Masernausbruch in den USA

Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation mit Blick auf Deutschland
Hardy-Thorsten Panknin
Impfbuch mit Masernimpfungseintrag
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Am 11. März 2025 erhielt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Bericht der Nationalen Anlaufstelle (NFP) der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) über den anhaltenden Masernausbruch in dem Land, der im Rahmen der Gesundheitsverordnung (IGV) gemeldet wurde.

Es handelt sich bei dem Ausbruch um ein ungewöhnliches Ereignis mit potenziell erheblichen Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit. Die Zahl der Fälle und Todesfälle im Jahr 2025 hat die Zahlen der Vorjahre an Masern deutlich überstiegen (s. Kästen Masern 2024 und 2025). Darüber hinaus wurden in Mexiko Fälle im Zusammenhang mit dem Ausbruch im US-Bundesstaat Texas gemeldet.

Box 1: Fälle in den USA an Masern im Jahr 2024
Fälle insgesamt: 285
Alter:
Unter 5 Jahren: 120 (42%)
5-19 Jahre: 88 (31%)
20+ Jahre: 77 (27%)
Impfstatus:
Ungeimpft oder unbekannt: 89 %
Eine MMR-Dosis: 7 %
Zwei MMR-Dosen: 4 %
Krankenhausaufenthalte in den USA im Jahr 2024:
40%
40 % der Fälle (114 von 285) wurden zur Isolierung oder zur Behandlung von Masernkomplikationen ins Krankenhaus eingeliefert.
Prozentsatz der Altersgruppe, die unter 5 Jahren ins Krankenhaus eingeliefert wurden:
52% (62 von 120)
5-19 Jahre: 25% (22 von 88)
20+ Jahre: 39% (30 von 77)

 

Masern eine andauernd gemeingefährliche kontagiöse Infektionskrankheit

Die Infektion durch das Masernvirus ist in der Regel eine leichte oder mittelschwere Infektionskrankheit. Masern können jedoch zu schwerwiegenden Komplikationen wie Lungenentzündung, Durchfall, sekundären Ohrenentzündungen, Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis), Erblindung und Tod führen. Eine postinfektiöse Enzephalitis kann in etwa einem von 1.000 gemeldeten Fällen auftreten. Auf 1.000 gemeldete Fälle kommen etwa zwei oder drei Todesfälle. Die Impfung gegen Masern beugt Masern und ihren Komplikationen vor (s. dazu Kasten Masern Hintergrundinformationen).

