Li-Fraumeni-Syndrom: Krebsrisiko vorhersagen?

Studie aus dem Deutschen Krebsprädispositionsregister
lz
Li-Fraumeni-Syndrom
© luchschenF, stock.adobe.com
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Mit der „Li-Fraumeni Spektrum“ Klassifizierung kann das Erkrankungsspektrum widergespiegelt und atypische LFS-Verlaufsformen berücksichtigt werden. Entscheidend ist die Art der TP53-Variante.

Das Li-Fraumeni-Syndrom (LFS) ist nach den Ärzten Frederick Li und Joseph F. Fraumeni benannt, die dieses erstmals 1969 beschrieben. 1990 wurde die für die Erkrankung zugrunde liegende Mutation des Tumorsuppressorgens TP53 entdeckt. Das LFS ist ein Krebsprädispositionssyndrom, das mit einem massiv erhöhten Risiko für verschiedenste Krebsarten einhergeht. Es stellt eines der wichtigsten genetischen Krebsursachen bei Kindern und Erwachsenen dar. Durch moderne DNA-Analysemethoden werden immer wieder krankheitsrelevante TP53-Keimbahnvarianten bei Personen aufgedeckt, die bisherige etablierte klinische LFS-Testkriterien nicht erfüllen. Dies führte zu einer „Li-Fraumeni Spektrum“ Klassifizierung, die das Erkrankungsspektrum widerspiegelt und atypische LFS-Verlaufsformen berücksichtigt.

Neue Klassifikation angewandt

Die neue Klassifikation wurde nun erstmals an Daten des Deutschen Krebsprädispositionsregisters angewandt. In der Studie unter Federführung von Professor Dr. Christian Kratz, Direktor der Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), analysierte das Forschungsteam Faktoren, die das Krebsrisiko innerhalb dieses Spektrums beeinflussen. Dabei konnten die Forscherinnen und Forscher signifikante Unterschiede im TP53-Variantenspektrum bei Betroffenen mit schweren im Vergleich zu Betroffenen mit weniger schweren Erkrankungsverläufen nachweisen.

Genauere Vorhersage des Krebsrisikos?

„Unterschiede in der Schwere der Erkrankungsverläufe hängen mit der Art der krankheitsrelevanten TP53-Variante zusammen“, erklärt Dr. Judith Penkert, Erstautorin der Studie. Nach der neuen Klassifizierung wird bei Personen, die bestimmte LFS-Testkriterien erfüllen, ein LFS diagnostiziert, während bei Personen, die diese Kriterien nicht erfüllen, bei denen jedoch eine krankheitsrelevante TP53-Variante vorliegt, ein sogenanntes attenuiertes beziehungsweise atypisches LFS diagnostiziert wird. „Unsere Daten deuten darauf hin, dass künftige umfassendere Genotyp-Phänotyp-Korrelationen in großen, internationalen Kohorten eine genauere Vorhersage des Krebsrisikos ermöglichen könnten“, sagt Penkert vom Institut für Humangenetik, die aktuell im Team von Professor Kratz forscht.

LFS-Testkriterien sollten angepasst werden

Insgesamt wurden 141 Personen aus 94 Familien mit krankheitsverursachenden TP53-Varianten analysiert. „73 Familien erfüllten die Kriterien für ein LFS. Bei 21 Familien konnten wir ein attenuiertes LFS diagnostizieren. Nach bisher üblichen LFS-Testkriterien wäre die Diagnose bei diesen Personen nicht gestellt worden“, so Penkert.

„Unsere Ergebnisse tragen dazu bei, das Erkrankungsrisiko bei TP53-Varianten zukünftig besser einzuschätzen, um Früherkennungsuntersuchungen an das individuelle Risiko anpassen zu können“, sagt Kratz. „Die Feststellung, dass ein wesentlicher Anteil der Patienten bei der Anwendung der bislang etablierten LFS-Testkriterien übersehen wird, legt nahe, dass die Kriterien überarbeitet werden müssen“, betont Professor Kratz, der unter anderem federführend an der Neuklassifizierung des Li-Fraumeni-Spektrums beteiligt war.

Literatur:
Kratz CP, Freycon C, Maxwell KN, et al.: Analysis of the Li-Fraumeni Spectrum Based on an International Germline TP53 Variant Data Set: An International Agency for Research on Cancer TP53 Database Analysis. JAMA Oncol. 2021;7(12):1800–1805. doi:10.1001/jamaoncol.2021.4398

Quelle: idw/MHH

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