So arbeitet man Remote

Von zu Hause aus ein MRT bedienen
Mirjam Bauer
Foto von Tomasz Bienias im Homeoffice
Tomasz Bienias im Homeoffice © Siemens Healthineers; syngo Virtual Cockpit
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Der MTR Tomasz Patrick Bienias ist 36 Jahre alt und hat seine Ausbildung am Universitätsklinikum Bonn (UKB) im Jahr 2010 abgeschlossen. Danach wurde er in die Radiologische Klinik und Poliklinik, Abteilung Neuroradiologie, übernommen. Ursprünglich wollte er eine Ausbildung im Rettungsdienst absolvieren und fand dabei heraus, dass sich die MTRA-Ausbildung gut mit den für ihn spannenden Fächern der Biologie, Physik und Chemie deckte. So absolvierte er die Durchleuchtung, das Röntgen, die Computertomografie (CT), die Digitale Substraktionsangiografie (DSA) und die Kernspintomografie (MRT). Die MRT faszinierte ihn jedoch am meisten.

Stellenwechsel, um mehr zu lernen

Im Sommer 2018 wechselte Bienias an das Institut für Neuroradiologie am Universitätsklinikum Frankfurt am Main. Dort konnte er sein Wissen wiederum vertiefen und durfte weitere Methoden in der MRT erlernen, unter anderem die wichtige pädiatrische Neuro-MRT. Im Frühjahr des Jahres 2021 schloss er eine Weiterbildung zum MRT-­Spezialisten beim DIW-MTA ab.

Aufgrund seines Wunsches, sich nur noch mit der MRT auseinanderzusetzen, verließ er Frankfurt und nahm sich eine Auszeit, um andere MRT-Themen zu erlernen. Während dieser Pause wurde eine Stelle mit optionaler Remote-Arbeit am LMU Klinikum München ausgeschrieben, die er vier Jahre lang ausüben durfte. „Hier führte ich nicht nur das Remote Scanning von MRT-Untersuchungen durch, sondern gestaltete auch als fester Mitarbeiter Online-Vorträge über die MRT bezüglich neuer Techniken und Sequenzparameter“, erklärt Bienias. „Die Durchführung der MRT-Untersuchungen lief remote aus meinem Arbeitszimmer, mit bis zu zwei Untersuchungen simultan.“

Um so professionell arbeiten zu können, war eine intensive Schulung und Zeit vor Ort in München notwendig. Bienias beschreibt diese als eine wunderschöne und sehr bedeutungsvolle Zeit für das Projekt. Während dieser war er in einer Personalwohnung neben dem Klinikum in Großhadern untergebracht und konnte auch nach Feierabend beziehungsweise am Wochenende die abwechslungsreiche Region und seine Kolleginnen und Kollegen in München besser kennenlernen. Auch wenn er zu Beginn ein wenig Ehrfurcht empfand, wieder in der allgemeinen Radiologie tätig zu sein, wurde ihm diese Angst dank der Leitung und des Teams schnell genommen. „Ich habe während meiner Einarbeitung das ganze MRT-Spektrum vor Ort am Gerät und im klinikeigenen Remote-Cockpit-Raum erlernt, damit ich alle Strukturen, Abläufe und Arbeitsumgebungen perfekt kenne. Zudem sorgte die Empathie in einem großartigen Team für ein sehr gutes Verständnis. Das war für die spätere Remote-Distanz enorm wichtig, da das Projekt nach dieser Einarbeitungsphase nach Frankfurt am Main ins Homeoffice ausgebaut wurde.“

Vor- und Nachteile des indirekten Patientenkontaktes

Zu den größten Benefits in der Remote-Arbeit zählen laut Bienias die Flexibilität und die gesteigerte Konzentration, weil die Arbeitsum­gebung ruhiger ist. Diese Eigenschaften erlauben einen deutlichen Mehrgewinn für MTR, Radiologinnen und Radiologen sowie Patientinnen und Patienten. In einem ruhigen Cockpit erfahren Technologinnen und Technologen mehr Entlastung und das wirkt sich aus. Die MRT zählt mit ihrer Technik und Umsetzung zur anspruchsvollen Diagnostik, ein klarer Kopf in der Durchführung ist daher von Vorteil. Mitarbeitende können so schwierige Untersuchungen besser und schneller erlernen. Das Bildniveau kann effizienter gestaltet werden und die Qualität steigert sich. Durch optimierte Bilder können Radiologinnen und Radiologen bessere Ergebnisse befunden und eine neue hochwertige Diagnostik ermöglichen, so der MTR.

