Zu selten und zu spät

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In Deutschland wird häufig zu selten oder zu spät geimpft. Fotolia/harryfoto
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Die neue Auswertung von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen zeigt Defizite, Fortschritte und große regionale Unterschiede bei den Impfquoten.

Immer weniger ältere Menschen lassen sich gegen Grippe (Influenza) impfen. Bei 15-jährigen Mädchen sind nach leichtem Anstieg der Impfquoten 30,5 % gegen humane Papillomviren (HPV) geimpft. Zwei Drittel der Kleinkinder haben eine vollständige Rotavirus-Impfung erhalten. Pro Landkreis sind durchschnittlich 434 Zweijährige nicht vollständig und 65 Zweijährige gar nicht gegen Masern geimpft. Die neue Auswertung von Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) zeigt Defizite, Fortschritte und große regionale Unterschiede bei den Impfquoten.

„Die KV-Impfsurveillance ermöglicht es, die zeitgerechte Umsetzung von Impfempfehlungen zu überwachen und Lücken zu identifizieren. Daher ist eine Verstetigung dieser Surveillance dringend erforderlich“, erläutert Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts. Die Studienergebnisse sind im Epidemiologischen Bulletin 1/2017 veröffentlicht.

Mit der aktuellen Veröffentlichung liegen erstmals Daten zur Inanspruchnahme der Rotavirus-Impfung vor. Die Ständige Impfkommission empfiehlt diese Impfung seit 2013, sie sollte im Alter von sechs bis zwölf Wochen beginnen und mit 32 Wochen abgeschlossen sein. Die Impfquote für eine vollständige Impfserie liegt beim Geburtsjahrgang 2014 bei 66 %.

"Deutschland das Schlusslicht der Masernelimination"

Auf Kreisebene ist die Spannweite sehr groß, im Landkreis Rosenheim (Bayern) sind nur 15,4 % der Säuglinge komplett gegen Rotaviren geimpft, in Dessau-Roßlau (Sachsen-Anhalt) sind es 89,3 %. Bei der Rotavirus-Impfung ist der zeitgerechte Impfbeginn wichtig, weil mit zunehmendem Alter der Impflinge ein geringfügig erhöhtes Risiko für Darminvaginationen (Einstülpung eines Darmabschnitts in einen anderen Abschnitt) besteht. Die erste Impfstoffdosis erhalten jedoch nur 89 % der Kinder zeitgerecht.

Auch die Masernimpfung erfolgt nicht immer zeitgerecht. „Schlimm, dass Deutschland inzwischen in Europa das Schlusslicht der Masernelimination darstellt“, betont Wieler. Erstmals haben die RKI-Wissenschaftler die absolute Zahl der Kinder hochgerechnet, die zum empfohlenen Zeitpunkt nicht oder nicht vollständig gegen Masern geimpft sind. Die erste Masernimpfung wird für den Altersbereich von 11 bis 14 Monaten empfohlen, die zweite Impfung für 15 bis 23 Monate alte Kinder.

Im Alter von 24 Monaten waren nach der neuen Auswertung bundesweit 150.000 Kinder des Jahrgangs 2013 nicht vollständig und weitere 28.000 Kinder gar nicht gegen Masern geimpft. Die Problemregionen liegen vorwiegend in den Ballungsräumen. In Dresden, Hamburg, Köln, Leipzig und München hatten im Alter von 24 Monaten jeweils zwischen 2.000 und 4.100 Kinder des Jahrgangs 2013 keinen ausreichenden Masern-Impfschutz, in Berlin sogar 7.300.

Wichtige Informationslücken geschlossen

Für die zweite Masern-Impfung der Kinder im Alter von 24 Monaten ist jedoch ein starker Aufwärtstrend zu beobachten, von 59,1 % beim Geburtsjahrgang 2004 auf 73,7 % beim Geburtsjahrgang 2013. Bei der Influenza-Impfung der Senioren dagegen ist der Trend rückläufig. Waren in der Saison 2009/2010 noch 47,7 % der mindestens 60-Jährigen geimpft, so ist der Anteil in der Saison 2015/2016 auf 35,3 % gesunken.

Die Ergebnisse der KV-Impfsurveillance schließen wichtige Informationslücken. Sie können mit dem etablierten Instrument der Impfquotenerfassung bei Schulanfängern nicht oder nicht in der erforderlichen Aktualität und Differenziertheit erhoben werden. Aktuell betreibt das RKI die KV-Impfsurveillance mit finanziellen Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit als Projekt. Sie als Routine-Instrument und zweite Säule des Impfquoten-Monitorings in Deutschland langfristig zu etablieren, wäre mehr als wünschenswert.


Quelle: idw/Robert Koch-Institut, 05.01.2017


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