Update Long COVID

Jahreskongress der DGP
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Würfel mit Aufdruck Long COVID
© Parradee/stock.adobe.com
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Das Thema Long COVID belastet nach wie vor viele Patientinnen und Patienten. Auf dem Jahreskongress der DGP gab es ein Update.

PD Dr. Dr. med. Jens Spiesshoefer aus Aachen eröffnete mit seinem Vortrag zu „Dyspnoe – weiter atemlos von zentral bis peripher: nun mit therapeutischen Optionen?“ auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) das Symposium zum Long COVID Update. Circa jeder dritte Patient sei nach einer COVID-19-Infektion sechs Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus immer noch symptomatisch gewesen. Dabei seien Abgeschlagenheit und Müdigkeit beziehungsweise Atemnot bei Anstrengung die häufigsten Symptome gewesen. Konkret sei jeder dritte Patient noch symptomatisch im Sinne einer Dyspnoe gewesen, die vor der COVID-19-Infektion nicht beklagt worden war. Und Lungenfunktion, transthorakale Echokardiografie( TTE), Base Excess (BE) seien unauffällig gewesen. Wenn die Probleme noch nach sechs Monaten bestünden, blieben sie wahrscheinlich auch noch nach zwölf und nach 18-36 Monaten, so Spiesshoefer. Das Problem scheine zudem unabhängig von der Schwere der initialen COVID-19-Erkrankung zu sein.

Er nannte drei Hypothesen, die zur Erklärung herangezogen werden. Die erste sei eine (Atem)Muskelschwäche, die bei einem Teil der Patienten auch objektiv nachweisbar sei. Mit einem Atemmuskeltraining (Atemzüge gegen Widerstand) seien Verbesserungen erreicht worden. Bei der zweiten Hypothese gehe es um „zentrale“ Ursachen. Zentralnervöse Mechanismen führten dazu, dass Muskeln nicht komplett angesteuert werden können. Es sei ein Teufelskreis aus adrenerger Überaktivierung, systemischer Inflammation und Atemmuskelschwäche hin zu häufigen Exazerbationen und erhöhtem kardiovaskulären Risiko zu erkennen. Hypothese drei sei eine verminderte Sauerstoffaufnahme bzw. Diffusionsstörung.

Reha bei Long COVID

Im zweiten Vortrag ging Dr. Rainer Glöckl von der Schön Klinik Berchtesgadener Land auf die Long COVID-Reha ein. Eine Herausforderung sei die Heterogenität der Symptome. Nach wie vor gebe es nur wenige interventionelle Studien, sodass bisher ein therapeutisches Konzept nicht abgesichert werden könne. Viele Betroffene seien in der pneumologischen Reha gelandet. Der Versuch, die gleichen Konzepte bei Long COVID-Patienten anzuwenden, habe nicht funktioniert, gab Glöckl zu. Betont hat der Sportwissenschaftler den Unterschied zwischen Post COVID und ME/CFS. Man dürfte das nicht gleichsetzen. Es sollte klar differenziert werden. Auch bei der Post-Exertionelle Malaise (PEM) gebe es nicht nur schwarz oder weiß. Es gebe ein breites Spektrum. Glöckl erwähnte Umfragen, bei denen 50 % davon berichteten, Verschlechterungen ihres Gesundheitszustandes insbesondere in Folge von Kraft- und Ausdauertraining und zu umfangreicher Behandlungspläne in der Reha erfahren zu haben. Gleichzeitig habe es Befragungen gegeben, die von deutlicher Zufriedenheit mit der Behandlung in der Reha berichteten. Glöckl führt dies darauf zurück, dass sich PEM oder ME/CFS hier auswirken können.

Er rate dazu, die Reha an das Vorhandensein von PEM anzupassen und nach kein PEM, mildes/modertes PEM oder schweres PEM zu unterscheiden. Verwiesen hat er dabei auf das Pacing-WHO-Protokoll, das allmähliche Steigerungen im 7 Tages-Rhythmus vorsieht. Außerdem riet er dazu, den Patienten eine realistische Vorstellung der Reha zu geben. Denn sowohl eine zu negative als auch eine zu optimistische Einstellung könnten zu negativen Ergebnissen führen.

Schlaf und COVID-19

Der dritte Vortrag von Dr. med. Isabell Pink von der MHH ging auf das Thema Schlaf und Neurologie ein. Beim Thema Fatigue und ME/CFS seien Frauen und Jüngere häufiger betroffen. Bei der Diagnose gebe es ein Ausschlussverfahren, um die anhaltende Erschöpfung einzuordnen. Zu den möglichen Ursachen werden Mikrozirkulationsstörungen, Mitochondriopathie und Antigenpersistenz diskutiert. Bei ME/CFS gebe es noch keine kausale Therapie. Betont hat Pink das Senken des Long COVID-Risikos durch Impfungen um das bis zu 10-Fache. In Bezug auf Schlafprobleme gebe es nur uneinheitliche Prävalenzdaten. Das weibliche Geschlecht und schweres COVID-19 erhöhten aber das Risiko für Schlafstörungen. Noch gebe es auch hier keine spezifische Therapiemöglichkeit. Aber bei betroffenen Patienten sollte auch an schlafbezogene Atemstörungen gedacht werden.

Therapieansätze

Mögliche Therapieansätze fasste anschließend PD Dr. med. Christian G. Cornelissen aus Aachen zusammen. Bei der Plasmaaustauschtherapie habe es auch enttäuschende Ergebnisse gegeben. Daneben werde auch an Stammzelltherapien geforscht. Die dadurch erzeugte Immunmodulation sei jedoch eine „black box“. Es gebe Hinweise, dass es funktionieren könnte. Ein Hoffnungsträger ist die hyberbare Sauerstofftherapie. Hier könnte es in diesem Jahr neue Ergebnisse geben. Cornelissen erwähnte noch SPIKENET. Dabei handelt es sich um einen neuen Ansatz zur Behandlung von COVID-19. Ein synthetisches Peptid mit 15 Aminosäuren (SPIKENET) zielt dabei auf die ACE2-Rezeptorbindungsdomäne von SARS-CoV-2 ab, wodurch verhindert werden soll, dass sich das Virus an den Wirt anheftet. Dies könnte einen therapeutischen Effekt haben, so Cornelissen.

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