Nur im Jahr 2020 gab es mit 14.218 noch mehr Borreliose-Fälle. Mit kleineren Ausreißern zeigt der Trend somit klar nach oben. Aufgrund der warmen Winter sind die Zecken inzwischen ganzjährig aktiv, wobei viele die milden Wintermonate überleben. Diese Winteraktivität wurde bereits in den letzten Jahren beobachtet, berichtete Prof. Dr. Ute Mackenstedt, Leiterin des Fachgebiets Parasitologie der Universität Hohenheim, auf einer Pressekonferenz zu Jahresbeginn.
Neben der FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) gilt die Lyme-Borreliose als die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Deutschland. Während es gegen FSME eine gut wirksame Impfung gibt, ist dies bei der Borreliose nicht der Fall. In der Regel ist aber die Behandlung mit Antibiotika erfolgreich. Bei der FSME wurden im laufenden Jahr bereits 559 Fälle erfasst, während es im gesamten Vorjahr 693 Fälle waren. Auch bei der FSME war das Jahr 2020 mit 718 erfassten Fällen ein Ausreißer.
Das RKI hat inzwischen im Rahmen des CLIMATICK-Projektes ((Climate driven changes in tick borne diseases) einen Zecken-Atlas erstellt. Dabei sollen die in Deutschland vorkommenden Zeckenspezies erfasst werden und die durch Zecken übertragenen Pathogene untersucht werden. Mit diesem Projekt soll es ermöglicht werden, die Zeckenarten besser zu erfassen und vor allem, welche Erreger sie in sich tragen. Bei der Sammlung von Zecken im Rahmen des Projektes wurden zwischen 2021 und 2024 in Deutschland insgesamt 339 Dermacentor reticulatus-Zecken und 353 Ixodes ricinus-Zecken gesammelt. Bei der Analyse mit Multiplex-qPCR-Tests wurden F. tularensis subsp. holarctica, Francisella-ähnliche Endosymbionten, Rickettsia spp., Borrelia burgdorferi sensu lato-Komplex, B. miyamotoi, Anaplasma phagocytophilum, Ehrlichia spp., Coxiella burnetii, Bartonella spp., Babesia spp. und das FSME-Virus nachgewiesen. PCR-Tests zeigten eine je nach Zeckenart unterschiedliche Häufigkeit dieser Erreger. Die am häufigsten identifizierten Bakterien waren Francisella-ähnliche Endosymbionten (18–97 %), Rickettsia spp. (32–74 %) und B. burgdorferi (0–16 %).
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