Box 2: Hintergrundinformationen – Masern (Morbilli)
Virologie:
Masernvirus: Ein RNS-Virus, gehörig zu den Paramyxoviren. Im Elektronenmikroskop darstellbar; es ist rund und hat einen Durchmesser zwischen 120 und 150nm und Stacheln von etwa l0nm (100Å) Länge.
Übertragung:
• Tröpfcheninfektion mit hoher Kontagiosität für Nicht-Immune (Hoher Kontagionsindex (0,95)!)
• Beginn der Infektiosität von Erkrankten ca. 4 Tage vor bis 4 Tage nach Ausbruch des Exanthems.
• Die höchste Infektiosität besteht vor dem Ausbruch des Exanthems.
• Die Inkubationszeit beträgt 14 (9-21) Tage.
Symptome
In der Phase vor Ausbruch des Exanthems besteht ein unspezifischer fieberhafter Infekt der oberen Luftwege mit Halsschmerzen, Kopfschmerzen und Konjunktivitis, evtl. Flecken an der Wangenschleimhaut.
Mit Ausbruch des typischen feinfleckigen, konfluierenden Masern-Exanthems, das am Kopf hinter den Ohren beginnt, wird die Symptomatik nochmals stärker mit höherem Fieber. Das Exanthem breitet sich auf Rumpf und Extremitäten aus. Erholung tritt mit dem Abklingen und ggf. Schuppen des Exanthems nach 3-5 Tagen ein. Nicht selten entwickeln vor allem Kinder nach einer Maserninfektion eine bakterielle Superinfektion wegen vorübergehend eingeschränkter Immunabwehr durch die schwere Infektion, z.B. Otitis media oder Pneumonie. In 0,5-1 Promille aller Masernfälle tritt eine Enzephalitis mit häufig bleibenden Schäden oder sogar letalem Ausgang auf.
Diagnostik
• Meist ist der klinische Aspekt für eine Diagnose ausreichend. Serologie (ELISA), Virusisolierung und PCR-Tests sind etabliert.
• Bei Verdacht auf Masern-Enzephalitis Liquor-PCR und -Serologie.
Therapie
• Symptomatisch. Antibiotische Therapie für bakterielle Superinfektionen.
Hygiene
• Meldepflicht gemäß IfSG*: Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an Masern sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Masernvirus, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet. Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Kenntnis vorliegen.
• Nasen-/Mundschutz bei Patientenkontakt – Tragen eines Filtering Face Pieces – FFP2-Mundschutzes. Merke: Bei einer FFP-Maske ist neben den Filtereigenschaften vor allem der Dichtsitz (Passform) wichtig, weshalb die angegebenen Reduktionswerte nur bei optimal angelegter Maske erreicht werden können. Barthaare im Bereich der Dichtlinie zwischen Atemschutzmaske und Gesichtshaut können die Schutzwirkung der Schutzmaske beeinträchtigen. Darauf sollten Bartträger hingewiesen werden. In der Regel stellt das Tragen einer gut angepassten FFP2-Maske aber einen geeigneten Schutz vor infektiösen Aerosolen, einschließlich Viren dar, da davon ausgegangen werden kann, dass diese an kleinste Tröpfchen oder Tröpfchenkerne gebunden sind. Die Maske bewirkt eine Reduktion infektiöser Aerosole in der eingeatmeten Luft.
• Händedesinfektion vor und nach Patientenkontakt bzw. Betreten des Zimmers.
• Einmalhandschuhe bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten/Ausscheidungen/Sekreten bei Kontakt mit infektiösen Körperarealen
• Schutzkleidung (langärmeliger Einmalkittel bei Betreten des Zimmers anlegen).
• Sichtbare Verunreinigungen mit Körperflüssigkeiten/Ausscheidungen/Sekreten müssen desinfizierend beseitigt/bereinigt werden.
• Pflege-/Behandlungs-Untersuchungsmaterialien (Instrumente, Steckbecken, Urinflaschen, Thermometer, Nagelscheren, Haarbürsten...) müssen desinfizierend gereinigt werden.
• Abfälle: Entsorgung wie üblich; keine besonderen Maßnahmen. Verletzungssichere Entsorgung von scharfen Gegenständen, Kanülen.
• Flächen (Fußböden, Möbel, Inventar, Leisten, Nachtschränke, Bettgestelle, Matratzenüberzüge...) und Gegenstände (Bücher, Spielzeug, Geschirr...) werden mit Desinfektionspräparaten gereinigt.
• Textilien (Wäsche, Kleidung, Handtücher...) in den Wäschesack.
• Wiederzulassung zu Kindergarten und Schule nach Abklingen der Symptome, frühestens 5 Tage nach Ausbruch des Exanthems.
Isolierung
• Einzelzimmer bei Erwachsenen bis 4 Tage nach vollständiger Ausbildung des Exanthems; bis 4 Tage nach vollständiger Ausbildung des Exanthems betroffene Kinder von nicht zweimalig geimpften Kindern trennen.
• Zimmer muss gekennzeichnet werden.
• Besucher müssen sich vor Betreten des Zimmers beim Stationspersonal melden.
• Tür des Zimmers muss stets geschlossen bleiben.
• Patient darf Zimmer nicht verlassen.
Pflege
• Temperatursenkung, Flüssigkeitsstatus beachten, ggf. juckreizmildernde Salben/ Puder.
• Bei Halsschmerzen ggf. anästhesierende Tabletten oder Eis zum Lutschen geben.
• Kinder mit Masern sind schwer krank und benötigen intensive Zuwendung.
• Masern sind keine banale Kinderkrankheit, daher sollten alle Kinder unbedingt geimpft werden! Der Prozentsatz an Personen, die in einer Bevölkerung geimpft sein müssen, um einen sicheren Kollektivschutz zu gewährleisten, wird für Masern bei 95% erreicht.
• Wenn ein Kind Masern durchmacht, sollte es in den nachfolgenden 3 Monaten nicht geimpft werden, da diese Impfungen wegen der transienten Immunschwäche in diesem Zeitraum nicht erfolgreich sein können.
*IfSG = Infektionsschutzgesetz
(Literatur: [1-8])

 

