Medizinpädagogen/-innen – ein Beruf mit Zukunft

Akademisierung
Sabine Hubbertz-Josat
Medizinpädagogen/-innen – ein Beruf mit Zukunft
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Medizinpädagogen/-innen sind hauptsächlich in der Aus- und Weiterbildung für Gesundheitsberufe tätig. Sie unterrichten als Lehrkräfte an Schulen im Gesundheitswesen oder an Berufskollegs/Sekundarstufe II.

Berufsbild Medizinpädagogen/-innen

Als Lehrkraft an Schulen im Gesundheitswesen sind sie beispielsweise an MTA-Schulen, an Pflegeschulen oder Notfallsanitäterschulen tätig. An Berufskollegs oder berufsbildenden Schulen bilden sie unter anderem Medizinische Fachangestellte und Kosmetiker aus. In der Sekundarstufe II unterrichten sie den Schwerpunkt Gesundheit. Sie arbeiten aber auch in der inner- und außerbetrieblichen Fort- und Weiterbildung, in Vereinen, Organisationen, bei Krankenkassen, in der pädagogischen Beratung oder im Management von Gesundheits- und Sozialeinrichtungen.

Gesetzliche Vorgaben für Schulen im Gesundheitswesen

Nachdem die Akademisierung von Lehrkräften für Pflege- und Notfallsanitäterschulen gesetzlich geregelt wurde, steht nun diese Neuerung auch für MTA-Schulen an. Die Reform der technischen Assistenzberufe in der Medizin (MTA-Reform-Gesetz) soll zum 1. Januar 2023 in Kraft treten. Dieses Gesetz gibt vor, dass die Schulleitung einer MTA-Schule eine pädagogisch qualifizierte Person sein muss mit einem Hochschulstudium auf Master- oder vergleichbarem Niveau. Hauptberufliche Lehrkräfte benötigen mindestens einen Bachelor- oder vergleichbaren Abschluss (Bundesgesundheitsministerium, 2021).

Pädagogische Studiengänge an Fachhochschulen

Eine pädagogische Qualifikation kann man entweder über ein Studium im Bereich Medizinpädagogik, Pädagogik für Gesundheitsberufe, Pflegepädagogik oder Ähnliches oder über ein Lehramtsstudium erwerben. Derzeit gibt es mehr als 40 Studiengänge mit pädagogischer Ausrichtung im Gesundheitswesen, die speziell für eine Lehrtätigkeit in Schulen im Gesundheitswesen qualifizieren. Diese Studiengänge werden von staatlichen, kirchlichen und privaten Fachhochschulen angeboten. Staatlich anerkannte Hochschulen in privater Trägerschaft bieten meist berufsbegleitende Studiengänge an. So lassen sich Beruf und Studium gut kombinieren.

Das Studium der Medizinpädagogik

Wer an MTA-Schulen oder an anderen Schulen im Gesundheitswesen unterrichten möchte, für den bietet sich ein Studium der Medizinpädagogik an. Der Studiengang Medizinpädagogik hat eine lange Tradition. Ihn gibt es bereits seit 1968, damals noch als Diplomstudiengang an der Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, 2021). Über viele Jahre und bis heute ist dieser Studiengang insbesondere in den neuen Bundesländern erfolgreich etabliert. In den alten Bundesländern wird er zunehmend bekannter, und die Anbieterzahl wächst.

Das Studium der Medizinpädagogik bietet die beiden Schwerpunkte Medizin und Pädagogik. Es unterscheidet sich in den Studieninhalten von einem Pflegepädagogikstudium darin, dass neben dem pädagogischen Schwerpunkt wie beispielsweise Didaktik und Erziehungswissenschaften auch medizinisch-naturwissenschaftliche Fächer wie Anatomie/Physiologie, Biochemie, Biophysik, Pharmakologie und Innere Medizin gelehrt werden, also solche Fächer, in denen künftige Lehrkräfte ihre Schüler/-innen unterrichten. Dies ist insbesondere für Therapieberufe, diagnostisch-technische Berufe, aber auch für medizinisch interessierte Pflegende attraktiv. Ein Bachelorstudium der Medizinpädagogik qualifiziert für fachpraktischen Unterricht, wohingegen mit einem Masterstudium der Medizinpädagogik zusätzlich theoretischer Unterricht erteilt werden darf.

