Tarifeinigung im Öffentlichen Dienst: Keine realen Netto-Tariflohnzuwächse
Hart wurde um eine Lösung gerungen. Am vergangenen Wochenende war es dann soweit. Die Tarifvertragsparteien des Öffentlichen Dienstes von Bund und Kommunen haben sich auf einen neuen Tariflohnabschluss mit einer Laufzeit von 27 Monaten geeinigt: Demnach steigen im April 2025 die Löhne um 3,0%, jedoch mindestens um 110 Euro je Monat, was vor allem den unteren Entgeltgruppen zugute kommt. Im Mai 2026 gibt es dann nochmals eine Tariflohnerhöhung um 2,8% sowie eine Erhöhung der Jahressonderzahlung und ab 2027 einen zusätzlichen Urlaubstag. Weitere Erhöhungen gibt es für Schicht- und Wechselschichtarbeit. So steigt die Zulage für Schichtarbeit ab dem 1. Juli 2025 auf 100 Euro. Die Zulage für Wechselschicht steigt ab dem 1. Juli 2025 auf 200 Euro. Zudem werden beide Zulagen ab 2027 dynamisiert, sodass sie automatisch bei Entgeltsteigerungen erhöht werden. Für die Beschäftigten in Krankenhäusern (BT-K) und Pflege- und Betreuungseinrichtungen (BT-B) steigt die Wechselschicht-Zulage auf 250 Euro ab dem 1. Juli 2025. Auch können Teile der Jahressonderzahlung als Freizeit genommen werden bzw. kann auf Wunsch der Arbeitnehmer die Arbeitszeit auf 42 Stunden je Woche erhöht werden. Laut verdi gab es kein Ergebnis bei der Höhergruppierung der vollfreigestellten Praxisanleitungen und der Einführung einer Zulage für stationsgebundene Praxisanleitungen, sowie entsprechende Regelungen für alle Gesundheitsberufe mit Praxisanleitungen.
Nettolohnanstieg bleibt hinter Bruttolohnerhöhung zurück
Für einen Beschäftigten im mittleren Dienst erhöhe sich damit laut Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) das Bruttogehalt im Jahr 2025 gegenüber dem Vorjahr insgesamt sogar um 3,2%. Das sei vor allem auf tarifvertragliche Sonderanpassungen infolge des Auslaufens der Inflationsausgleichsprämie zurückzuführen. Im Jahr 2026 liege dann der Anstieg des Bruttolohns bei 3,1%. Zu Beginn des Jahres 2025 gab es allerdings einen deutlichen Anstieg der Sozialabgaben. So wurden flächendeckend die Zusatzbeiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung kräftig erhöht, und auch der Beitragssatz zur Pflegeversicherung stieg um 0,2 Prozentpunkte auf 3,6%. Zwar gebe es im Jahr 2025 wie üblich die Erhöhung der Eckwerte des Einkommensteuertarifs, die die nominalen Lohneinkommen entlasten, jedoch steigen die Sozialversicherungsbeiträge stärker, so das IWH. Insgesamt sei damit der Anstieg der Nettolöhne gegenüber den Bruttolöhnen deutlich verringert. Bei dem oben genannten Beispiel des mittleren Dienstes liege der Nettolohnanstieg in diesem Jahr mit 1,9% deutlich unter dem Bruttolohnanstieg von 3,2%. Auch im folgenden Jahr dürften die Sozialabgaben weiter kräftig steigen, sodass wiederum die Nettolohnsteigerung hinter der Bruttolohnerhöhung zurückbleibe, betonen die Wissenschaftler.
Realer Netto-Tarifverdienst verringert sich
Die Inflation, die sich im Jahr 2024 wieder weitestgehend normalisiert hatte, dürfte im Jahr 2025 bei 2,3% liegen und im kommenden Jahr nur unwesentlich geringer sein, so die Prognose. Damit steigen die Bruttolöhne im Öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen zwar deutlich stärker als die Verbraucherpreise im gleichen Zeitraum. Rechne man jedoch die Belastungen durch die gestiegenen Sozialabgaben hinzu, bleibe davon nichts übrig. Werden am Beispiel des kommunalen Beschäftigten im mittleren Dienst alle Teilkomponenten berücksichtigt, so verringere sich per saldo sogar der reale Netto-Tarifverdienst im Jahr 2025 um 0,4% und darauffolgend um 0,1%, nachdem es bereits im Jahr 2024 zu einem leichten Rückgang gekommen war.
Quelle: IWH/verdi
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