Neues Buch von Christina Haese

Ludwig Zahn
Cover des Buchs „In 80 Keimen um die Welt“ von Christina Haese
© Wiley-VCH
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Die Autorin des neuen Buches „In 80 Keimen um die Welt“ ist MT im Dialog-Leserinnen und -Lesern keine Unbekannte. Sie ist nicht nur im Orgateam der MiBi-Tage des DVTA, sondern schreibt regelmäßig Fach­beiträge in der Zeitschrift. Zudem hat sie bereits das Buch „Medizinische Mikrobiologie für Dummies“ zusammen mit Prof. Ralf-Peter Vonberg geschrieben.

Mit dem nun vorgelegten Buch mit dem zunächst etwas seltsam klingenden Titel beschreibt Haese „80 Keime“ und ihre Geschichte. Mit Steckbriefen werden jeweils die wichtigsten ­Fakten zusammengefasst. Doch zunächst zum Titel. Wie schnell erkennbar ist, handelt es sich um eine Reminiszenz an den bekannten Roman von Jules Verne, „Reise um die Erde in 80 Tagen“, von 1872. Dies ist auch die Zeit, in der es zahlreiche Entdeckungen und Fortschritte in den Naturwissenschaften gab. Dazu zählt die Mikrobiologie, die allmählich Fahrt aufnahm.

Nach einer Einführung in die Geschichte der Bakteriologie mit dem Verweis auf die Entdeckungen von Antoni van Leeuwenhoek und der langen Phase, bis daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen wurden, gibt es eine kurze Stippvisite bei den verschiedenen Färbungen. Immer wieder nimmt Haese Bezug auf Vernes Roman und die einzelnen Etappen der Weltreise. Dies zieht sich durch das ganze Buch. Nach der Einführung beginnt die Reise zu den Parasiten, die mit dem Kleinen Leberegel startet, der den ersten Steckbrief erhält (gefolgt von Nummer 2, dem Großen Leberegel). Nach einer kleinen Zwischenetappe geht es dann über zur Virologie. Beschrieben wird das schwierige Unterfangen, diese überhaupt als Verursacher von Erkrankungen zu finden. Erläutert werden die Versuche von Eduard Mayer, Dimitri Iwanowsky und Martinus Willem Beijernick zur Tabakmosaikkrankheit und die Arbeiten zur Maul- und Klauenseuche von Friedrich Loeffler und Paul Frosch, die als Väter der Virologie gelten. Dargestellt werden die damaligen Herausforderungen der Gewebekulturen zur Anzucht der Viren. Kurz ausgeführt wird die Entwicklung des Elektronenmikroskops, mit dem zum ersten Mal Bilder von Viren gemacht werden können.

Nach den Viren kommen die Pilze an die Reihe. Bereits im Altertum gab es die ersten Beschreibungen von Pilzerkrankungen beim Menschen. Doch erst 1840 bestätigt Robert Remak, dass der Pilz die Ursache der Erkrankung ist. Erst ab 1960 wandte man sich auch der Erforschung der Mykotoxine zu. Nicht fehlen darf natürlich die Ent­deckung des Penicillins durch Alexander Fleming.

Es folgt ein erneutes Zwischenspiel zu den Zuständen in London. Haese beschreibt eindrücklich das kata­strophale Umfeld der städtischen Bevölkerung im Zeitalter der Industrialisierung. Zu Tausenden strömten die Menschen vom Land in die Städte, in der Hoffnung, dort ein besseres Leben zu finden. Unter diesen miserablen hygienischen Bedingungen hatten es Keime leicht. Nach dieser Schilderung beginnen die einzelnen Kapitel zu ausgewählten Erregern. Zu diesen zählt beispielsweise eine der häufigsten und gefürchtetsten Plagen, die Tuberkulose. Ausgeführt wird die mühsame Suche nach der Ursache und die Bekämpfung. Danach folgen Vibrio cholerae und Salmonella Typhi und die weiteren Erreger. Dabei geht sie auf Einzelschicksale wie das von „Typhoid Mary“ oder die Erfolge von Florence Nightingale ein. Immer wieder wird deutlich, wie durch die modernen Transportmittel und Migration Krankheiten sowohl nach Europa gebracht wurden, aber auch umgekehrt in andere Regionen „exportiert“ wurden. Ein Phänomen, das heute in noch größerem Ausmaß und noch schneller stattfindet. Die „Zwischenspiele“ werden geschickt genutzt, um zu neuen Kapiteln überzuleiten wie zum Beispiel mit dem Blick auf das Paris des 19. Jahrhunderts auf das Thema Geschlechtskrankheiten. Zwei Kapitel sind dem Thema „Labor heute: Anzucht und Identifikation von Bakterien“ und „Labor heute: Sensibilitätstestung“ gewidmet. Zudem geht Haese auf die Automatisierung in der Mikrobiologie ein.

Neben den kurzen, aber prägnanten Steckbriefen der jeweiligen Erreger oder zu Mücken, Zecken und Flöhen werden die einzelnen Kapitel durch zahlreiche Bilder aufgelockert. Dazu zählen historische Aufnahmen oder Fotos von Petrischalen, den Erregern und Ähnlichem. Immer wieder geht Haese auf die Labordiagnostik ein, die damals oder heute verwendet wird. Das Buch eignet sich sowohl für Fachpersonal, das sich zu den Hintergründen und geschichtlichen Entwicklungen informieren will, als auch für interessierte Laien. Es ist gewohnt verständlich geschrieben. Es kommt genau zur richtigen Zeit. Denn es werden in den einzelnen Kapiteln immer die Mög­lichkeiten der Impfungen (wo möglich) erwähnt und welchen Segen dies für die Menschheit gebracht hat (zum Beispiel bei Masern, Diphtherie). Gerade in einer Zeit mit zunehmender Impfskepsis wird dies schnell vergessen. Das Buch kann somit allen empfohlen werden, die sich kurzweilig mit den historischen Hintergründen der zahl­reichen Krankheitserreger und ihrem Umfeld beschäftigen wollen.

In 80 Keimen um die Welt
Von: Christina Haese, Wiley-VCH: Weinheim, 2025, ISBN: 978–3–527–34968–5, Preis: 27,90 Euro

 

Entnommen aus MT im Dialog 12/2025

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