Epidemiologische Situation in den USA

In den ersten vier Monaten 2025 wurden 10 Ausbrüche (definiert als 3 oder mehr zusammenhängende Fälle) gemeldet: 94 % der bestätigten Fälle (751 von 800) stehen im Zusammenhang mit Ausbrüchen. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 wurden 16 Ausbrüche gemeldet, und 69 % der Fälle (198 von 285) standen im Zusammenhang mit Ausbrüchen. Die Centers for Disease Control and Prevention der Vereinigten Staaten (US CDC) in Atlanta und andere Regierungsbehörden arbeiten intensiv daran, die Ausbrüche unter Kontrolle zu bringen. Im Jahr 2000 wurden die Masern in den Vereinigten Staaten für ausgerottet erklärt, seitdem wurden im Land importierte Masernfälle festgestellt, da die Krankheit in vielen Teilen der Welt nach wie vor endemisch ist. Die WHO arbeitet zudem sehr eng mit den Ländern in der WHO-Region Nord- und Südamerika zusammen, um die Ausbreitung und Wiedereinschleppung von Masern zu verhindern.

Beschreibung des gegenwärtigen Masernausbruches in den USA

Am 11. März 2025 meldete die Nationale Anlaufstelle (NFP) der Vereinigten Staaten von Amerika (USA) der WHO einen anhaltenden Ausbruch von Masern in den Vereinigten Staaten. Bis zum 17. April 2025 wurden insgesamt 800 bestätigte Masernfälle aus 25 Bundesstaaten gemeldet: Alaska, Arkansas, Kalifornien, Colorado, Florida, Georgia, Hawaii, Indiana, Kansas, Kentucky, Maryland, Michigan, Minnesota, New Jersey, New Mexico, New York City, New York State, Ohio, Oklahoma, Pennsylvania, Rhode Island, Tennessee, Texas, Vermont und Washington. Es waren während des Ausbruchsgeschehens auch drei Todesfälle zu beklagen. Die Mehrzahl der Fälle trat bei Kindern auf, die nicht geimpft waren oder deren Impfstatus unbekannt ist. Die Krankenhauseinweisungsrate liegt bei 17 %. 90% der 378 Fälle (341 Fälle) wurden mit drei verschiedenen Ausbrüchen - definiert als drei oder mehr zusammenhängende Fälle - in Verbindung gebracht, die im Jahr 2025 gemeldet wurden, während der Rest sporadische Fälle sind, die Teil des größeren Ausbruchs sind.

Von Ende Januar bis zum 14. März 2025 meldete das Texas Department of State Health Services 259 Fälle in den Regionen South Plains und Panhandle in Texas. Davon wurden 34 Patienten ins Krankenhaus eingeliefert, 257 (99 %) waren ungeimpft oder hatten einen unbekannten Impfstatus. Im Februar 2025 starb ein ungeimpftes Kind im schulpflichtigen Alter, das im texanischen Ausbruchsgebiet lebte, an Komplikationen der Maserninfektion. Dies war der erste Todesfall in den Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit Masern seit einem Jahrzehnt.

Bis zum 14. März meldete das Gesundheitsministerium von New Mexico 35 Fälle von Masern. Von den 35 Fällen waren 28 ungeimpft, zwei geimpft und fünf hatten einen unbekannten Impfstatus.

Vom 1. Januar 2025 bis zum 20. März 2025 meldete die US-amerikanische CDC in Atlanta 128 Masern-Gensequenzen. Texas reichte 92 identische Gensequenzen des Genotyps D8 ein; während 10 Gensequenzen aus New Mexico und eine Gensequenz aus Kansas mit denen aus Texas identisch waren. Texas meldete ebenfalls drei Genotyp-D8-Sequenzen (insgesamt wurden 19 D8-Sequenzen aus den betroffenen Staaten gemeldet) mit Einzelnukleotid-Substitutionen. Darüber hinaus wurden insgesamt fünf verschiedene Genotyp-B3-Sequenzen aus den Bundesstaaten Alaska, Kalifornien, Florida, Kentucky, New York, Rhode Island, Texas und Washington gemeldet. Die Quelle des gegenwärtigen Masernausbruches ist unbekannt. Derzeit gibt es keine Hinweise auf eine verminderte Wirksamkeit des Impfstoffs oder Veränderungen des Virus in den USA, die zu einem erhöhten Schweregrad führen würden. Die Vereinigten Staaten haben die Ausrottung der Masern zuletzt im Jahr 2024 bestätigt. Im Jahr 2023 lag die Durchimpfungsrate für zwei Dosen des Masern-, Mumps- und Rötelnimpfstoffs (MMR) bei Kindern im Kindergarten in den Vereinigten Staaten bei 92,7 %.

