„Fachkräftemangel in den MTA-Berufen“

Eine Stellungnahme des DVTA
„Fachkräftemangel in den MTA-Berufen“
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Der DVTA hat durch seine Öffentlichkeitsarbeit erreicht, dass ein Artikel über den Fachkräftemangel in den MTA-Berufen in das Magazin „Das Krankenhaus“ von Dr. Karl Blum eingebracht wurde, wie auch eine Stellungnahme des DVTA, die wir nachfolgend für Sie abdrucken.

Der Fachkräftemangel in den MTA-Berufen wird deutlich durch das aktuelle Gutachten des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) „Fachkräftemangel in den MTA-Berufen“ aufgezeigt. Aktuell haben danach 46 % der Krankenhäuser Stellenbesetzungsprobleme bei MTRA, 24 % bei MTLA und 17 % bei MTAF. Im Zeitvergleich haben die Stellenbesetzungsprobleme in allen drei Berufsgruppen merklich zugenommen. Laut Krankenhausbarometer 2011 hatten nur 23 % der Krankenhäuser Probleme, offene MTRA-Stellen zu besetzen. Bei MTLA waren es 4 % und bei MTAF 2 % der Krankenhäuser.

Hochgerechnet auf die Grundgesamtheit sind nach dem Gutachten „Fachkräftemangel in den MTA-Berufen“ aktuell in den deutschen Krankenhäusern 1.170 VK-Stellen für MTA unbesetzt, davon 840 für MTRA, 230 für MTLA und 100 für MTAF (jeweils in VK). 2011 waren es noch 425 Vollkraftstellen.

Diese Zahlen finden sich nicht in den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) wieder, da diese nur die gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Stellen ausweisen, eine Meldung der Arbeitgeber aber in der Regel mangels Vermittlungsaussicht bei der BA nicht erfolgt. Dieser Fachkräftemangel besteht nicht nur akut, sondern wird sich zukünftig noch verschärfen, wenn nicht umgehend gehandelt wird.

Die Botschaft ist nicht neu. Schon das Gutachten des DKI zur „Weiterentwicklung der nicht ärztlichen Heilberufe am Beispiel der technischen Assistenzberufe im Gesundheitswesen“ von 2009 hatte den Fachkräftemangel bis ins Jahr 2020 dargestellt. Ebenso hatte der Infodienst des Deutschen Bundestages im Jahr 2011 den Fachkräftemangel in den Gesundheitsberufen festgestellt und viele Handlungsempfehlungen an die Politik gegeben, insbesondere eine Doppelstrategie zu fahren. So sollten einerseits die Potenziale der vorhandenen inländischen Arbeitskräfte stärker ausgeschöpft und andererseits bürokratische Hürden für die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland abgebaut werden. Vorgeschlagen wurden auch eine Erhöhung der Erwerbstätigkeit von Frauen und älteren Beschäftigten, eine bessere Qualifizierung von Schülern und Auszubildenden, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und flexible Arbeitszeitmodelle. Als großes Potenzial wurden insbesondere Frauen angesehen, die zu einem großen Teil sehr gut ausgebildet sind, aber vor allem während der Familiengründungsphase dem Arbeitsmarkt nicht voll zur Verfügung stehen können (BT-Infobrief: Fachkräftemangel in Deutschland, Statistiken, Studien und Strategien von Daniela Kolodziej [2011]): www.bundestag.de/resource/blob/192372/e82c8527320c780e9c8f92589bd07489/fachkraefte mangel_in_deutschland-data.pdf).

Im Jahr 2019 ist festzuhalten, dass der Fachkräftemangel fortbesteht und die empfohlene Doppelstrategie beim frauendominierten MTA-Beruf nicht eingesetzt wurde. Als weiteres Hauptproblem ist die Ökonomisierung der Medizin zu sehen, Investoren und Controller nehmen Einfluss auf die Personalauswahl und medizinische Entscheidungen, auch auf Kosten der Patientensicherheit.

Hier gilt es, umzudenken.

MTA haben nach dem Grußwort von Jens Spahn, anlässlich 50 Jahre DVTA, „eine enorme Bedeutung für die medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten, da sie einen wesentlichen Beitrag zur Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle von Erkrankungen leisten“. Bildgebende Verfahren, Strahlentherapie, Laboranalytik und Funktionsdiagnostik sind ohne MTA nicht denkbar, insbesondere im Zeitalter der digitalen Transformation. Dies zeigt sich auch an den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für sozialversicherungspflichtig beschäftigte MTA, die von 87.895 im Juni 2011 auf 100.130 im Dezember 2018, das heißt um 13,92 %, gestiegen ist.

Der Einsatz qualifizierter Fachkräfte, wie der MTA-Berufe, ist im Sinne der Patientensicherheit geboten. Aus Gründen der Gefahrenabwehr wurden diesen gesetzlich Tätigkeiten vorbehalten, die nur MTA aufgrund ihrer besonderen Sachkunde selbstständig und eigenverantwortlich, nach Anordnung des fachkundigen Arztes, medizinisch-technisch durchführen und, im Bereich der Laboratoriumsmedizin, biomedizinisch validieren. Dies führt zur Entlastung der Ärzte, da diese nicht die Aufsicht führen müssen, sondern sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.

Was ist zu tun, um den Fachkräftemangel in den MTA-Berufen zu beseitigen?

