MFA versus MTAF

MFA versus MTAF Immer wieder erreichen uns Anfragen, ob die MFA in den MTAF vorbehaltenen Tätigkeiten eingesetzt werden dürfen.

Es wird insbesondere nachgefragt:

inwieweit sie die vorbehaltenen Tätigkeiten ausüben können, ob die MFA gleich der MTAF für die vorbehaltenen Tätigkeiten qualifiziert ist. Ausübung vorbehaltener Tätigkeiten durch MTAF? a. MTAG § 10 Nr. 6 Gesetz über medizinisch-technische Assistenten in der Medizin-MTAG bestimmt, dass ausnahmsweise die den MTAF vorbehaltenen Tätigkeiten (§ 9 I 3 a MTAG) von „Personen mit einer abgeschlossenen sonstigen medizinischen Ausbildung, die ohne nach den Nummern 1 bis 5 berechtigt zu sein, unter Aufsicht und Verantwortung einer der in Nummer 1 genannten Personen tätig werden“ darf.

Die MFA verfügt über eine „abgeschlossene sonstige medizinische Ausbildung“. Im Gegensatz zu MTAF, die eigenverantwortlich und selbstständig die ihnen vorbehaltenen Tätigkeiten ausüben können, bedarf die MFA aber „der Aufsicht und Verantwortung eines fachkundigen Arztes oder einer anderen in § 10 Nr. 1 MTAG benannten Person. Der Mangel an Qualifikation der MFA für die Durchführung von den MTAF vorbehaltenen Tätigkeiten wird hier durch die Aufsicht und Verantwortung eines fachkundigen Arztes (§ 10 Nr. 1 MTAG denkbar auch die Aufsicht durch eine andere in § 10 Nr. 1 MTAG benannte Person) hergestellt. Es handelt sich bei § 10 Nr. 6 MTAG um einen klassischen Fall der Delegation.

Die MTAF übt die ihr gemäß § 9 I 3 MTAG vorbehaltenen Tätigkeiten auf Anordnung des fachkundigen Arztes eigenverantwortlich und selbstständig (§ 9 III MTAG i. V. m. § 9 I 3 MTAG) aus, das heißt, ohne Aufsicht und Durchführungsverantwortung des fachkundigen Arztes. Entsprechend der Kommentierung (Kurtenbach/Neumann/Schramm, 1995) zu § 9 MTAG geht „die Regelung vorbehaltener Tätigkeiten über den in den Zulassungsgesetzen für medizinische Fachberufe üblichen Schutz der Berufsbezeichnung (§ 1 MTAG)“ hinaus.

„Derartige vorbehaltene Tätigkeiten, deren Ausübung eine besondere Sachkunde und Verantwortung erfordert, ist bei den anderen Gesundheitsfachberufen“, zu denen auch die MFA gehört, „mit Ausnahme bei Hebammen nicht vorgesehen. Inhaltlich bedeutet sie, dass außer den MTA der jeweiligen Fachrichtung“, hier MTAF, „aus Gründen der Gefahrenabwehr niemand sonst die Ausübung dieser Tätigkeit gestattet ist.“ [. . .] Als Schutzgesetz im Sinne des § 823 II BGB würden Schäden, die auf die Beschäftigung nichtqualifizierten Personals mit Vorbehaltsaufgaben zurückzuführen wären, den Verursacher schadensersatzpflichtig machen. Als Verursacher kämen der Arbeitgeber wie die nichtbefugte Person, die die vorbehaltenen Tätigkeiten ausführt, gleichermaßen in Betracht. Letzterer Fall tritt bei MFA ein, wenn sie ohne die Aufsicht eines Arztes entgegen der Vorgaben des § 10 Nr. 6 MTAG vorbehaltene Tätigkeiten, wie zum Beispiel in der Audiologie, allein durchführt. ###more###