Anbieterübersicht

Bundesweit lassen sich derzeit1 neun staatlich anerkannte Hochschulen in privater Trägerschaft finden, die ein Bachelorstudium der Medizinpädagogik anbieten (Tabelle 1). An sechs der neun Hochschulen kann ein Masterabschluss Medizinpädagogik im Anschluss erworben werden (Tabelle 2). Es ist absehbar, dass weitere Hochschulen den Studiengang Medizinpädagogik aufnehmen werden und sowohl die Anbieteranzahl als auch die Standortanzahl weiter steigen wird. Der Studiengang Medizinpädagogik unterscheidet sich je nach Anbieter in der Anzahl der Semester, der Inhalte, der Abschlüsse, der Studienform und der Semestergebühren voneinander.

Die Anzahl der Semester variiert von fünf bis acht Semester für den Bachelor und fünf bis sechs Semester für den Master. Alle Bachelorstudiengänge schließen mit einem Bachelor of Arts ab. Dieser ist der bekannteste unter den Bachelorabschlüssen. Masterstudiengänge der Medizinpädagogik schließen meistens auch mit dem Master of Arts ab. Für ein berufsbegleitendes Studium ist eine allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife oder eine gleichwertige Hochschulzugangsberechtigung Voraussetzung. Teilweise bieten die Hochschulen Äquivalenzprüfungen an. Darüber hinaus sind eine einschlägige dreijährige abgeschlossene Berufsausbildung in einem Fachberuf des Gesundheits- oder Sozialwesens notwendig sowie zum Teil einige Jahre Berufserfahrung. Die Vorlesungszeiten sind meist in Blockform am Wochenende oder am Abend. Die Semestergebühren belaufen sich auf monatlich 295 bis 500 Euro für das Bachelorstudium beziehungsweise 445 bis 540 Euro für das Masterstudium. Die Unterschiede in der Preisgestaltung sind den unterschiedlichen Studienkonzepten geschuldet, wie beispielsweise der Größe der Studiengruppen oder dem Betreuungsverhältnis.

Häufig übernehmen Arbeitgeber eine Freistellung für das Studium und/oder eine Teil- oder Komplettfinanzierung der Studiengebühren.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2021; Gesund-studieren.com, 2021; studieren.de, 2021; studieren-berufsbegleitend.de, 2021

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, 2021; Gesund-studieren.com, 2021; studieren.de, 2021; studieren-berufsbegleitend.de, 2021

Anerkennung als Lehrkraft

Die Anerkennung als Lehrkraft an Berufskollegs und der Sekundarstufe II obliegt den Kultusministerien (Schulministerium NRW, 2021). Für die Anerkennung als Lehrkraft für Schulen im Gesundheitswesen sind je nach Bundesland und Gesundheitsberuf unterschiedliche Ministerien/Bezirksregierungen zuständig (Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, 2021). Häufig wird diese Anerkennung im Einzelfall entschieden. Deshalb wird empfohlen, sich im Vorfeld zu erkundigen, welcher Studiengang in welchem Bundesland anerkannt wird.

Berufsaussichten

Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben der Akademisierung von Lehrkräften an Schulen im Gesundheitswesen suchen viele Schulen händeringend nach Lehrern mit abgeschlossenem Medizin-, Pflegepädagogik- oder vergleichbarem Studium. Insbesondere der Bedarf an Lehrern mit Masterabschlüssen ist hoch. Dies wird auch in den nächsten Jahren weiter anhalten, denn der Fachkräftemangel verstärkt die Situation immens. So warnt Drude (2021) bereits in der Pflege davor, dass es zu wenig Fachkräfte gibt und daher auch zu wenige, die sich für den Lehrerberuf weiterqualifizieren. Dies führt dann wiederum dazu, dass zu wenige Fachkräfte ausgebildet werden. Der Anteil der Lehrer mit Hochschulqualifikation an MTA-Schulen unterscheidet sich derzeit zwischen neuen und alten Bundesländern. In den neuen Bundesländern ist es seit vielen Jahren üblich, dass Lehrer an Schulen im Gesundheitswesen über ein abgeschlossenes Medizinpädagogikstudium verfügen. Dort sind an MTA-Schulen bereits circa 75 Prozent entsprechend qualifiziert. In den alten Bundesländern liegt der Anteil bei circa 40 Prozent (Rössing, 2021). Hauptberuflich Lehrende können sich bis 2033 nachqualifizieren (Bundesgesundheitsministerium, 2021) beziehungsweise es gilt laut DVTA Bestandsschutz. Pädagogisch ausgebildete Hochschulabsolventen finden auch berufliche Tätigkeitsfelder in der Fort- und Weiterbildung, in Vereinen, Organisationen, bei Krankenkassen, in der pädagogischen Beratung.