Reaktion des öffentlichen Gesundheitswesens

Bundes-, Landes- und lokale Gesundheitsbehörden und kommunale Partner in den Vereinigten Staaten ergriffen folgenden Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit, um den Masernausbruch unter Kontrolle zu bringen. Dazu zählten folgende Interventionen:

  • Incident Management Structure der Stufe 3* am 03.03.2025 durch die CDC, ausgeweitet,
  • Postexpositionsprophylaxe,
  • Infektionsprävention und -prävention im Gesundheitswesen,
  • Falluntersuchungen und -bestätigung sowie
  • Kommunikationsunterstützung in der Bevölkerungsgesundheit.

Das Texas Department of State Health Services leitet die Ermittlungen in Texas. Die US-amerikanische CDC entsandte Fachexperten, um die Reaktion zu unterstützen. Die WHO hat aufgrund des Anstiegs der Masernfälle in mehreren Ländern der WHO-Region Nord- und Südamerika, der bereits im Jahr 2024 begonnen hatte, epidemiologische Warnungen und Aktualisierungen herausgegeben. Die WHO beobachtet die Lage weiterhin und arbeitet sehr eng mit den Ländern in der Region Nord- und Südamerika zusammen, um deren Impf- Überwachungs- und Krisenreaktionsbemühungen zu unterstützen und die Ausbreitung und Wiedereinschleppung von Masern zu verhindern sowie die Gesundheit der gesamten Bevölkerung zu schützen.

* Da das öffentliche Gesundheitssystem für ein breites Spektrum von Zwischenfällen reagieren muss, die sich auf die Gesundheit oder die Patientenversorgung auswirken könnten, wird ein strukturierter Ansatz benötigt. Der Incident Response Plan ist ein übergreifender Plan, der detailliert beschreibt, wie man sich auf alle gesundheitsbezogenen Vorfälle auf nationaler Ebene vorbereitet, diese überprüft und darauf adäquat reagiert.

Risikobewertung der WHO des Masernausbruches in den USA

Masern sind eine hochansteckende Viruserkrankung, die Menschen jeden Alters betrifft und nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen bei Kleinkindern weltweit ist. Im Jahr 2016 war die Region Nord- und Südamerika die erste Region der WHO, die vom Internationalen Expertenausschuss für die Dokumentation und Verifizierung von Masern, Röteln und dem angeborenen Rötelnsyndrom in Nord- und Südamerika für frei von der endemischen Übertragung von Masern erklärt wurde. Dennoch ist es eine ständige Herausforderung, die Region frei von Masern zu halten, da die Gefahr der Einschleppung und Wiedereinschleppung des Virus permanent besteht.

Das Risiko für die öffentliche Gesundheit in der Region Nord- und Südamerika durch Masern wird als hoch angesehen, da das Virus nach wie vor durch importierte Fälle zirkuliert, was zu einer begrenzten Anzahl von Ausbrüchen geführt hat. Darüber hinaus ist die Zahl der anfälligen Bevölkerungsgruppen aufgrund der anhaltend niedrigen Durchimpfungsrate im Zusammenhang mit Faktoren wie der COVID-19-Pandemie, der zunehmenden Impfskepsis in einigen Gemeinschaften und Bevölkerungsgruppen und dem eingeschränkten Zugang zu Gesundheitsdiensten, besonders für gefährdete Bevölkerungsgruppen, als risikobehaftet zu bewerten.

Box 3: Fälle an Masern in den USA im Jahr 2025 (Stand CDC, USA am 18 April 2025)
Fälle insgesamt: 800
Alter:
Unter 5 Jahren: 249 (31%)
5-19 Jahre: 304 (38%)
20+ Jahre: 231 (29%)
Alter unbekannt: 16 (2%)
Impfstatus:
Ungeimpft oder unbekannt: 96 %
Eine MMR-Dosis: 1 %
Zwei MMR-Dosen: 2 %
Krankenhausaufenthalte in den USA im Jahr 2025:
11%
11 % der Fälle wurden ins Krankenhaus eingeliefert (85 von 800).
Prozentsatz der Altersgruppe, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden:
Unter 5 Jahren: 19% (47 von 249)
5-19 Jahre: 7% (21 von 304)
20+ Jahre: 6% (15 von 231)
Alter unbekannt: 13% (2 von 16)
Todesfälle in den USA im Jahr 2025: 3
Es gab 2 bestätigte Todesfälle an Masern und 1 Todesfall, der untersucht wird.

