Unklares Anfallsleiden: Diagnostik künftig daheim?

G-BA fördert Entwicklung neuer Versorgungsansätze
ab
Epilepsien, Synkopen, Krämpfe und Co. zu Hause diagnostizieren?
© Viacheslav Yakobchuk/stock.adobe.com
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Menschen mit unklaren Anfallsleiden soll künftig eine Diagnostik zu Hause ermöglicht werden, anstelle eines mehrtägigen Krankenhausaufenthaltes. Das vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) unterstützte Forschungsprojekt ist jetzt an der Berliner Charité gestartet. Übergeordnetes Ziel ist die Verlagerung von bisher stationären Leistungen in den ambulanten Sektor.

Rund 5,5 Millionen Menschen deutschlandweit leiden unter Anfällen unbekannter Ursache, es kann sich dabei beispielsweise um Epilepsien, Synkopen oder Krämpfe handeln. Innovative, tragbare Video-EEG-Monitoring-Systeme, sogenannte Wearables, und eine Datenauswertung mittels Künstlicher Intelligenz soll Betroffenen, insbesondere in ländlichen Regionen, zukünftig einen schnellen, effizienten und sektorenübergreifenden Zugang zu der bisher stationär durchgeführten Diagnostik im häuslichen Umfeld ermöglichen. 

Mehrtägiges Video-EEG

Ausgestattet mit einem mobilen EEG-Gerät und einer Kamera wird ein mehrtägiges Video-EEG erstellt, während Patient:innen ihrem Tagesablauf weiter folgen, im Homeoffice arbeiten oder Kinder betreuen können. Das Team an der Charité plant eine prospektive, multizentrische, randomisiert kontrollierte Interventionsstudie an fünf Epilepsiezentren, die die niedergelassenen mitbehandelnden Ärztinnen und Ärzte einbezieht. 

G-BA-Förderung für neue Wege der Versorgung

Der G-BA fördert Forschungsprojekte zur Erprobung von Ansätzen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und neue Wege in der Versorgung erschließen. Nach erfolgreicher Evaluation und Empfehlung durch den Innovationsausschuss können diese in die Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. „Die Themen der aktuellen Förderwelle zeigen einmal mehr, dass Projekte, die zur Digitalisierung der Gesundheitsversorgung beitragen und der Verlagerung von bisher stationären Leistungen in den ambulanten Sektor  in interdisziplinären und sektorenübergreifenden Versorgungsnetzwerken – dienen, weiterhin an Bedeutung gewinnen“, sagt Prof. Dr. Elke Schäffner, Sprecherin der Plattform – Charité Versorgungsforschung. Eines der neu geförderten Projekte nutzt computationale Ansätze in der Neurologie und wird an der Charité koordiniert:

16 weitere Vorhaben

Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) hat bundesweit 16 weitere Vorhaben zur Entwicklung neuer Versorgungsansätze auf den Weg gebracht. An folgenden Vorhaben sind Teams der Charité als Partner beteiligt: 

  • EVA-RADIUS: Evaluation eines interaktiven sektorenübergreifenden „Blended-Treatment“-Ansatzes bei Alkoholkonsumstörungen nach Entzug – ein kombinierter Ansatz von klassischer Psychotherapie und Online-Tools. Konsortialführung: Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH,  Projektleitung an der Charité: Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz und Privatdozent Dr. Christian Müller, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Charité Campus Mitte
  • PeriOP-CARE HF: Patientinnen und Patienten mit Herzschwäche haben vor, während und nach Operationen ein erhöhtes Komplikationsrisiko. Das Projekt erprobt daher eine perioperative interdisziplinäre, intersektorale Prozess-Optimierung bei Herzinsuffizienz. Konsortialführung: Justus-Liebig-Universität Gießen, Projektleitung an der Charité: Prof. Dr. Sascha Treskatsch, Klinik für Anästhesiologie mit Schwerpunkt operative Intensivmedizin, Campus Benjamin Franklin

Hintergrund

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat seit 2016 den Auftrag, neue Versorgungsformen, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und Versorgungsforschungsprojekte, die auf einen Erkenntnisgewinn zur Verbesserung der bestehenden Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung ausgerichtet sind, zu fördern. Hierfür wurde beim G-BA ein Innovationsausschuss eingerichtet. Die gesetzlich vorgesehene Fördersumme zur Erprobung und Evaluation neuer Versorgungsformen und für die Versorgungsforschung beträgt in den Jahren 2020 bis 2024 jeweils 200 Millionen Euro. 80 Prozent der Mittel sind für die Förderung neuer Versorgungsformen vorgesehen, 20 Prozent der Mittel für die Förderung der Versorgungsforschung. Der Innovationsfonds wird von Mitteln der gesetzlichen Krankenkassen aus dem Gesundheitsfonds getragen. Mit den jetzt bewilligten Projekten hat und hatte die Charité die Konsortialführung von insgesamt 50 laufenden oder bereits abgeschlossenen Projekten inne – davon 17 Projekte im Bereich Neue Versorgungsformen, 28 im Bereich Versorgungsforschung sowie fünf Projekte zur Entwicklung und Weiterentwicklung medizinischer Leitlinien. Bei insgesamt 34 Projekten ist und war die Charité als Konsortialpartnerin beteiligt.

Quelle: Charité – Universitätsmedizin Berlin

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