Zusammenfassende Einschätzung

Ein Studium der Medizinpädagogik qualifiziert für eine Lehrtätigkeit an Schulen im Gesundheitswesen. Aufgrund der beiden Schwerpunkte Medizin und Pädagogik ist dies sowohl für medizinisch-diagnostische Assistenz- und Therapieberufe als auch für medizinisch interessierte Pflegende attraktiv. Diese Interdisziplinarität hat den Vorteil, dass die Studierenden während des Studiums gegenseitig voneinander profitieren können. Nahezu alle Studiengänge finden in Präsenz statt, was hinsichtlich der künftigen unterrichtenden Tätigkeit als überaus sinnvoll bewertet werden kann. Da bei dem Studium Studiengebühren anfallen, sollte sich jeder Interessierte im Vorfeld mit seinem Arbeitgeber in Verbindung setzen und klären, welche Unterstützung dieser ihm ermöglicht. Die Berufsaussichten mit einem abgeschlossenen Medizinpädagogikstudium sind aufgrund der gesetzlichen Vorgaben als überaus gut zu bewerten.

Kontakt:

Prof. Dr. Sabine Hubbertz-Josat
Pflegewissenschaftliches Studium (BScN und MScN) und Promotion (Dr. rer. medic.) an der Universität Witten/Herdecke. Professorin und Studiengangsleiterin für Medizinpädagogik an der SRH Hochschule für Gesundheit am Campus Rheinland/Leverkusen
E-Mail: Sabine.Hubbertz-Josat@srh.de

Literatur

1. Bundesagentur für Arbeit (2021): Studienbereiche entdecken. Medizin-, Pflegepädagogik (grundständig). con.arbeitsagentur.de/prod/studiensuche/suche (last accessed on 20 April 2021).
2. Bundesministerium für Gesundheit (2021): Entwurf eines Gesetzes zur Reform der technischen Assistenzberufe in der Medizin und zur Änderung weiterer Gesetze (MTA-Reform-Gesetz). www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/Gesetze_und_Verordnungen/GuV/M/MTA-Reformgesetz-BT-181120.pdf (last accessed on 13 April 2021).
3. Bundesministerium für Gesundheit (2021): MTA-Reformgesetz. www.bundesgesundheitsministerium.de/mta-reformgesetz.html (last accessed on 13 April 2021).
4. Drude C (2021): Standpunkt Lehrkräftemangel gefährdet Pflegeausbildung. Verband für Lehrende und Schulen in den Gesundheitsfachberufen (BLGS). background.tagesspiegel.de/gesundheit/lehrkraeftemangel-gefaehrdet-pflegeausbildung (last accessed on 19 April 2021).
5. Gesund-studieren.com (2021): Der Wegweiser zu Deinem Studium. Medizinpädagogik. www.gesundheit-studieren.com/studiengaenge/medizinpaedagogik/ (last accessed on 20 April 2021).
6. Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité Universitätsmedizin Berlin (2020): Stationen der Institutsgeschichte. igpw.charite.de/institut/ (last accessed on 14 April 2021).
7. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-    Westfalen (2021): Qualifikation der Lehrenden. www.mags.nrw/pflegeberufereform-qualifikation-der-lehrenden (last accessed on 20 April 2021).
8. Rössing C (2021): Das neue MT-Berufe-Gesetz bringt viele positive Neuerungen! Radiologen Wirtschafts Forum. www.rwf-online.de/content/das-neue-mt-berufe-gesetz-bringt-viele-positive-neuerungen (last accessed on 20 April 2021).
9. Schulministerium NRW (2021): Lehrerin und Lehrer werden am Berufskolleg. www.schulministerium.nrw/lehrkraefte/ich-moechte-lehrerin-werden/einstiegschancen/lehrerin-und-lehrer-werden-am-berufskolleg (last accessed on 20 April 2021).
10. Studieren-berufsbegleitend.de (2021): Studiengänge. Gesundheitspädagogik und Medizinpädagogik-Fernstudium & berufsbegleitendes Studium. www.studieren-berufsbegleitend.de/studiengaenge/gesundheitspaedagogik-medizinpaedagogik/ (last accessed on 20 April 2021).
11. Studieren.de (2021): Hochschulen in Deutschland. Medizinpädagogik. Liste der Hochschulen nach Postleitzahl. studieren.de/medizinpaedagogik.hochschulliste.t-0.c-2053.html (last accessed on 20 April 2021).

Entnommen aus MTA Dialog 6/2021

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