Philips-Studie zu MTRA-Stresslevel sorgt für Wirbel

Notstand in den MT(R)A-Berufen
lz/DVTA
Hohes Stresslevel
Hohes Stresslevel und Burnout-Rate unter deutschen MTRA © psdesign1 - stock.adobe.com
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Für einigen Wirbel hatte die Studie „Radiology staff in focus“ von Philips gesorgt. 2019 wurden insgesamt 254 Beschäftigte in der Radiologie in den USA, Frankreich, Deutschland und UK nach ihren Arbeitsbedingungen befragt. Lesen Sie auch eine Stellungnahme des DVTA dazu.

Untersucht wurden die Job-Zufriedenheit, Motivation, Stressoren, Beherrschung der Technik, Kommunikationsherausforderungen und die Fähigkeit, patientenzentrierte Zuwendung zu leisten. Die Auswirkungen des Fachkräftemangels sind deutlich zu spüren. Dass es sich durchaus lohnt, in geeignetes Fachpersonal zu investieren, wird auch in der Studie erwähnt. So wird davon ausgegangen, dass zusätzliches Personal im CT-Bereich den potenziellen Gewinn auf 569.000 US-Dollar und in der Mammografie auf 251.000 US-Dollar bringt.

Alarmierend werden in der Studie die hohen Niveaus beim Thema Stress unter MTRA/Radiographer beschrieben. In Deutschland erreicht das Stressniveau 97% (Frankreich: 40%, USA 44%, UK 54%). Für Deutschland ist besonders beunruhigend, dass die Aussage „severe stress“ auf 70% zutraf. Damit liegen die deutschen MTRA einsam an der Spitze (USA 15%, Frankreich 7%, UK 4%). Ein geringes Stressniveau gaben in Deutschland nur 3% an. In der Studie wird denn auch das Stressniveau in Deutschland als „wirklich alarmierend“ bezeichnet. So hatte ein/e MTRA gesagt: „… Time per exam is very tight, which affects the quality of the images as everybody is stressed …“. Die Studie betont: „Imaging staff stress levels are alarmingly high, and efforts to reduce them should be intrinsic to the management of this valuable group of professionals.“

Das hohe Stresslevel unter den MTRA in Deutschland spiegelt sich entsprechend auch bei der Bunout-Erhebung wider. Zählt man moderater und starker Burnout zusammen, erreicht das Niveau hierzulande ebenfalls beunruhigende 97% (UK 30%, Frankreich 33%, USA 36%). Das Problem wird offensichtlich auch von außen wahrgenommen. Die deutschen Direktoren der Radiologie antworteten auf die Frage, „How often do the following statements describe how your Techs feel at work?“ zu 100% "high or moderate burnout".

Der Direktor einer Radiologie in Deutschland wird mit den Worten zitiert: „With the focus on profit, workload has increased in past years, but lack of well-trained staff is a major issue in [our] hospital. Every third position remains vacant. It means we now work 30% more, and if someone is sick or on holiday, the patients go on like an assembly line. It`s incredible!“

Was verursacht den Stress?

In allen Ländern ist es vor allem die Arbeitsbelastung (in Deutschland zu 95%). Es folgen hierzulande Belastung durch Nicht-Kern-Aktivitäten 47%, Kommunikation und Informationsfluss 37% und Personaleinsatzplanung 33%. Dazu passt die Aussage eines/er MTRA in Deutschland: „Very often, only ‚X-Ray leg‘ is mentioned – not which one, what to look for, or the area to scan.“ Entsprechend steht hierzulande bei der Frage nach den kritischen Kommunikations-/Informationskanälen der beauftragende Arzt mit 82% an erster Stelle, gefolgt von Terminplanung mit 67%. Vorzuwerfen ist der Studie sicherlich der kleine Erhebungsumfang von nur 30 MTRA, die z.B. in Deutschland befragt wurden.

STELLUNGNAHMNE DES DVTA ZU DEN ERGEBNISSEN DER STUDIE:

Notstand in den MT(R)A-Berufen

Die von Philips initiierte Studie „Radiology staff in focus" stellt fest, dass die Burnout-Rate von Medizinisch-technischen Radiologieassistenten/-innen (MTRA) mit 97% die traurige Spitzenposition gegenüber den USA, Frankreich und dem Vereinigten Königreich einnimmt.

Bedingt ist dies durch den Druck der Krankenhäuser, Praxen und Institutionen immer schneller auf eine stets steigende Nachfrage zu reagieren, sinkende Budgets und insbesondere den Fachkräftemangel in den MTA-Berufen gemäß DKI-Gutachten (Blum, 2019). Auf die hohe Arbeitsverdichtung und immer schnellere Taktung der Arbeit reagieren die Arbeitgeber - meist aus Sparzwängen - indem weniger MTRA ein Mehr an Arbeit leisten müssen, was dann i.d.R. zum Burnout führt.

Es ist daher der Notstand für MTRA auszurufen.

Neben dem eklatanten Nachwuchsmangel in den MTA-Berufen, auf den Politik und Arbeitgeber, trotz DKI-Gutachten (Blum, 2019) und starker Öffentlichkeitsarbeit des DVTA, nicht reagieren, besteht nun auch noch das akute Problem, belegt durch die Philipps Studie 2019, dass die erwerbstätigen MTRA bis zum Rande der Erschöpfung ausgenutzt werden.

Arbeitgeber und Politik sind hier aufgefordert, Abhilfe zu schaffen, indem für das notwendige Personal und den Gesundheitsschutz der MT(R)A-Berufe (das Problem betrifft alle MTA-Berufe) Sorge getragen wird, z.B. durch eine angemesse Personalbemessung und die Überwachung der Einhaltung der geltenden Arbeitsschutzgesetze.

Für die Nachwuchsgewinnung ist es dringend notwendig, dass das MTAG und die MTA-APrV novelliert werden, um den MTA-Beruf wie die Ausbildung attraktiver zu machen. Zu Letzterem gehört auch eine bundeseinheitliche Ausbildungsvergütung und die im Koalitionsvertrag zugesagte Abschaffung des Schulgelds.

Es ist höchste Zeit zum Handeln.

Die Philipps-Studie finden Sie hier.

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