Die Ausbildung muss novelliert werden.

MTA-Berufe stehen in Konkurrenz zu anderen Ausbildungsangeboten. Ein modernes, kompetenzorientiertes und durchlässiges Bildungssystem ist für die MTA-Berufe zu schaffen, um die Ausbildung attraktiv für Jugendliche zu machen. Dies betrifft die Anpassung der Ausbildungsinhalte wie die curriculare Ausrichtungen der Ausbildung auf das Tätigkeitsfeld. Das Berufsrecht ist zeitnah fortzuentwickeln, aus Gründen des Patientenschutzes sind aber die vorbehaltenen Tätigkeiten den MTA zu belassen und zu aktualisieren. Neu benötigte Kompetenzen sind auszubilden, wie zum Beispiel die Gesundheits- und Digitalkompetenz, aber auch die Kompetenzen, die für zunehmend an MTA-Berufe delegierte ärztliche Tätigkeiten benötigt werden.

Flankierend ist die Ausweitung und Qualität der Ausbildungskapazitäten notwendig, was eine solide wie nachhaltige Finanzierung der MTA-Schulen, eine angemessene, bundeseinheitliche Ausbildungsvergütung für alle MTA-Schüler und eine Abschaffung des Schulgeldes bedingt. Die Finanzierung muss der Sicherstellung des auch künftig wachsenden Fachkräftebedarfs und nicht nur der aktuellen Versorgung dienen.

Das Image des frauendominierten MINT-Berufes ist zu steigern, indem der MTA-Beruf den hochschulischen MINT-Berufen vergleichbare Förderungen erfährt, um mehr Männer in diese Berufe zu bringen.

Neben der Vollzeitausbildung ist eine Teilzeitausbildung zu ermöglichen, wie von der Bundesregierung schon lange zugesagt.

Die Durchlässigkeit zwischen beruflicher und hochschulischer Bildung muss sichergestellt werden, um Karrieren zu ermöglichen. Derzeit ist der MTA-Beruf ein sogenannter Sackgassenberuf. Außer Zertifizierungen gibt es für MTA relativ wenig spezifische Weiterentwicklungsmöglichkeiten, die durch eine formale Qualifizierung, wie beispielsweise weiterbildende und berufsbegleitende Studiengänge, strukturiert werden. Auch bestehen, abgesehen von einigen wenigen fachspezifischen Studiengängen, nur eine Reihe von allgemeinen Weiterbildungsmöglichkeiten im Gesundheitsbereich (zum Beispiel Studiengänge wie Gesundheitsökonomie), die aber nicht an das Fachwissen der MTA anknüpfen. Für fachschulisch ausgebildete MTA müssen daher berufsbegleitende Studiengänge geschaffen werden, in denen berufliche Ressourcen genutzt und weiterentwickelt werden können.

Diese Studiengänge können zur gezielten Fortbildung und Qualifikation genutzt werden. Damit werden die kontinuierliche, berufliche Weiterentwicklung gefördert und neue Karrierewege eröffnet. Das ist insbesondere für diejenigen interessant, die Tätigkeiten innerhalb des Berufsfeldes anstreben, beispielsweise im Bereich Leitung, Lehre, Prozess- und Qualitätsmanagement, Forschung und Spezialaufgaben. Zudem bieten weiterbildende Studiengänge die Möglichkeit, fachspezifische Forschungszweige schrittweise zu etablieren.

Der langfristige Verbleib im MTA-Beruf ohne Einschränkungen ist zu sichern.

Es gilt, gesundheitsverträgliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Die zuständigen Behörden müssen die Einhaltung der Genehmigungsvoraussetzungen, wie zum Beispiel Arbeitszeit und Arbeitsschutzbestimmungen, regelmäßig prüfen, um Personalnot, Arbeitsverdichtung und körperliche wie psychische Beeinträchtigungen der MTA zu unterbinden. Personalschlüssel müssen so gestaltet werden, dass jederzeit eine Versorgung gewährleistet wird, die den Patientinnen und Patienten gerecht wird. Flankierend sind flexible Arbeitszeitmodelle und weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wie Gesundheitsförderung erforderlich, damit MTA während der Familienphase wie auch im fortgeschrittenen Alter der Verbleib im Beruf ermöglicht wird.

Quereinstieg ist zu ermöglichen.

Umschulungen mit Förderung durch die Arbeitsagentur und Quereinstiegsmöglichkeiten mit verkürzter Ausbildung sind zu schaffen, um auch so dem Fachkräftemangel mit entsprechend Qualifizierten zu begegnen.

Das Image der MTA-Berufe ist zu verbessern.

Die Pflege ist ohne Frage eine elementare Säule der Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung. Aber auch die anderen Berufe haben ihren Stellenwert und tragen zu einer ganzheitlichen Versorgung der Patienten und Patientinnen bei. Insofern sollte das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auch die Ausbildung und den Beruf der MTA positiv bewerben.

„Ohne MTA keine Diagnostik, ohne Diagnostik keine Therapie!“ Es wird Zeit, etwas gegen den Fachkräftemangel in den MTA-Berufen zu tun. Der DVTA hat dies bereits mit verschiedenen Stellungnahmen und Vorschlägen für Gesetzesänderungen an das BMG gefordert.

Vorstandsreferentin
Bundesvorstand

Entnommen aus MTA Dialog 11/2019

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