Mangelernährung in Krankenhäusern und Pflegeheimen

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Mangelernährung
Ein Viertel der teilnehmenden Stationen führt klinische Ernährung ohne Richtlinien oder Standards durch. rattieritratti - stock.adobe.com
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Neue Daten belegen, dass in deutschen Einrichtungen ein großer Anteil der Patienten und Bewohner ein hohes Risiko für Mangelernährung aufweisen beziehungsweise mangelernährt sind.

Beim jährlich stattfindenden nutritionDay werden weltweit Daten zur Ernährungssituation von Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen erhoben. Die seit 2006 erhobenen Daten zur Prävalenz von Mangelernährung sowie zu bestehenden Versorgungsstrukturen in Kliniken und Pflegeheimen in Deutschland wurden nun erstmalig systematisch ausgewertet. „Die Daten belegen, dass in deutschen Einrichtungen weiterhin ein großer Anteil der Patienten und Bewohner ein hohes Risiko für Mangelernährung aufweisen beziehungsweise mangelernährt sind“, sagt Prof. Dr. med. Johann Ockenga, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). „Fast jeder dritte Patient, der stationär in eine Klinik aufgenommen wird, zeigt entsprechende Anzeichen; in Pflegeheimen ist es jeder vierte Bewohner.“ Dieser Mangel wirkt sich schlecht auf das Wohlbefinden und den Krankheitsverlauf der Betroffenen aus.

„Besonders besorgniserregend ist zudem, dass sich die ernährungsmedizinischen Strukturen über den Untersuchungszeitraum tendenziell verschlechtert haben“, so Ockenga. So wurde ein deutliches Defizit an ernährungsmedizinischer Fachkompetenz aufgedeckt: Lediglich zehn Prozent der 2018 teilnehmenden Klinikstationen und 30 Prozent der Pflegewohnheimbereiche verfügten über eine Diätassistenz, die speziell für die ernährungstherapeutische Betreuung ausgebildet ist.

Ein Viertel der teilnehmenden Stationen führt klinische Ernährung ohne Richtlinien oder Standards durch. „Da vermutlich vor allem ernährungsmedizinisch interessierte und engagierte Einrichtungen am nutritionDay teilgenommen haben, ist davon auszugehen, dass sich die Situation in deutschen Kliniken und Pflegeheimen insgesamt noch schlechter darstellt als die Daten zeigen“, ergänzt Ockenga, Klinikdirektor der Medizinischen Klinik II am Klinikum Bremen Mitte.

Ernährungsintervention bei Risikopatienten

Um der Entwicklung von Mangelernährung präventiv entgegenzuwirken und bestehende Ernährungsprobleme adäquat zu behandeln, sind Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährungsversorgung in Krankenhäusern und Pflegeheimen dringend erforderlich“, betont PD Dr. med. Frank Jochum, Präsident der DGEM. Von einem Ernährungsscreening – einer Untersuchung, mit der bestehende Mangelernährungszustände erkannt werden – und einer entsprechenden ernährungsmedizinischen Betreuung würden die Betroffenen enorm profitieren. Eine Studie hat kürzlich gezeigt, dass eine Ernährungsintervention bei Risikopatienten die Sterblichkeit signifikant reduzieren kann und zu einer deutlichen Besserung der Lebensqualität führt. „Es ist daher unerlässlich, Patienten und Pflegeheimbewohner bei einem Risiko oder einer bereits vorliegenden Mangelernährung in einem frühen Stadium zu identifizieren und zu therapieren“, so Jochum, der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Evangelischen Waldkrankenhaus Spandau ist.

Eine ausführliche Auswertung der nutritionDay-Daten ist im Kapitel „Ernährungssituation in Krankenhäusern und Pflegeheimen – Auswertung der nutritionDay-Daten für Deutschland“ im Ernährungsbericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) abgebildet. Der Bericht kann auf der Website der DGE abgerufen werden. Der nächste nutritionDay findet am 7. November 2019 statt.
 

Literatur:

Schuetz P, Fehr R, Baechli V et. Al (2019): Individualised nutritional support in medical inpatients at nutritional risk: a randomised clinical trial. http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(18)32776-4

Quelle: DGEM, 10.10.2019

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