„Nachteile bezüglich des Remote Scannens sollte man kritisch hinterfragen und schauen, ob diese berechtigt sind. Falls ja, sollte man die Problematik angehen und verbessern, schließlich wächst man durch offenen Austausch. Ich gehe oft auf Kongresse und tausche mich mit Menschen aus. Dadurch kann ich ihre Ansichten oder Bedenken verstehen und durch Diskussionen sogar einige Prozesse in der Remote ausbauen, vor allem die Patientenferne. Viele technologische Kolleginnen und Kollegen haben die Sorge, dass der Patientenkontakt verloren geht, wenn sie Remote arbeiten, doch es passiert das Gegenteil. Wer sich mit Remote Scanning auseinandersetzt, versteht, dass so ein Konzept immer aus zwei wichtigen Teams besteht, mit klar verteilten Tätigkeiten. Während einer im Remote-Modus die MRT-Scans durchführt (in Klinikräumen oder im Homeoffice), betreut ein anderer die Patientin oder den Patienten vor Ort, als Local Patient Manager. Beide Rollen sollten von MTR besetzt werden, die im Tagesablauf oder in Wochenrotation ihre Funktionen gleichmäßig wechseln. Die hohe Nachfrage der Bilddiagnostik in den letzten Jahren führt oft zu Stress und massivem Zeitdruck in der Patientenkommunikation: Kurze Aufklärung und schnelles Lagern – gefolgt vom langen Liegen in einer dunklen engen Röhre mit schrillen und lauten Geräuschen – bringen Unsicherheiten bei den Patientinnen und Patienten. Diese enden häufig in Komplikationen und schlechter Bildqualität. Patientenmanager sind direkte Ansprechpartner, die sich auf rein organisatorische Tätigkeiten konzentrieren und die Patientinnen und Patienten deutlich besser versorgen. Somit schaffen Remote-Systeme eine Win-win-Situation. Unerfahrene, neue MTR können als Patientenmanager einsteigen, gut angelernt werden, um so die Prozesse in Organisation, Lagerung, Hardware und Spulensystemen in der MRT intensiv und ausführlich zu verstehen. Aus diesem Grund sollte Remote Scanning für alle möglich sein, vor allem für diejenigen, die großes Interesse in der MRT besitzen, denn es könnte unsere komplexe Bilddiagnostik massiv voranbringen“, betont Bienias.

Weitere Chancen für die Arbeit

In festen Arbeitsroutinen werden neue Lösungen meistens kritisch betrachtet, abgelehnt oder ignoriert. Dank Remote können innovative Strategien entstehen, wichtiges Personal in der MRT neu zu verbinden. „Als ehemaliges Mitglied und Mitgründer des Münchner Remote-Standards konnte ich in dieser Zeit von Frankfurt am Main aus täglich die 350 Kilometer entfernten Patientinnen und Patienten am LMU Klinikum München untersuchen. Ohne Umzüge oder dauerhaft hohe Reise­kosten war ich in der Lage, familiäre und private Kontakte ohne Einschränkungen aufrechtzuerhalten“, so der MTR.

MTR, die ebenfalls eine Leidenschaft für die MRT besitzen, jedoch aus körperlichen Gründen nicht mehr in diesem Bereich aktiv sein können – etwa durch spezielle Implantate, Herzschrittmacher oder nach längerer Erkrankung –, erhalten die Chance, sich diesem Bild­gebungsverfahren wieder anzunähern, ohne sich dabei in Gefahr zu bringen.

Schwangere Mitarbeiterinnen profitieren zusätzlich von den Möglichkeiten des Remote. Werdende Mütter müssen besonders achtsam gegenüber Strahlenschutz, Magnetfeldern und Stress sein. In dieser Zeit können sie im Cockpit oder im Homeoffice schonend und nachhaltig agieren. Auch Müttern und Vätern, die in Teilzeit aktiv sein möchten, kann Remote die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.

Remote Scanning in Verbindung mit KI-Einsatz

Zahlreiche Forschende und Firmen beschleunigen mittels künstlicher Intelligenz (KI) die MRT bereits immens. „Ich habe Erfahrungen mit KI zur schnellen Bildgebung während des Remote Scannens kennengelernt. Der nächste Schritt erfolgt in der Organisation, beispielsweise der Planung von MRT-Sequenzen, Protokollen et cetera. Die KI-Einbindung wird überall intensiv diskutiert und könnte nützlich werden, wenn komplette MRT-Scans künftig nur noch wenige Minuten benötigen. Daher empfehle ich jedem, der in der Radiologie KI implementieren möchte, ein professionelles Konzept, auch für das Remote Scanning, damit ein langfristiges und sicheres Arbeiten in der MRT möglich bleibt“, schlägt Bienias vor. Allerdings gebe es Lücken beim Thema KI und Remote Scanning in der Lehre.

Große Eigenverantwortung

Mittlerweile haben andere Kliniken den „Münchner Standard Remote“ übernommen, auch international gab es vermehrten Austausch, etwa Anfragen aus Dänemark, Großbritannien und den USA. Durch den internationalen Dialog wurde Bienias klar, dass die Möglichkeiten im MTR-Beruf in Deutschland vergleichsweise begrenzt sind. Dies zeige sich auch im Werdegang vieler MTR: Etliche verlassen den klinischen Betrieb und orientieren sich in Richtung Industrie oder ganz anders. „Das möchte ich ändern! Neben dem Aufbau von Remote Scanning möchte ich den MTR neue Optionen aufzeigen, ihre Leidenschaft zu entfalten und unseren Beruf voranzubringen. Im Ausland dürfen MTR innerhalb verschiedener Bereiche weiterstudieren und sich mit anerkannten Titeln weiterbilden, in Deutschland geht das nicht beziehungsweise nur auf Umwegen. Benötigt werden deshalb mehr Möglichkeiten, mehr Mentoren und mehr Machbarkeit. Leider ist der Personalmangel überall zu spüren. Deswegen ist es wichtig, die Wissenstransparenz auszubauen: Wir dürfen die guten Schülerinnen und Schüler sowie Mitarbeitenden nicht gehen lassen, weil sie später keine Optionen im Beruf sehen.“

Über seine neue Arbeit, die Tomasz Bienias im Juli 2025 aufgenommen hat, berichten wir in Kürze hier via MT im Dialog.

 

Entnommen aus MT im Dialog 10/2025

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