Speiseröhrenkrebs schneller erkennen?

Einsatz neuer Endoskopie-Technologie
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Eine neu entwickelte Endoskopie-Kapsel, die das Gewebe in einem vollständigen 360-Grad-Winkel scannt.
Kapsel beim Scannen einer menschlichen Speiseröhrenresektion © Helmholtz Munich / Christian Zakian
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Mit einem innovativen Bildgebungsverfahren namens „O2E“ soll es möglich sein, Krebsläsionen in der Speiseröhre mit bislang unerreichter Präzision zu erkennen.

Gerade beim Speiseröhrenkrebs ist es wichtig, den Krebs möglichst frühzeitig zu entdecken, denn er zählt zu den tödlichsten Krebsarten. Wird er erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt, liegt die Überlebensrate bei nur etwa zehn Prozent. Wird die Erkrankung jedoch frühzeitig diagnostiziert, überleben rund 90 Prozent der Betroffenen. Laut Onko Portal erkranken pro Jahr etwa 6.100 Männer und 1.800 Frauen daran. Das entspricht einem Anteil von drei Prozent aller bösartigen Tumorerkrankungen bei Männern und etwa einem Prozent bei Frauen. Das Durchschnittsalter der Erkrankten beträgt bei Männern 67 Jahre und bei Frauen 71 Jahre. Oft wird die Erkrankung aber erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Eine bessere Diagnostik wäre deshalb vorteilhaft.

Hochauflösende 3D-Bilder möglich

O2E kombiniert zwei Verfahren in einer neuartigen Endoskopie-Technologie. Während die optische Kohärenztomografie (OCT) mikroskopische Gewebestrukturen erfasst, macht die optoakustische Bildgebung – bei der Gewebe mit Lichtimpulsen angeregt und entstehende Ultraschallsignale ausgewertet werden – kleinste Blutgefäße auch in tieferen Gewebeschichten sichtbar. Durch die Kombination entstehen hochauflösende 3D-Bilder der Gewebestruktur und -durchblutung. Beide Sensoren sind in einer Endoskopie-Kapsel integriert, die das Gewebe in einem vollständigen 360-Grad-Winkel scannt. Damit können selbst kleinste krankhafte Gewebeveränderungen sichtbar gemacht werden.

Erfolgversprechende Pilotstudie

„Unser duales Bildgebungssystem macht kritische Merkmale früher Krebsläsionen sichtbar – darunter mikroskopische Veränderungen unterhalb der Schleimhautoberfläche und feinste mikrovaskuläre Auffälligkeiten, die mit bisherigen Methoden nicht erkannt werden konnten“, sagt Prof. Vasilis Ntziachristos, Direktor des Instituts für Biologische und Medizinische Bildgebung bei Helmholtz Munich und Lehrstuhlinhaber an der TUM. In ihrer Pilotstudie untersuchten die Forschenden die Speiseröhren von Tieren sowie Gewebeproben von Patientinnen und Patienten mit Barrett-Ösophagus, einer Vorstufe des Speiseröhrenkrebses. Dabei konnten sie klare Unterschiede zwischen gesundem Gewebe, Gewebe mit Zellveränderungen, Krebsvorstufen und bösartigen Tumoren identifizieren. Eine erste Machbarkeitsstudie wurde an der Lippeninnenseite eines Probanden durchgeführt – einem Gewebe, das ähnliche Eigenschaften wie die Speiseröhre aufweist.

Integration konfokaler Endo-Mikroskopie geplant

Aufbauend auf diesen vielversprechenden Ergebnissen wurde 2025 ein neues EIC-Pathfinder-Projekt namens ESOHISTO bewilligt und gestartet. Gefördert von der Europäischen Union unterstützen EIC-(Europäischer Innovationsrat)Pathfinder-Projekte Frühphasenforschung mit hohem Risiko, die das Potenzial hat, bahnbrechende Innovationen voranzutreiben. Die Forschenden arbeiten nun daran, die Kapseltechnologie weiter zu optimieren, um eine hochqualitative Bildgebung für den Einsatz am Menschen sicherzustellen. „Wir planen außerdem die Integration konfokaler Endo-Mikroskopie – einer Technik, die hochauflösende Echtzeitaufnahmen zellulärer Strukturen ermöglicht – um während der Untersuchung eine detailliertere Analyse zu erlauben“, erklärt Dr. Qian Li, Erstautor der Studie von der Medizinischen Universität Wien. „Das könnte den Weg für eine hochauflösende endoskopische molekulare Bildgebung ebnen, mit der wir gezielt bestimmte molekulare Marker bei Krebs adressieren können.“ Letztlich hoffen die Forschenden, dass ihr Ansatz die Notwendigkeit mehrerer Biopsien verringert und diagnostische Prozesse in Zukunft beschleunigt.

Früherkennung wichtig für Gesundheitssystem

ESOHISTO soll die Technologie weiterentwickeln und validieren, um sie auf eine spätere Markteinführung vorzubereiten. Neben den offensichtlichen Vorteilen für Patientinnen und Patienten sind die Forschenden überzeugt, dass auch das Gesundheitssystem von dieser Früherkennungstechnologie profitieren würde. Während die Behandlung von fortgeschrittenem Speiseröhrenkrebs typischerweise rund 140.000 Euro pro Patient/-in koste, könnten die Kosten bei frühzeitiger Diagnose auf etwa 10.000 Euro sinken. Früherkennung rette also nicht nur Leben, sondern führe auch zu erheblichen Einsparungen im Gesundheitswesen, so die Projektverantwortlichen.

Literatur:
Qian Li, et al.: Tethered optoacoustic and optical coherence tomography capsule endoscopy for label-free assessment of Barrett’s esophageal neoplasia. Nature Biomedical Engineering, 2025, DOI: www.nature.com/articles/s41551-025-01462-0.

Quelle: idw/HZM

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