Für junge krebskranke Frauen und Männer in Deutschland bestehen gute Heilungschancen: Etwa 80 Prozent der Erkrankten können geheilt werden. Dennoch kann der Krebs einige gravierende gesundheitliche, soziale oder auch finanzielle Folgen nach sich ziehen. Auch die intensiven Therapien sind eine starke Belastung für den Körper – sowohl physisch als auch psychisch. Durch einen Livestream bei Facebook wollen vier Krebserkankte auf die Problematik aufmerksam machen und ihre Erfahrungen weitergeben.
„Wir wollen auch auf diesem Weg jungen Patienten, die gerade die Diagnose erhalten haben oder noch in der Therapie sind, Mut machen und Kraft geben“, erklärt die 31-jährige Claudia. Vor drei Jahren erkrankte sie an Darmkrebs, der sie nicht nur gesundheitlich beeinträchtigte, sondern der auch existenzielle Folgen auf ihr soziales Umfeld hatte. „Während der zweiten Chemo verließ mich mein Mann - wenige Wochen nach unserer Hochzeit“, schildert die junge Frau. Doch ihr „neues“ Leben hat sie komplett im Griff: Sie arbeitet im Außendienst in der Medizintechnik, kümmert sich um ihr einjähriges Patenkind und engagiert sich ehrenamtlich in der Deutschen Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs.
Diese Unterstützung der geheilten Krebserkrankten sei ungemein wichtig für effektive Hilfsangebote der Stiftung. „Ohne dieses Engagement wäre die Entwicklung unserer Stiftungsprojekte nicht möglich. Die Erfahrungen, die sie mitbringen, schaffen nicht nur Vertrauen bei anderen jungen Krebspatienten, sondern beinhalten auch eine große Kompetenz", erläutert Prof. Dr. Mathias Freund, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung.
Bundesweite Hilfe
Jedes Jahr wird am ersten Sonntag im Juni der Cancer Survivors Day begangen. Doch nicht nur an diesem Tag engagiert sich die Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs für die besondere Situation dieser speziellen Altersgruppe. Schon seit vier Jahren setzt sich die Stiftung für eine Verbesserung der Behandlungs- und auch der allgemeinen Lebensbedingungen junger krebskranker Menschen ein.
Bundesweit einzigartig ist das „Junge Krebsportal“, wo Patienten unentgeltliche und kompetente Beratung von Fachärzten erhalten. Regelmäßig finden sogenannte Treffpunkte in mittlerweile zwölf deutschen Städten und Regionen statt, wo sich Betroffene untereinander austauschen können. Im Stiftungsprojekt „Jung & Krebs – Erste Hilfe – Tipps von Betroffenen“ bekommen Patienten, die gerade die Diagnose erhalten haben, wertvolle, praktische und auch Mut machende Hinweise für den Umgang mit der Familie, Freunde, dem Arbeitgeber oder behandelnden Ärzten.
Zukunft mit Familie
Seit anderthalb Jahren engagiert sich die Stiftung auch für die Ermöglichung einer eigenen Familie nach der Krebserkrankung. Betroffene Patienten müssen bisher für die Entnahme und Konservierung der Ei- oder Spermienzellen oder des Eierstockgewebes selbst aufkommen, was bis zu 4.300 Euro kosten kann. Diese Chance nutzte Patrick, 36 Jahre alt. Als junger Student hätte er sich das nicht leisten können. Bei ihm wurde Anfang 2018 Hodenkrebs diagnostiziert. Vor wenigen Wochen schloss er seinen letzten Chemoblock ab.
„Die Änderung nur eines Satzes im Sozialgesetzbuch V würde die Finanzierung durch die Krankenkassen ermöglichen. Wir führen intensive Gespräche mit Bundestagsabgeordneten von Regierung und Opposition. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat versprochen, eine Gesetzesänderung zu unterstützen. Jetzt ist es an der Zeit für Taten“, so Freund.
Ein weiteres Problem für junge Krebspatienten: Ihre Symptome werden häufig nicht ernst genommen oder falsch eingeordnet. Sie erscheinen dem behandelnden Arzt für eine Krebserkrankung einfach zu jung.
Quelle: Deutsche Stiftung für junge Erwachsene mit Krebs (01.06.2018)
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