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Welche Gesundheitsprobleme verursachen bakterielle Antibiotikaresistenzen in Deutschland?

Studie deckt Verlust an gesunden Lebensjahren in der Bevölkerung auf
Hardy-Thorsten Panknin, Matthias Trautmann
Foto einer Petrischale mit einem gegen einige Antibiotika resistenten Erreger
© Saiful52/stock.adobe.com
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Die Bestimmung der Resistenz vieler in Krankenhäusern und Laborzentren nachgewiesener Infektionserreger gehört zu den Kernaufgaben mikrobiologischer Laboratorien. In den Erreger- und Infektionsstatistiken der Krankenhäuser werden die Resistenzraten allerdings meist nur als prozentuale Zahlenwerte für bestimmte Spezies dargestellt. Auch das Europäische Resistenznetzwerk (European Antibiotic Resistance Surveillance Network, EARS) stellt für jede Spezies lediglich Prozentsätze der Resistenz dar. Aus den zuletzt 2023 aktualisierten Daten lassen sich für 8 in Klinik und Praxis häufig vorkommende bakterielle Spezies wichtige Trends über mehrere Jahre ablesen [1].

In der Bevölkerung häufig vorkommende Infektionskeime wie Escherichia coli oder Staphylokokken verursachen inzwischen in einem ernst zu nehmenden Prozentsatz Infektionen, die nicht mehr mit Standardantibiotika behandelbar sind. In der Allgemeinpraxis sind häufige Erreger dieser Gruppe Pneumokokken als Erreger von Atemwegsinfektionen und Escherichia coli als Erreger von Harnwegsinfektionen. Im Krankenhaus dagegen sind typische Problemkeime Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii. Letztere können bei Multiresistenz schwere Behandlungsprobleme aufwerfen.

Die Frage ist, ob sich diese erschwerte Behandelbarkeit resistenter Erreger auf die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung ins­gesamt auswirkt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Humboldt-Universität Berlin und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des Robert Koch-Instituts sowie zahlreicher weiterer inter­nationaler Universitäten und Institutionen sind der Frage jetzt mittels moderner statistischer Methoden auf den Grund gegangen [2].

Methodik der Studie

Die Erregerdaten und Resistenzen wurden aus dem EARS-Netzwerk entnommen [1]. Weiterhin wurden allgemeine Gesundheitsdaten der Bevölkerung aus gängigen Statistikprogrammen gewonnen. Die Autoren verwendeten als Indikator für die gesundheitlichen Folgen der Antibiotikaresistenz die beiden in der englischsprachigen Literatur bekannten Parameter altersadjustierte Mortalität und DALY. Altersadjustierte Mortalität bedeutet, dass nur diejenigen durch ein Infektionssyndrom verursachten Todesfälle berechnet wurden, die über die in der jeweiligen Lebensaltersstufe statistisch zu erwartende Mortalität hinausgingen. DALY bedeutet „disability-adjusted life years“, also Lebensjahre, die mit einer gesundheitlichen Einschränkung oder Behinderung als Folge einer im Verlauf des Lebens eingetretenen Erkrankung verbracht werden. Die Krankheiten, die für die ­Studie betrachtet wurden, waren 12 ausgewählte Infektionssyndrome, welche entweder durch antibiotikaempfind­liche oder durch antibiotikaresistente Erreger verursacht werden können. Für jede dieser Erkrankungs-/Erregerkombinationen errechneten die Autoren, um wie viel Lebensjahre die ideale, in Gesundheit verbrachte Lebens­erwartung einer betroffenen Patientin/eines betroffenen Patienten verkürzt wird, wenn der Erreger eine Antibiotikaresistenz aufweist. Berücksichtigt wurden die 8 Erregerspezies, die im europäischen Resistenznetzwerk EARS (European Antibiotic Resistance Surveillance Network) erfasst und dokumentiert werden. Das Prinzip der Mortalität und der DALY ist in Abbildung 1 dargestellt. Nicht berechnet wurde in der Studie der sonst in derartigen wissenschaftlichen Studien angegebene Parameter der YLL („years of life lost“), das heißt die Verkürzung der idealen Lebenserwartung durch einen eingetretenen Todesfall.

 

Entnommen aus MT im Dialog 10/2025

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