Inoperabel. Diese Diagnose erhielt Peter K. (Name geändert) nach der Entdeckung seines Lebertumors. Eine operative Entfernung des bösartigen Geschwulstes war nicht möglich, da der Tumor zu nahe an allen zentralen Lebergefäßen wuchs. Zunächst ein niederschmetternder Befund. Doch für Peter K. gab es Hoffnung: Das Zentrum für Radiologisch-Interventionelle Onkologie am UKR bietet Patienten wie ihm eine Therapiemöglichkeit. Der Lebertumor konnte mit der thermischen Tumorablation schonend und millimetergenau entfernt werden. Bei diesem neuen Verfahren wird unter CT-Kontrolle eine Sonde im Körper platziert, die einen Tumor oder Metastasen minimal-invasiv, zum Beispiel durch Hitzeeinwirkung, zerstört.
Am 10. Juli 2018 wurde im RIO-Zentrum ein neuer Interventions-Computertomograf feierlich eingeweiht, der ab sofort Patienten wie Peter K. vorbehalten ist. „Mit dem neuen CT können wir radiologisch-interventionelle Eingriffe unabhängig von Diagnostik-Untersuchungen oder Notfällen planen. Unsere Patienten profitieren von einer schnellen Behandlung, kurzen Wartezeiten und einer schonenden Narkose. Wir erweitern mit diesem CT unsere Kapazitäten und bieten mit der Ausstattung des Geräts auf dem aktuellen Stand der Technik höchste Therapiegenauigkeit“, fasste PD Dr. Lukas Beyer, Leiter des RIO-Zentrums am UKR, die Vorteile der Neuanschaffung zusammen. Bestandteil des Interventions-CTs ist auch die computergesteuerte Navigation der Ablationssonde, die nur in wenigen Kliniken Deutschlands zum Einsatz kommt. Dabei errechnet eine spezielle Software auf Grundlage der CT-Aufnahme und Markern am Körper des Patienten die Einstichstelle und den Einstichwinkel der Sonde, mit der der Tumor punktiert wird, und navigiert den Radiologen bei der Sondenführung in Echtzeit. Das Ergebnis: eine millimetergenau platzierte Sonde, Voraussetzung für größtmöglichen Behandlungserfolg. Das Programm simuliert zudem die notwendige Dosis an Hitze, Radiowellen oder Strom, die es braucht, um den Tumor bei der Punktion komplett zu zerstören.
Vom neuen CT profitieren Krebspatienten in ganz Ostbayern
„Wir setzen die computergestützte Navigation bei der Tumorablation in der radiologisch-interventionellen Onkologie mit großem Erfolg bei inoperablen Tumoren der Leber, Prostata, Niere, Gebärmutter oder der Knochen ein. Die Patienten können die Station oft bereits einen Tag nach dem Eingriff wieder verlassen“, berichtete Professor Dr. Christian Stroszczynski, Direktor des Instituts für Röntgendiagnostik des UKR, von seinen Erfahrungen mit dieser Behandlungsmethode. „Als Teil des University Cancer Center Regensburg stellt das RIO-Zentrum mit der radiologisch-interventionellen Onkologie für die Krebspatienten in Ostbayern eine zusätzliche therapeutische Möglichkeit dar. Die Erweiterung des RIO um ein CT speziell für Interventionen ist eine wichtige Verbesserung der Versorgungsqualität für diese Menschen und stärkt damit auch das Comprehensive Cancer Center Ostbayern“, verortet Professor Dr. Oliver Kölbl, Vorstandsmitglied des Comprehensive Cancer Center Ostbayern (CCCO) und Ärztlicher Direktor des UKR, die Bedeutung des CTs für die Region und ihre Menschen. Das CCCO etabliert für Krebspatienten im gesamten ostbayerischen Raum Behandlungsmöglichkeiten nach höchsten medizinischen Standards und entwickelt neue Diagnose- und Therapieverfahren.
Risikoarme Narkose während des Eingriffs
Für Peter K. ermöglichte die radiologisch-interventionelle Onkologie nicht nur die Zerstörung seines ansonsten nicht therapiebaren Tumors, sondern auch eine rasche Rückkehr in den Alltag. Von dem Eingriff hat er sich schnell erholt - auch, weil dafür eine genau darauf abgestimmte Narkose durchgeführt werden kann. „Wie jeder medizinische Eingriff ist auch eine Vollnarkose mit Risiken verbunden, die wir so weit als möglich minimieren möchten. Bei der interventionellen Radiologie führen wir eine risikoarme Narkose durch. Ein speziell ausgebildetes Anästhesieteam sorgt dafür, dass der Patient den Eingriff sicher verschläft und sanft wieder aufwacht“, erklärte Professor Dr. Bernhard Graf, Direktor der Klinik für Anästhesiologie des UKR, während der Einweihung. Auch die räumliche Verortung des neuen CTs verringert die Strapazen für die Patienten: Der CT-Raum ist direkt mit der Angiographie verbunden. Muss also bei einem Patienten eine Untersuchung oder Behandlung an den Blutgefäßen gemacht werden, die auch Bildgebung nach Kontrastmittelgabe im CT notwendig macht, kann der anästhesierte Patient direkt von der Angiographie in den CT-Raum transportiert werden, ohne dass eine zweite Narkose notwendig wird.
Nicht zur "Nachahmung" empfohlen
Davon, dass die radiologisch-interventionelle Onkologie vom behandelnden Arzt besondere Expertise erfordert, konnten sich die Teilnehmer während der Einweihung des CTs bei der Einweihung selbst ein Bild machen: Bei dem Versuch, bei einem künstlichen Patienten den Tumor im CT zu visualisieren, die Ablationssonde zu führen und die Einstichstelle exakt zu treffen, kamen selbst versierte Mediziner ins Schwitzen. Nicht so PD Dr. Beyer, der solche Eingriffe bereits seit vielen Jahren durchführt und über spezielle Weiterbildungen auf diesem Gebiet verfügt. Innerhalb kurzer Zeit war der Test-Tumor durch ihn zerstört, wovon sich die Gäste auf dem Kontrollbild im CT-Raum persönlich überzeugen konnten. „Es ist immer wieder ein schönes Erlebnis, Patienten wie Peter K. nach einem radiologisch-interventionellen Eingriff nach Hause verabschieden zu können. Letztlich wird die High-End-Technik im RIO-Zentrum von Menschen für Menschen bedient“, verabschiedete PD Dr. Beyer die Gäste der Einweihung.
Quelle: UKR
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