Die Ausnahmeregelung des § 10 Nr. 6 MTAG wird auch aus diesem Grund in der juristischen Literatur als problematisch angesehen und gefragt, ob diese Ausnahme nicht aufgehoben werden sollte. Prof. Igl (2010) führt in seinem Gutachten zur „Öffentlichen Regulierung nichtärztlicher Gesundheitsfachberufe und ihrer Tätigkeiten auf den Gebieten der Diätetik, der Medizintechnik, der Orthoptik und der Pharmazie“ auf Seite 68 (letzter Absatz) aus: „Diese Vorschrift“ (meint § 10 Nr. 6 MTAG) „steht in keinem Verhältnis zu den beruflichen Anforderungen, die heute an die Angehörigen der MTA-Berufe gestellt werden. Zumindest sollte überlegt werden, die Ausnahmeregelung „für Personen mit einer sonstigen medizinischen Ausbildung, an bestimmte Voraussetzungen (zum Beispiel vorübergehenden Personalausfall) zu knüpfen und zeitlich zu begrenzen.“

Festzuhalten ist daher, dass die MFA vorbehaltene Tätigkeiten nur unter Aufsicht und Verantwortung eines Arztes oder einer anderen in § 10 Nr. 1 MTAG benannten Person ausüben darf und daher schon nach dem Willen des Gesetzgebers des MTAG nicht entsprechend einer MTAF qualifiziert ist.

Diese Unterscheidung wäre daher dringend auch in der Vereinbarung über die Delegation ärztlicher Leistungen an nichtärztliches Personal in der ambulanten vertragsärztlichen Versorgung gemäß § 28 Abs. 1 Satz 3 SGB V vom 1. Oktober 2013 (Stand: 1. Januar 2015) zu berücksichtigen.

MTA führen die ihnen vorbehaltenen Tätigkeiten selbstständig und eigenverantwortlich aus. Eine Aufsicht des Arztes ist, anders als bei Delegation, gerade bei den MTA-Berufen aufgrund der besonderen Sachkunde und Verantwortung der MTA–Berufsgruppen nicht gegeben. Nur über die vorbehaltenen Tätigkeiten hinausgehende Tätigkeiten sind für MTA-Berufe delegierte Leistungen.

b. MTA-APrV Auch ein Vergleich der MTA-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (MTA-APrV), insbesondere auch der Stundenzahl gemäß § 1 I Ziffer 3 MTA-APrV sowie der Ausbildungsinhalte gemäß Anlage 3 zu § 1 Absatz 1 Nr. 3 MTA-APrV zeigen deutlich auf, dass eine qualitative Vergleichbarkeit der MFA zur MTAF nicht gegeben ist.

§ 1 MTA-APrV (1) Die dreijährige Ausbildung der technischen Assistenten, hier der MTAF, in der Medizin umfasst:

„3. nach § 1 Nr. 3 des Gesetzes den in der Anlage 3 aufgeführten theoretischen und praktischen Unterricht von 2.370 Stunden sowie die dort aufgeführte praktische Ausbildung von 2.030 Stunden,“

Die Ausbildung der MFA ist ebenfalls drei Jahre (§ 2 Verordnung über die Berufsausbildung zur MFA). Gemäß dem Rahmenlehrplan für den Ausbildungsberuf Medizinischer Fachangestellter/Medizinische Fachangestellte (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 18. November 2005), umfasst sie 840 Stunden.

Festzuhalten ist daher, dass die MFA-Ausbildung nach dem Ausbildungsinhalt qualitativ nicht mit der komplexen und fachspezifischen MTAF-Ausbildung vergleichbar ist und die MTAF nicht nur die Durchführung der Untersuchungen erlernen, sondern zudem Qualitäts- und Plausibilitätskontrollen erlernen und durchführen (§ 9 MTAG i. V. m. §§ 18 ff. MTA-APrV).

Im Sinne des Patientenschutzes und in Zeiten des Ärztemangels ist daher der Einsatz von MTAF zu empfehlen.

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