Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert

Buchbesprechung
Hardy-Thorsten Panknin
Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert
Das auf 80 Seiten geschriebene, nachdenkliche und auch zugleich ermutigende Buch, kann der Pandemie auch einen Sinn abgewinnen.
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Neue Seuchen beziehungsweise kontagiöse Infektionskrankheiten treten auf, breiten sich aus und verschwinden nach einiger Zeit scheinbar wieder; seit Jahrtausenden beobachtet man diese Erscheinung.

Ein Grund dafür ist, dass die krankheitsverursachenden Mikroben sich ständig verändern. Ein anderer Grund wird deutlich, wenn Krankheiten, die erst nur bei Tieren vorkamen, plötzlich auch beim Menschen auftreten. Unser Immunsystem hat keine Abwehrkräfte gegen diese neuen Krankheiten. Treten sie in dicht besiedelten Gegenden auf, verbreiten sie sich rasch und die Infektion wird zur Seuche. Je mehr Menschen aber der Krankheit ausgesetzt sind, desto häufiger entwickelt der Körper auch eine Immunität gegen die Krankheit; je mehr Menschen immun werden, desto ungefährlicher wird die Krankheit schließlich. Der promovierte Physiker und Bestsellerautor Paolo Giordano – ein 38-jähriger Italiener – beschreibt das Dilemma der Corona-Epidemie in Italien aus seiner ganz persönlichen Perspektive. Er schreibt: „Wir gehören einer Generation an, die wie keine andere an Wechsel und Reisen gewöhnt ist. Doch wenn es um Ansteckung geht, ist unsere Effizienz auch ein Fluch. Denn die Viren sind schneller als wir.“ In der Tat: Es ist praktisch heute ausnahmslos der Flugverkehr, der Epi- und Pandemien die Ausbreitungsplattform bietet. Dadurch und durch die zunehmende Besiedlung vor allem der Ballungsräume ist es nicht zu verhindern, dass pandemisch verlaufende Infektionskrankheiten sehr schnell auch zu uns nach Europa kommen können und hier Ausgangspunkt der Weiterverbreitung sein können. Solange die Menschen über Generationen in einem begrenzten Gebiet lebten und nur dann abwanderten, wenn die Bevölkerung zu groß wurde, war auch die Ausbreitung von Krankheiten eingeschränkt. Als beispielsweise die Europäer ihren Handel ausweiteten und Seide und Gewürze aus Asien erwarben, brachten die Kaufleute Krankheiten mit, die in Europa nie zuvor aufgetreten waren und gegen die die Menschen keine Abwehrstoffe hatten.

An dem Faktum hat sich gegenwärtig nichts geändert! Vieles, was gewiss war, ist jetzt ungewiss, aber eines ist sicher: Die COVID-19-Pandemie wird uns und unser Leben auch verändern, so der Autor. Die Pandemie ist also auch eine Einladung zum Nachdenken. Die Zeit in Quarantäne bietet Gelegenheit dazu. Wie gestalten wir den neuen Alltag danach? Das Buch regt an, sich mit dieser kommenden neuen Welt intensiv und kritisch auseinanderzusetzen. Denn eines ist klar: Der Stillstand, in dem wir uns befinden, wird auch unabsehbare Folgen haben – verlorene Arbeit, geschlossene Geschäfte, Staus in allen Bereichen. Aber der Gedanke, was nachher geschehen wird, ist gegenwärtig noch zu komplex. Das auf 80 Seiten geschriebene, nachdenkliche und auch zugleich ermutigende Buch, kann der Pandemie auch einen Sinn abgewinnen. Wir müssen zu der Erkenntnis gelangen, dass vor allem die Mensch – also wir – diejenigen sind, die in ihrem Handeln die Bedingungen für das vermehrte Auftreten von bisher wenig oder nicht beobachteten Infektionskrankheiten ermöglichen. Die SARS-Pandemie verdeutlichte auf exemplarische Weise im neuen Jahrtausend, dass Infektionsepidemien weiterhin zur permanenten latenten Bedrohung der menschlichen Gesundheit und Zivilisation gehören. Die Wahrscheinlichkeit der Manifestationen von Infektionsepidemien erhöht sich überall dort, wo eine hohe Populationsdichte, mangelnde Hygiene und hohe Mobilität zusammenkommen. Wir können aber aus dem jetzigen Ausbruchgeschehen wertvolle Handlungsverbesserungen und Schlussfolgerungen für die Gesundheitsversorgung ziehen, die uns für zukünftige Infektionsausbrüche – zumindest in der westlichen Welt – wappnen. Der Autor wird einen Teil der Einnahmen an medizinische Forschungseinrichtungen spenden und an jene Menschen, die sich um die Kranken bemühen.

In Zeiten der Ansteckung: Wie die Corona-Pandemie unser Leben verändert.
Von: Paolo Giordano, 2020, Rowohlt Taschenbuch; ISBN: 978–3499005640, Preis: 8,00 Euro

Entnommen aus MTA Dialog 6/2020

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