Grenzen der optischen Mikroskopie überwinden

Neue Anwendungen in der Diagnostik?
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Darstellung von gestreutem Licht.
Darstellung von gestreutem Licht. Benjamin Judkewitz, Charité – Universitätsmedizin Berlin.
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Die Technik der optischen Mikroskopie hat wesentlich zur Begründung der Neurowissenschaften beigetragen. Aus der Forschung ist sie kaum wegzudenken. Allerdings: Bis heute bleibt die mikroskopische Bildgebung in lebenden Organismen auf Tiefen von weniger als einem Millimeter begrenzt.

Der Grund für die geringe Tiefe bei der mikroskopischen Bildgebung ist die Lichtstreuung. Diese Grenze aufzuheben und lebendes Gewebe in tieferen Schichten, beispielsweise in der Hirnrinde, sichtbar zu machen, das hat sich die Forschergruppe um Prof. Dr. Benjamin Judkewitz vorgenommen. In den kommenden fünf Jahren stehen dem Labor nun 1,49 Millionen Euro des Europäischen Forschungsrates (ERC) zur Verfügung.

Ziel ist es, richtige Korrektur zu ermitteln

Kein konventionelles Mikroskop ist in der Lage, Licht tiefer als wenige hundert Mikrometer in lebendem Gewebe zu fokussieren. Die dafür verantwortliche Lichtstreuung ist jedoch kein zufälliger Prozess, der Information zerstört, sondern ein Resultat der jeweiligen Gewebestruktur. Somit ist sie reproduzierbar und umkehrbar. Dieses Prinzip nutzbar zu machen, daran arbeitet Prof. Judkewitz bereits seit mehreren Jahren – mit dem Ziel, die Grenzen der optischen Mikroskopie in biologischen Geweben zu überwinden. „Um Licht an einem beliebigen Punkt innerhalb des Körpers zu bündeln, müsste man die Strahlen nur an der korrekten Stelle und mit der richtigen Richtung in das Gewebe schicken, so dass sich diese trotz der Streuung am gewünschten Punkt treffen“, erklärt der Wissenschaftler. Je tiefer Licht in ein biologisches Gewebe vordringt, umso stärker wird die Streuung der Lichtstrahlen. Entsprechend geht es darum, die richtige Korrektur zu ermitteln, mit der sowohl die Bildgebung als auch die optische Stimulation an einem beliebigen Punkt innerhalb eines streuenden Gewebes möglich werden.

Effekte der Wellenfrontmodulation genutzt

Mittels eines neuen Ansatzes innerhalb der Fluoreszenzmikroskopie soll die hochauflösende Mikroskopie in größeren Gewebetiefen Wirklichkeit werden: „Wir nutzen die Effekte der Wellenfrontmodulation und der sogenannten optischen Zeitumkehr, um den Prozess der Streuung zu kompensieren“, erklärt Prof. Judkewitz. Ein Durchbrechen der Tiefengrenzen bisheriger Technologien wird eine Reihe neuer Wege eröffnen, um biologische Systeme zu studieren und neue Anwendungen in der Diagnostik zu ermöglichen. „In Kombination mit funktionaler Bildgebung und Elektrophysiologie könnte es künftig beispielsweise möglich sein, Zusammenhänge innerhalb des Gehirns zu erforschen, die für nichtinvasive optische Methoden bisher absolut unerreichbar waren.“ An dieser Herausforderung arbeiten im Labor von Prof. Judkewitz Wissenschaftler mehrere Disziplinen Hand in Hand. Neben Biologen und Neurowissenschaftlern gehören auch Mathematiker, Physiker und Ingenieure zum Forscherteam. (idw, red)

Hintergrundinformation:

ERC Starting Grant: Der Europäische Forschungsrat (ERC) unterstützt wissenschaftlichen Nachwuchs derzeit im 8. Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020. Für den Aufbau der Arbeitsgruppe stehen nun mit der Unterzeichnung des Vertrages 1,49 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren zur Verfügung (Grant Agreement n°714560).

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