Schlafstörungen bei Krebspatienten oft unterschätzt

Auf Co-Faktoren achten
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Schlafstörungen: Jeder zweite Krebspatient betoffen
© Dan Race/stock.adobe.com
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Jeder zweite Krebspatient leidet unter einem nicht-erholsamen Schlaf und dies schadet zusätzlich der ohnehin schon stark beeinträchtigten Lebensqualität dieser Patienten. Dabei könnten einfache medikamentöse Maßnahmen das Problem lösen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessern, wie die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin und die Deutsche Krebsgesellschaft anlässlich eines gemeinsamen Symposiums zum Thema mitteilen.

Noch bessere Ergebnisse ließen sich erzielen, wenn man auch auf die Co-Faktoren von Schlafstörungen achte, betont Prof. Dr. Herwig Strik, Chefarzt der Neurologischen Klinik der Sozialstiftung Bamberg. Leider werde in der klinischen Praxis aktuell viel zu selten nach Schlafproblemen gefragt.

Pregabalin gegen Angstsymptome

Strik erklärt, dass es deutlich mehr Effekt habe, die Schlafstörungen sowie die mit diesen einhergehenden Faktoren, wie Depressionen, Ängste oder Schmerzen, gleichsam zu behandeln. So könne eine effektive Schmerzbehandlung mit Dosisschwerpunkt in den Nachtstunden bereits zu einer Verbesserung des Nachtschlafs führen. Dabei sollten auch koanalgetische Substanzen Beachtung finden, von denen einige – z.B. das Pregabalin – auch Angstsymptome abmildern könnten. Psychosoziale Interventionen sollten den Vorrang vor medikamentösen Behandlungen haben.

Mirtazapin oder Doxepin helfen

Manifest depressive Symptome sollten allerdings konsequent behandelt werden, wobei der sedierende Effekt von vielen Antidepressiva zu einer raschen Entlastung der Patienten führen kann. Auch wenn depressive Symptome nicht im Vordergrund stehen, sind Substanzen wie Mirtazapin oder Doxepin hilfreich, wie auch niederpotente Neuroleptika, denen der Vorzug gegeben werden sollte gegenüber Substanzen, die über den Benzodiazepinrezeptor wirken.

Insomnie erhöht Krebsrisiko

Schlafstörungen lösten zwar keine Krebserkrankung aus, aber einige Studien gäben Hinweise auf ein moderat erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Krebserkrankungen durch Insomnie, obstruktive Schlafstörungen oder Schichtarbeit, möglicherweise durch oxidativen Stress oder Störungen des Immunsystems, so Strik. Bei bestehender Erkrankung beeinflussten sich Tumor, Schlaf und die genannten Faktoren plus zusätzliche familiäre Belastungen nachgewiesenermaßen gegenseitig. Zudem ist es denkbar, dass Störungen des circadianen Rhythmus sowohl Effektivität als auch Nebenwirkungsrate von Tumortherapien beeinflussen können, wobei hier kaum belastbare klinische Daten existieren. 

Indirekten Auswirkungen von Schlafstörungen

Strik möchte dafür sensibilisieren, Krebskranke auch nach ihrem Schlaf zu befragen. „Dabei bekommt man zudem Informationen zu Begleiterscheinungen und die onkologisch behandelnden Kollegen könnten dann entscheiden, etwa einen Schlafmediziner zur Behandlung dazu zu holen. Im klinischen Alltag haben wir damit schon gute Ergebnisse erzielen können, so Strik. Das gebe Mut und Zuversicht und verbessere die Stimmungslage.  „Diese indirekten Auswirkungen sind in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen“, weiß Strik.

Jahreskongress der DGSM vom 10. bis 12.11. 2022 im RheinMain CongressCenter Wiesbaden

Quelle: DGSM
 

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