Historische Krankheiten aus einer modernen Perspektive – die amerikanische Erfahrung

Hardy-Thorsten Panknin
Cover des Buchs: Historische Krankheiten aus einer modernen Perspektive – die ­amerikanische Erfahrung von  James A. Shaw
© Springer
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James A. Shaw ist ein kürzlich pensionierter, akademischer orthopädischer Chirurg mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Unterrichten, Schreiben und Vortragen. Er arbeitete aber auch in der klinischen Praxis, wo er sich auf Handchirurgie und Gelenkersatz spezialisierte. Er hat umfangreich in Peer-Reviewed-Zeitschriften veröffentlicht, Kapitel in orthopädischen Lehrbüchern verfasst und in Gutachtergremien mehrerer akademischer Zeitschriften mitgewirkt.

Der Springer Verlag in Heidelberg hat nun sein neues Buch aus dem Jahre 2024, „Historische Krankheiten aus einer modernen Perspektive“, in die deutsche Sprache übersetzt. Die Intention des Autors zu diesem Werk war es, die heute in Vergessenheit geratenen gemeingefährlichen Infektionskrankheiten wie Wechselfieber, Schiffsfieber, Blaue Pest, Quincy, Scharlach, Franzosenkrankheit, Schwindsucht, Stauungsfieber, Schwarze Pest, Bronze John, Knochenbrecherfieber und so weiter in ihrem Ursprung zu ver­stehen, da diese in den heutigen medizinischen Fachwerken nur geringe Beachtung erfahren. Nicht selten werden alte Krankheiten und/oder Symptome unzureichend oder falsch beschrieben und in antiquaren Büchern oft nur oberflächlich behandelt oder eher am Rande erwähnt.

Infektionskrankheiten der Vergangenheit

Dem Autor ist es mit seiner 300-Seiten-Monografie beein­druckend gelungen, eine prägnante Referenz über die alten gemeingefährlichen Infektionskrankheiten zu schaffen. Diese hatten für unsere Ahnen eine große Bedeutung, denn sie kosteten Millionen von ihnen das Leben. Das Buch beginnt mit einem Kapitel, das historische Theorien zur Krankheitsursache, -präven­tion und -heilung skizziert. Es ist dazu gedacht, eine Perspektive und ein kontextuelles Verständnis für die folgenden krankheitsspezifischen Kapitel zu vermitteln.

Die weiteren Kapitel behandeln infektiöse Krankheiten, durch Vektoren übertragene/zoonotische, fäkal-orale, sexuell übertragbare Krankheiten, Substanzgebrauchsstörungen, parasitäre, ernährungsbedingte, Pilzkrankheiten und bodenbezogene bakterielle Krankheiten von großer historischer Bedeutung, die Individuen in den Jahren vor der aktuellen Ära der Krankheitsidentifikation, dem -verständnis und der -behandlung betroffen haben. Ein Hinweis auf eine Befürchtung beendet viele der Krankheitsabschnitte im gesamten Text: Es handelt sich um die allgegenwärtige Bedrohung durch das Auftreten oder Wiederauftreten von Krankheiten in lokalisierter, epidemischer oder pandemischer Form, die potenziell das Leben vieler Menschen gefährden können.

Zwei besorgniserregende Bereiche

Der Autor nennt dabei zwei Haupt­bereiche der Besorgnis: Der erste ist das Nachlassen der Impfimmunitäten in einem Großteil der Weltbevölkerung, einschließlich der USA, zusammen mit dem aktuellen Trend der Impfzurückhaltung. Eine ungeimpfte oder unzureichend geimpfte Bevölkerung ist einem großen Risiko ausgesetzt, besonders in einer globalisierten Welt, in der die Übertragung von Krankheiten von einem Gebiet zum nächsten eine allgegenwärtige Möglichkeit ist – die COVID-19-Pandemie sei hier als Beispiel par excellence genannt. Darüber hinaus sind für viele Krankheiten derzeit keine wirksamen Impfstoffe verfügbar. Dies zeigt die Notwendigkeit für Forschung und Entwicklung auf.

Das zweite Anliegen ist die ständig zunehmende bakterielle Resistenz gegen bestehende Antiinfektiva, das Auftreten von „Superbugs“, die gegen mehrere oder alle Antibiotika resistent sind. Kritiker betonen den Mangel an neuen Antibiotika zur Bekämpfung dieser Organismen und die fehlenden Mittel für Forschung und Entwicklung, um diese Lücke zu füllen. Ebenso hat das Auftreten von insektizidresistenten Mücken und anderen krankheitsübertragenden Vektoren die Fähigkeit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und anderer nationaler und internationaler Organisationen, Malaria und weitere durch Vektoren übertragene Krankheiten zu bekämpfen, eingeschränkt. Der Klimawandel hat die Brutzeit verlängert und die Verbreitung von Mücken, Zecken und anderen Insektenvektoren begünstigt. Dies erschwert die internationalen Bemühungen zur Krankheitsprävention weiter.

In summa: Das Werk kann jeder/jedem an Infektionskrankheiten Interessierten zum Vertiefen des Wissens über ihre Ursachen sowie ihre Prävention wärmstens empfohlen werden. Es schließt eine Lücke zum Verständnis „alter beziehungsweise vergangener Infektionskrankheiten“ über ihre Ätiologie.

Originaltitel: Historical Diseases from a Modern Perspective
Von: James A. Shaw, deutsche Übersetzung, Springer, 2025, ISBN: 978–3031750496, Preis: 22,99 Euro

 

Entnommen aus MT im Dialog 11/2025

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