Wie entsteht Immunschwäche nach Sepsis?

Veränderungen bei den dendritischen Zellen
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Warum erkranken Patientinnen und Patienten nach Überstehen der ersten kritischen Phase einer Sepsis so häufig erneut an lebensbedrohlichen Infektionen? Dieser Frage gehen Forschende auf den Grund.

Laut Deutschland erkennt Sepsis erkranken mindestens 230.000 Menschen jährlich in Deutschland an Sepsis, mindestens 85.000 davon versterben. Damit ist sie eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Allerdings haben auch die Überlebenden mit teils drastischen Folgen zu kämpfen. Warum erkranken z.B. Patientinnen und Patienten nach Überstehen der ersten kritischen Phase einer Sepsis so häufig erneut an lebensbedrohlichen Infektionen? 

Gefährliche Immunsuppression

Dieser Frage geht Elena Siakaeva an der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Essen auf den Grund. Ihre Arbeiten zeigen, dass die gestörte Immunabwehr nach einer Sepsis auf tiefgreifende Veränderungen im Knochenmark zurückgeht. Dort werden bestimmte Immunzellen neu gebildet, die das Immunsystem unterdrücken statt es zu aktivieren. Dieses Phänomen trägt zur gefährlichen Immunsuppression in Zusammenhang mit Sepsis bei. 

Veränderungen bei den dendritischen Zellen

Ihre Forschungsarbeit mit dem Titel „Reprogramming of dendritic cell precursors towards immunosuppression in sepsis“ wurde Elena Siakaeva auf dem international renommierten „Sepsis Update“-Kongress ausgezeichnet. Unter 73 eingereichten Abstracts wurde ihr Beitrag ausgewählt und zusätzlich für einen Vortrag nominiert. „Das ist eine besondere Anerkennung in der Kategorie Experimentelle Sepsisforschung“, so Prof. Dr. Stefanie Flohé, Arbeitsgruppenleiterin Immunologie Sepsis/Trauma an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, in der Siakaeva als Wissenschaftlerin tätig ist. Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen der Universität Duisburg-Essen und der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf untersucht sie im Rahmen eines durch die DFG geförderten Projektes, wie eine Sepsis die Bildung und Funktion von dendritischen Zellen (DCs) verändert. Diese Zellen sind zentrale Schaltstellen des Immunsystems: Sie vermitteln zwischen der angeborenen und der erworbenen Immunantwort. Bei einer Sepsis werden jedoch im Knochenmark vermehrt DCs mit einem immunsuppressiven Phänotyp gebildet, die die Abwehrreaktionen herunterregulieren, statt sie zu fördern.

Neue Therapieansätze entwickeln?

Im Labor konnte Elena Siakaeva eine bislang unbekannte Population von aktivierten plasmacytoiden dendritischen Zellen (pDCs) identifizieren, die sich während einer Sepsis im Knochenmark anreichert und dort vermutlich die Bildung und Reifung von Immunzellen, insbesondere von DCs beeinflusst. Ihre Analysen zeigen außerdem eine vermehrte Bildung von Vorläuferzellen für Granulozyten und Monozyten zulasten von DCs. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Erholung des Immunsystems nach einer Sepsis viel komplexer ist als bisher angenommen“, erklärt Siakaeva. Die Ergebnisse liefern wichtige Hinweise darauf, wie und warum das Immunsystem nach Sepsis geschwächt bleibt. Es besteht die Hoffnung, dass ein besseres Verständnis dieser Prozesse langfristig dazu beitragen könnte, neue Therapieansätze zu entwickeln, mit denen die Immunsuppression verhindert und das Risiko für Folgeinfektionen gesenkt werden könnte. 

Quelle: idw/Uniklinikum Essen

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