 

Empfehlungen der WHO

Die WHO empfiehlt, eine anhaltend homogene Abdeckung von mindestens 95 % mit der ersten und zweiten Dosis des masernhaltigen Impfstoffs (MCV) aufrechtzuerhalten und die integrierte epidemiologische Überwachung von Masern und Röteln zu verstärken, um eine rechtzeitige Erkennung aller Verdachtsfälle in öffentlichen und privaten Gesundheitseinrichtungen zu erreichen.

Die WHO empfiehlt ferner, die epidemiologische Überwachung sowie die Vorsorge- und Reaktionskapazitäten in stark frequentierten Grenzgebieten zu stärken. Dadurch sollen Masernverdachtsfälle rasch erkannt werden. Eine rasche Reaktion auf importierte Masernfälle, um eine endemische Übertragung zu verhindern, sind essentiell. Sobald darauf ein Krisenreaktionsteam aktiviert wurde, muss eine kontinuierliche Koordinierung zwischen der nationalen, subnationalen und lokalen Ebene sichergestellt werden. Während des Ausbruchs wird empfohlen, ein angemessenes Fallmanagement in Krankenhäusern sowie Kapazitäten zur Infektionsprävention und -kontrolle einzurichten, um eine Übertragung von Infektionen im Gesundheitswesen zu vermeiden, indem die Patienten angemessen in Isolationszimmer für luftübertragene Infektionen (für jede Versorgungsstufe) überwiesen werden und der Kontakt mit anderen Patienten in Wartezimmern und/oder anderen Krankenhauszimmern vermieden wird - Prävention nosokomialer Maserntransmission.

Die WHO empfiehlt außerdem, einen breiten Zugang zu Masern-, Mumps- und Rötelnimpfungen (MMR) zu ermöglichen, um die Impfraten der Allgemeinbevölkerung hoch zu halten und somit sicherzustellen, dass Personen mit hohem Expositionsrisiko, wie z. B. Gesundheits- und Pflegepersonal und internationale Reisende, einen ausreichenden Antikörperschutz gegen diese kontagiösen Infektionen aufweisen. Weltweit konnten zwischen 2000 und 2023 durch Impfungen schätzungsweise 60 Millionen Todesfälle verhindert und die geschätzte Zahl der Maserntodesfälle von 800.062 im Jahr 2000 auf 107.500 im Jahr 2023 gesenkt werden, was einem Rückgang von 87 % entspricht.

Kontaktpersonen zu Maserninfizierten sollte stets eine Postexpositionsprophylaxe innerhalb von 3 Tagen appliziert werden. Bei Kontaktpersonen, bei denen eine Impfung kontraindiziert oder nicht innerhalb von 3 Tagen nach der Exposition möglich ist, kann normales humanes Immunglobulin (NHIG) (falls verfügbar) bis zu 6 Tage nach der Exposition verabreicht werden. Säuglinge, schwangere Frauen und immungeschwächte Menschen sollten dabei Vorrang haben.

Die WHO empfiehlt darüber hinaus, einen Vorrat an Masern-Röteln (MR) und/oder MMR-Impfstoffen sowie Spritzen/Vorräte für die Sofortreaktion auf importierte Infektionsfälle für Mitarbeiter im Gesundheitsdienst vorzuhalten.

Ansonsten rät die WHO internationalen Reisenden, ihren Impfstatus gegen Masern vor der Abreise zu überprüfen und zu aktualisieren, auch wenn sie eine Reise in die Vereinigten Staaten planen. Ungeimpfte Personen aus Gebieten in den Vereinigten Staaten, in denen Masernausbrüche auftreten, die Kenntnis von der Exposition gegenüber Masernfällen haben und/oder Anzeichen und Symptome aufweisen, die mit einer Masernvirusinfektion vereinbar sind, sollten sich vor einer internationalen Reise an die örtlichen Gesundheitsbehörden wenden. Derzeit sind keine zusätzlichen Maßnahmen gerechtfertigt, die den internationalen Verkehr erheblich beeinträchtigen [World Health Organization (27 March 2025). Disease Outbreak News; Measles in the United States of America. Available at: https://www.who.int/emergencies/disease-outbreak-news/item/2025-DON561].

