Zunahme von Infektionen durch ­A-Streptokokken – ein ­weltweites Problem

Hardy-Thorsten Panknin
Aufnahmen gelb gefärbter  Streptokokken der Gruppe A (GAS), Streptococcus ­pyogenes
In gelb gefärbte Streptokokken der Gruppe A (GAS), Streptococcus ­pyogenes © National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), public domain
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Hintergrund: Die Nachwirkungen der COVID-19-Pandemie treten in vielen Bereichen erst heute in vollem Umfang in Erscheinung. Für das Gesundheitswesen bedeuten viele medizinische Spätfolgen eine zusätzliche Belastung.

Chronische Erkrankungen wie Long COVID oder ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom), Bildungslücken der Schülerinnen und Schüler und soziale Anpassungsprobleme von Jugendlichen sind inzwischen als Folgeprobleme der Pandemie anerkannt. Auf infektiologischem Gebiet ergibt sich eine Belastung durch den unerwarteten „Rebound“ (engl. für „Zurückschnellen“) von allgemeinen Atemwegsinfektionen. Ursächlich hierfür ist eine vermehrte Zirkulation viraler und bakterieller Atemwegs­erreger in der Bevölkerung, die durch die Wiederaufnahme lebhafter Sozialkontakte nach dem Ende der Coronaschutzmaßnahmen zustande kommt. Auch das Husten und Niesen in die Ellenbeuge, während der Pandemie vom Robert Koch-Institut propagiert, ist teilweise leider wieder durch ein recht unkontrolliertes Verhalten ersetzt worden.

Zunahme von Streptokokkeninfektionen

A-Streptokokken (syn. Streptococcus pyogenes) werden ebenso wie die genannten Erreger durch Tröpfcheninfektion (Anhusten, Sprechen und direkte Gesichtskontakte) übertragen. Sie können sowohl oberflächliche, meist spontan ausheilende Infektionen wie eine Angina tonsillaris als auch invasive oder sogar lebensbedrohliche Erkran­kungen verursachen. Als invasive Infektionen werden Erysipele (Wundrose), Weichgewebsinfektionen, Septikämien, Meningitiden, Endokarditiden oder Kindbettfieber bezeichnet. Da Streptokokken­infektionen in Deutschland nicht meldepflichtig sind, ist die Inzidenz nach der COVID-19-Pandemie in Deutschland nicht anhand von Meldezahlen darstellbar. In anderen europäischen Ländern ist eine allgemeine Meldepflicht oder zumindest eine Meldepflicht für invasive Infektionen gegeben. Eine Grafik des englischen Gesundheitsdienstes zeigt beispielsweise, dass gerade im ersten Jahr nach dem Ende der Coronaschutzmaßnahmen eine dramatische Zunahme von Streptokokkeninfektionen zu verzeichnen war. Aber auch im zweiten Folgejahr lagen die Zahlen immer noch über dem präpandemischen Niveau (Abbildung 1).

Weltweit, besonders im ostasiatischen Raum, nehmen darüber hinaus schwere Verläufe einer A-Streptokokkeninfektion (nekrositierende Fasziitis, steptococcal toxic shock syndrome, STSS) dramatisch zu. Die Ursachen hierfür werden aktuell erforscht (siehe Kasten). Einerseits scheinen besonders virulente Klone von A-Streptokokken aufzutreten, die sich aggressiver verhalten und zur systemischen Ausbreitung im menschlichen Körper neigen. Daneben scheint auch eine verminderte Immunität infolge der reduzierten Erregerkontakte während der Pandemie eine Rolle zu spielen. Viele Menschen verfügen heute nicht mehr über ausreichend hohe Antikörpertiter gegen die in der Bevölkerung zirkulierenden Genotypen der Erreger. Eine andere Gruppe vertritt die These, dass die anhaltenden Infektionen das Immunsystem geschwächt haben.

 

Entnommen aus MT im Dialog 12/2025

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