„Diese Studie zeigt, dass ein signifikanter Anteil der Krebserkrankungen bei Frauen unter 40 Jahren diagnostiziert wird – einer Gruppe, für die es derzeit keine Screening-Richtlinien gibt“, sagte Dr. Stamatia Destounis, Radiologin bei Elizabeth Wende Breast Care (EWBC) in Rochester, New York. „Ärztinnen und Ärzte, die Frauen dieser Altersgruppe betreuen, sollten daher eine Risikobewertung durchführen, um diejenigen zu identifizieren, die aufgrund ihres höheren Risikos von einem intensiveren Screening profitieren könnten.“ Die Ergebnisse wurden auf der Jahrestagung der Radiologischen Gesellschaft Nordamerikas (RSNA) vorgestellt.
Keine Leitlinien für Jüngere
Es wurde betont, dass neue Trends in den USA darauf hindeuten, dass es eine steigende Brustkrebsrate bei jüngeren Frauen geben könnte. Empfohlen wird deshalb eine Überprüfung der altersbasierten Screening-Grenzwerte und Risikostratifizierungsstrategien. Für Frauen mit durchschnittlichem Risiko empfiehlt die U.S. Preventive Services Task Force eine Mammografie-Vorsorgeuntersuchung alle zwei Jahre ab dem 40. Lebensjahr bis zum 74. Lebensjahr. Die American Cancer Society rät zu jährlichen Screening-Mammografien ab dem 45. Lebensjahr, wobei der Beginn zwischen 40 und 44 Jahren möglich ist. Frauen mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko aufgrund bestimmter Faktoren können von einer jährlichen Brust-MRT und Mammografie profitieren, in der Regel ab dem 30. Lebensjahr. Für jüngere Frauen gebe es derzeit keine entsprechenden Leitlinien, so die RSNA.
Umfangreiche Erfassung von Fällen
Dr. Destounis und ihre Kollegin Andrea L. Arieno, B.S., Forschungsleiterin bei EWBC, untersuchten in einer Gemeinschaftspraxis mit sieben ambulanten Einrichtungen im Umkreis von 320 Kilometern (200 Meilen) in der Region Western New York alle Brustkrebsfälle, die zwischen 2014 und 2024 diagnostiziert wurden. Sie erfassten alle Brustkrebsfälle in der Altersgruppe der 18- bis 49-Jährigen und sammelten Informationen aus klinischen Bildgebungsberichten. „Wir haben gezielt Informationen darüber gesammelt, wie der Krebs entdeckt wurde (Screening oder diagnostische Untersuchung), um welche Krebsart es sich handelte und welche anderen Tumoreigenschaften vorlagen“, sagte Dr. Destounis. „Wir schlossen Fälle aus, die kein primärer Brustkrebs waren. Wir analysierten die zeitlichen Trends nach Altersgruppen, Entdeckungsmethode und Tumorbiologie. Dies half uns, zu ermitteln, wie sich Brustkrebs in dieser Patientengruppe manifestiert, wie häufig er auftritt und welche Tumorarten gefunden wurden.“
Viele Tumoren waren invasiv
Insgesamt seien 1.799 Brustkrebsfälle bei 1.290 Frauen im Alter von 18 bis 49 Jahren diagnostiziert worden. Die jährlichen Brustkrebsdiagnosen in dieser Gruppe lagen zwischen 145 und 196, mit einem durchschnittlichen Alter bei der Diagnose von 42,6 Jahren (Spanne 23–49 Jahre). Davon seien 731 (41 %) im Rahmen eines Screenings und 1.068 (59 %) im Rahmen einer diagnostischen Abklärung entdeckt worden. Es habe 1.451 invasive Krebsfälle (80,7 %) und 347 (19,3 %) nicht-invasive Krebsfälle gegeben. „Die meisten dieser Tumoren waren invasiv, das heißt, sie konnten sich über die Brust hinaus ausbreiten, und viele waren aggressive Formen – insbesondere bei Frauen unter 40“, sagte Dr. Destounis. „Einige waren dreifach negativ, eine Form von Brustkrebs, die schwerer zu behandeln ist, da sie nicht auf gängige Hormontherapien anspricht.“
Altersbasierte Screening-Grenzwerte infrage gestellt
Obwohl Frauen unter 50 nur 21 bis 25 % der jährlich untersuchten Patientinnen ausmachten, sei jede vierte Brustkrebsdiagnose jährlich auf sie zurückzuführen gewesen. Das sei bemerkenswert, denn es zeige, dass jüngere Frauen nicht nur einen stabilen und erheblichen Anteil der Brustkrebsfälle tragen, sondern dass ihre Tumoren oft auch biologisch aggressiv seien, betont Destounis. Diese Kombination aus gleichbleibender Inzidenz und überproportional aggressiver Biologie stelle altersbasierte Screening-Grenzwerte direkt infrage und bestärke die Argumente für frühere, risikoadaptierte Screening-Ansätze. Dr. Destounis hob zudem hervor, dass ein wichtiger Aspekt der Studie die bemerkenswerte Stabilität der Zahlen über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg sei. Obwohl insgesamt weniger junge Frauen untersucht worden seien, sei die absolute Anzahl der Brustkrebsfälle in dieser Gruppe nicht zurückgegangen.
Möglichst frühzeitige Risikobewertung
„Das bedeutet, dass dieses Problem nicht verschwindet“, sagte sie. „Es wird uns weiterhin beschäftigen und muss in größerem Umfang angegangen werden. Studien wie diese befürworten ein früheres und individuell angepasstes Screening, um eine frühere Erkennung und bessere Behandlungsergebnisse zu ermöglichen. Diese Daten bekräftigen, dass Frauen unter 50, insbesondere unter 40, nicht standardmäßig als ‚risikoarm‘ eingestuft werden sollten und von einer möglichst frühzeitigen Risikobewertung profitieren können.“ Dr. Destounis mahnte, dass jüngere Patientinnen über Veränderungen in ihrer Brust aufgeklärt und gegebenenfalls mit dem Screening begonnen werden sollte. Das Alter sollte nicht allein als Entscheidungsgrundlage für ein Screening dienen.
Quelle: RSNA
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