Maßnahmen zum Schutz vor Masern in Deutschland – Empfehlungen des Robert Koch-Instituts

In Deutschland wurden im Jahr 2024 553 Masernfälle dem Robert Koch-Institut in Berlin (Stand: 25.09.2024) gemeldet. Die Masernfallzahl ist in Deutschland seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 aufgrund von Impfungen stark rückläufig. Trotzdem traten bis 2019 neben sporadischen Masernfällen und kleineren Ausbrüchen auch ausgedehnte Ausbrüche auf. Die Coronavirus Disease 2019-(COVID-19) Pandemie und die damit verbundenen Eindämmungsmaßnahmen führten zu einem starken Absinken der Fallzahlen. Im Jahr 2024 wurde das präpandemische Niveau nun wieder erreicht. Für 91 % der Fälle, die 2024 übermittelt wurden, ist der Impfstatus bekannt. Von den Fällen mit bekanntem Impfstatus waren 82 % ungeimpft. Die Fälle waren zwischen 0 und 75 Jahre alt; besonders waren Kinder in den ersten beiden Lebensjahren betroffen. Masernfälle traten jedoch auch in älteren Bevölkerungsgruppen auf, besonders bis zu einem Alter von 25 bis 30 Jahren. Bisher wurde dem RKI im Jahr 2024 kein Todesfall übermittelt. Etwa 15 % der bisher im Jahr 2024 an das RKI übermittelten Masernfälle hatten sich im Ausland infiziert. Zu beachten ist, dass diese Fälle dann häufig Personen in Deutschland angesteckt (sogenannte import-assoziierte Folgefälle) und damit das weitere Auftreten von Masernfällen und -ausbrüchen verursacht haben. Die Anzahl der Folgefälle ist abhängig vom Immunstatus der Bevölkerungsgruppen, in die die Masern eingetragen werden. Grundsätzlich kann von einer hohen Immunität gegen Masern in der Bevölkerung ausgegangen werden. Allerdings zeigen Daten der Impfsurveillance der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) am RKI, dass die zweimalige Masernimpfung der Kinder häufig nicht rechtzeitig gemäß den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) bis zum Alter von 15 Monaten erfolgt. Wichtig ist, dass Personen, die ins Ausland reisen, und Menschen, die nach Deutschland kommen, um hier zu leben und zu arbeiten, über die Masernimpfung aufgeklärt werden und bei fehlendem Impfschutz ein zeitnahes Impfangebot erhalten [Epidemiologisches Bulletin 39 | 2024 26. September 2024].

Weiterführende Literatur:
1. Minta AA, Ferrari M, et al.: Progress toward measles elimination - worldwide, 2000-2022. MMWR Morb Mortal Wkly Rep. 2023;72:1262–68, DOI: 10.15585/mmwr.mm7246a3.
2. Moss WJ, Griffin DE: What’s going on with measles? Online publiziert am 23 Juli 2024 – Journal of Virology, DOI: 10.1128/ jvi.00758-24.
3. Hiller U, et al.: Hospital outbreak of measles - evaluation and costs of 10 occupational cases among healthcare workers in Germany, February to March 2017. Vaccine 2019; 37: 1905-09, DOI: 10.1016/j.vaccine.2019.02.068.
4. Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut: Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten. Bundesgesundheitsbl 2015; 58: 1151-70.
5. A de la Cuerda M, Tejeda González, et al.: Seroprevalence for measles among healthcare workers in Madrid, Spain. J Hosp Infect. 2024; 147: 63-7, DOI:10.1016/j.jhin.2023.11.006.
6. Morales GB, Muñoz MA: Immune amnesia induced by measles and its effects on concurrent epidemics. J. R. Soc. 2021 Jun; 18 (179): 20210153, DOI: 10.1098/ rsif.2021.0153.
7. Roza Berkovitz Shperling, Yariv Yogev. J Matern. Adverse outcomes of measles infection during pregnancy and in the perinatal period, Fetal Neonatal Med. 2022; 35: 1586-91, DOI: 10.1080/14767058.2020.1759536.
8. Cherry JD: Ongoing Measles in the Developed and Developing World. J Pediatric Infect Dis Socm. 2024; 24; 13: 233-6, DOI: 10.1093/jpids/piae018.

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