Kommentar: H5N1: Lage in Finnland schlimmer als bisher bekannt?

Reichen die Gegenmaßnahmen aus?
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Nerz auf Peltierfarm
© Rokas/stock.adobe.com
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Bisher wurde vielfach versucht, die Risiken nach dem Ausbruch von H5N1 in Pelztierfarmen in Finnland runterzuspielen. Doch ein aktueller Artikel bei Eurosurveillance zeichnet ein deutlich anderes Bild. Schnelle Reaktionen auch seitens der EU wären angebracht.

Zwischenzeitlich wurde das Influenzavirus H5N1 in 21 Pelztierfarmen in Finnland gefunden. Doch viel schlimmer: Es scheint nicht ausgeschlossen, dass es auch Ansteckungen zwischen den Säugetieren gegeben hat. So hatte allein eine große Pelztierfarm in der Spitze 400 tote Tiere an einem Tag. Das wäre jedoch kein gutes Signal. Die Finnish Food Authority (FFA) hatte durch PCR bestätigt, dass es sich bei dem Erreger um HPAI H5N1-Virus der Clade 2.3.4.4b handelt. Dies ist erst der zweite bekannte Ausbruch einer Infektion mit dieser Variante des Vogelgrippevirus in Pelztierfarmen in Europa, nachdem im Jahr 2022 in Spanien ein Ausbruch gemeldet wurde. Dies hatte damals zum Töten der Pelztiere geführt. Das würde aber auch bedeuten, dass sich das Virus offensichtlich auch am anderen Ende Europas ähnlich verändert hat. Es dürfte somit nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch vermehrt Menschen angesteckt werden. Bisher wurden noch keine menschlichen Infektionen festgestellt. Die finnischen Behörden hatten jedoch Kontrollmaßnahmen umgesetzt, um die Ausbreitung und die Exposition beim Menschen zu begrenzen.

Große Mengen an Pelztieren

Laut Eurosurveillance haben die betroffenen finnischen Pelztierfarmen eine Größe zwischen 600 und 50.000 Pelztieren. Demnach züchten sie dort insgesamt 37.900 Nerze, 142.463 Füchse und 5.400 Marderhunde (insgesamt 185.763 Pelztiere, wobei jede Farm 1–3 Arten züchtet). Dass dies nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre mit dem extremen Risiko der Ausbreitung von Krankheiten innerhalb der EU nach wie vor erlaubt ist, wirft nicht nur aus tierrechtlichen Gründen einige Fragen auf. Die Stallhaltung spottet meist jeder Beschreibung und die Pelztierzüchter haben es offenbar geschafft „unter dem Radar“ zu fliegen. Doch nach dem jüngsten Ausbruch sollte sich die EU endlich zu einem Verbot durchringen. Wer sich nach dem Ausbruch von SARS-CoV-2 über die chinesischen/asiatischen „Wet Markets“ mokiert, sollte zunächst vor der eigenen Haustür kehren. Wenn es erst eine H5N1-Variante gibt, die auch von Mensch zu Mensch übertragen werden kann, ist es zu spät und die nächste Pandemie lugt um die Ecke.

Bisher keine Menschen infiziert?

Das finnische Institut für Gesundheit und Soziales empfiehlt, dass Menschen, die Kontakt zu infizierten Pelztieren auf den Farmen hatten, nach einer Inkubationszeit von 6 bis 8 Tagen nach der Exposition einen Test durchführen lassen sollten, unabhängig davon, ob sie Symptome aufweisen. Bisher seien 32 Personen getestet worden, drei davon mit grippeähnlichen Symptomen. Zumindest bis zum 1. August 2023 seien bei keiner der getesteten Personen Vogelgrippe- oder saisonale Influenza-Infektion nachgewiesen worden.

Literatur:
Lindh Erika, Lounela Hanna, Ikonen Niina, et al.: Highly pathogenic avian influenza A(H5N1) virus infection on multiple fur farms in the South and Central Ostrobothnia regions of Finland. July 2023. Euro Surveill. 2023; 28 (31): pii=2300400, DOI: 10.2807/1560-7917.ES.2023.28.31.2300400.

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