Zunehmend Unfälle durch „Smombies“

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Smombies
Prof. Martin Lacher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am UKL, befürchtet eine Zunahme von Smartphone-bezogenen Unfällen bei Kindern und Jugendlichen. UKL
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Ärzte der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) haben die weltweit erste Fallserie von Smartphone-bezogenen Unfällen bei Kindern und Jugendlichen veröffentlicht.

Die Ergebnisse sind nun in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Pediatric Emergency Care" veröffentlicht worden. Untersucht wurden Fälle von Kindern und Jugendlichen, die am UKL behandelt wurden, aus den Jahren 2008 bis 2018.

Man nennt sie auch "Smombies" - ein Kunstwort aus den Begriffen "Smartphone" und "Zombie". Gemeint sind Menschen, die durch den ständigen Blick auf ihr Telefon so stark abgelenkt sind, dass sie ihre Umgebung kaum noch wahrnehmen. 2015 wurde es von einer Jury bereits einmal zum "Jugendwort des Jahres" gewählt.

Doch es klingt lustiger, als es in Wirklichkeit ist. Denn den "Smombies" fehlt auch der Blick für mögliche Gefahren zum Beispiel im Straßenverkehr. "Schlimmer noch: 'Smombies' werden selbst zur Gefahr. Sie stoßen mit anderen Fußgängern oder Radfahrern zusammen oder laufen, ohne den Blick zu heben, über die Straße", erklärt Prof. Martin Lacher, Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie am UKL.

In ihrer Studie untersuchten die Kinderchirurgen alle Fälle, in denen das Smartphone eine Rolle spielte. Acht der zehn Fälle geschahen erst 2016 oder später. Denn immer mehr Kinder und Jugendliche besitzen schon in jungen Jahren ein eigenes Mobiltelefon.

Mädchen verfallen eher einer Smartphone-Sucht

Die Patienten wurden in der Studie auch dahingehend eingeteilt, ob ihre Rolle beim Unfall aktiv oder passiv war. Neben nur zwei Passivfällen, in denen Kleinstkinder leichte Blessuren erlitten, weil ihre Eltern sie mit dem Smartphone verletzten, schlugen acht Fälle mit aktiver Rolle zu Buche.

Mehrere Mädchen erlitten dabei schwere Verletzungen: Ein glücklicherweise nur mit 30 Kilometer pro Stunde fahrendes Auto erfasste eine 12-Jährige, die die Straße überquerte und dabei ausschließlich auf ihr elektronisches "Spielzeug" schaute - Diagnose Beckenringfraktur. Und eine 16-Jährige fiel in einer Silvesternacht durch ein Glasdach, als sie gerade ein Foto von sich selbst machte. Sie erlitt ein schweres Wirbelsäulentrauma (multiple Wirbelkörperfrakturen) und Schnitte an der Hand. Einem weiteren Mädchen, ebenfalls 16, rollte ein Auto über die Hand, als sie ihr Smartphone von der Straße aufheben wollte.

Dass laut Studien dabei eher Mädchen einer gewissen Smartphone-Sucht verfallen, war auch bei der Fallerie der Leipziger Kinderchirurgen zu beobachten: Nur bei zwei der zehn Fälle stand ein Junge im Zentrum des Geschehens.

Beim Blick auf die mögliche Entwicklung derartiger Unfälle zeigt sich Prof. Lacher eher pessimistisch: "Bald werden wir den ersten Todesfall in Deutschland erleben. Da bin ich mir ziemlich sicher", so der UKL-Klinikdirektor. Prof. Martin Lacher.



Quelle: UKL, 17.04.2019

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