte“, erzählt der 76-jährige Münsteraner, der seitdem zu Hause vom Team des Palliativnetz Münster betreut wird. Dass der Wechsel von der stationären in die ambulante Versorgung so reibungslos verlief, wurde auch durch den Einsatz neuer Kommunikationstechnologien möglich.

„Im Zuge der Digitalisierung eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten im Bereich der Telemedizin“, berichtet Prof. Philipp Lenz, Leiter der Palliativmedizin am UKM und Geschäftsführer des universitären Krebszentrums, dem Westdeutschen Tumorzentrum (WTZ) Münster. Dabei gehe es nicht nur um Televisiten im klassischen Sinne, sondern auch um die schnelle und unkomplizierte Absprache mit Kollegen bei Videokonferenzen und den sicheren digitalen Austausch wichtiger medizinischer Daten oder CT-Aufnahmen. „Wir haben dann alle erforderlichen Angaben direkt greifbar. Auch der Patient kann bei Bedarf zum Beispiel einfach mal eine Packung ins Bild halten, wenn er sich beim Namen eines Medikaments, das er einnimmt, nicht ganz sicher ist – ,stille Post‘ ist da manchmal schwierig“, ergänzt Kollege Andreas Bückmann, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Palliativmedizin für den Bereich Telemedizin verantwortlich ist.

„Offenes VIDeosystem“

„Und natürlich spart man auch Wegezeiten.“ Das UKM nimmt dabei mit weiteren Abteilungen an dem EU-geförderten oVID-Projekt teil. Das „offene VIDeosystem“ strebt eine Vernetzung an zwischen Hausärzten, Spezialisten verschiedener Fachbereiche, Krankenhäusern, Pflegenden und natürlich den Patienten. Allein aufseiten des UKM und der Universität Münster sind insgesamt sieben Institutionen beteiligt.

Ein weiterer Projektpartner ist das Palliativnetz Münster, dessen Team die lebensbedrohlich erkrankten Patienten und deren Angehörigen in ihrem eigenen Zuhause betreut. „Natürlich ist der persönliche Kontakt nach wie vor besonders wichtig – auch und gerade in Corona-Zeiten“, betont Dr. Janina Krüger, die das Palliativnetz Münster gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Birgit Bauer leitet. Das Netz bietet eine 24-Stunden-Bereitschaft, in der sowohl Ärzte als auch Pflegefachkräfte in dringenden Fällen sofort kommen können. Eine Unterstützung, für die Ulrich Büßelmann sehr dankbar ist: „Frau Dr. Krüger ist ein Geschenk!“ Das zusätzliche telemedizinische Angebot bringt aus seiner Sicht viele Vorteile: Er könne jederzeit eine Verbindung herstellen, wenn es ihm schlecht gehe. „Mir wird dann auf schnelle, unkomplizierte Art geholfen. Der Arzt macht den Bildschirm auf und hat direkt meine Daten. Außerdem ist es toll, dass sich alle schon untereinander kennen“, verweist er auf die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Ein gut funktionierendes Netzwerk

„Gerade bei der palliativmedizinischen Betreuung ist ein gut funktionierendes Netzwerk besonders wichtig“, betont auch Krüger. Die Telemedizin ermögliche dabei einen unmittelbaren und ortsunabhängigen Austausch mit den Kollegen. So manche Krankenhauseinweisung könne auf diesem Wege sogar verhindert werden. „Es ist der große Wunsch ganz vieler schwerkranker Menschen, in ihrer letzten Lebenszeit zu Hause betreut und begleitet zu werden“, erzählt die Palliativmedizinerin. „Unser gemeinsames Ziel ist daher“, ergänzen Lenz und Bückmann, „Hürden abzubauen und Netzwerke zu stärken, um diesen Wunsch möglichst erfüllen zu können.“

Quelle: UKM, 12.04.2021

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