Mit der Zunahme von POCT-Tests in Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen steigt jedoch auch die Menge an anfallendem Abfall [2]. Der täglich entstehende POCT-Abfall enthält nicht gefährliche sowie gefährliche Materialien, wobei die unsachgemäße Entsorgung dieser Abfälle nicht nur zu Umweltverschmutzung führen kann, sondern auch gesundheitliche Risiken für das Personal, die Patientinnen und Patienten sowie die Öffentlichkeit darstellt. Daher ist ein effektives Abfallmanagement unerlässlich [3], um:
1. Umweltauswirkungen zu minimieren, das heißt, durch die Reduzierung der Abfallmenge, die auf Deponien landet, können Ressourcen geschont und die Umweltbelastung verringert werden [4].
2. Gesundheitsschutz zu betreiben, denn eine ordnungsgemäße Abfallentsorgung schützt das Personal sowie die Patientinnen und Patienten vor potenziellen Gefahren, die von unsachgemäß entsorgtem Abfall ausgehen können [5].
3. Durch Recycling und Wiederverwendung von Materialien können die Entsorgungskosten gesenkt werden [6].
Die Implementierung eines effektiven Abfallmanagementprogramms für POCT erfordert eine systematische Herangehensweise, die mehrere Schritte umfasst [7]:
1. Abfallanalyse
Notwendig ist eine umfassende Analyse der Abfallströme, die durch POCT-Tests in der Gesundheitseinrichtung entstehen, um die Arten und Mengen des anfallenden POCT-Abfalls für jede POCT-Geräteart und -Methode inklusive der zugehörigen präanalytischen Prozesse zu identifizieren [8]. Dazu gehören unter anderem:
Verbrauchsmaterialien (zum Beispiel Teststreifen, Testkartuschen, Handschuhe …)
Verpackungsmaterialien (zum Beispiel Kartons, Folien, Thermoboxen …)
Gefährliche Abfälle (zum Beispiel kontaminierte Materialien, spitze Gegenstände …)
2. Entwicklung von Richtlinien
Basierend auf der Analyse des POCT-Abfalls müssen, für eine effektive Implementierung eines POCT-Abfallmanagementprogramms, klare Richtlinien und Prozesse zur Abfalltrennung und -entsorgung beziehungsweise zum -recycling, die spezifisch auf die Abfälle aus POCT zugeschnitten sind, entwickelt werden [10].
3. Bereitstellung von Ressourcen
Benötigt werden ausreichend geschultes Personal sowie ausreichend Behälter zur Trennung und Entsorgung und eine Lagerungsmöglichkeit für POCT-Abfälle, die bis zum Recyclingprozess beziehungsweise bis zur Rücknahme durch die Herstellerfirma (zum Beispiel Versand-Thermoboxen, Temperatur-Datenlogger und so weiter) aufbewahrt werden. Ebenso sind dokumentierte Anleitungen und Prozesse, spezialisiert auf den jeweiligen POCT-Standort, die Basis für eine erfolgreiche Implementierung eines POCT-Abfallmanagementprogramms [8].
4. Prozess-Monitoring und Evaluierung
Dazu zählt beispielsweise [7, 9]:
Regelmäßige Wartung der Abfallbehälter, um sicherzustellen, dass diese ordnungsgemäß genutzt werden.
Kontinuierliche Überprüfung der Lagerstätten für Recyclingprodukte, ob die Recyclingprodukte korrekt aufbereitet und wiederverwendet beziehungsweise wie vereinbart von den beauftragten Firmen abgeholt werden.
Turnusmäßige Prüfung der Anleitungen des POCT-Abfallmanagementprogramms auf Aktualität, damit das Personal immer auf dem neusten Stand des Abfallmanagementprozesses ist.
Regelmäßige Überprüfung der Abfallmanagementpraktiken, um sicherzustellen, dass die aufgestellten Richtlinien eingehalten werden.
Durchführung von Audits zur Analyse der POCT-Abfallströme und zur Identifizierung von Verbesserungsmöglichkeiten und deren Umsetzung.
Feedback von allen Personen, die am POCT-Prozess beteiligt sind, um das POCT-Abfallmanagementprogramm kontinuierlich zu verbessern.
5. Schulung des Personals
Eine der wichtigsten Komponenten eines erfolgreichen Abfallmanagementprogramms ist die Schulung des gesamten Personals, das in den POCT-Prozess mit einbezogen ist. In vielen Gesundheitseinrichtungen werden bereits Schulungen für das Personal, insbesondere für den Reinigungsdienst angeboten, um sicherzustellen, dass Abfälle korrekt getrennt und entsorgt werden. Spezielle Schulungen zur Trennung und Entsorgung beziehungsweise zum Recycling von POCT-Abfällen kommen momentan in den meisten Einrichtungen zu kurz [7].
6. Zusammenarbeit mit Herstellerfirmen und Entsorgungsunternehmen
Kooperationen mit Herstellerfirmen, die wiederverwendbare Gegenstände zurücknehmen, zum Beispiel leere Testkartuschen, leere Pufferbehälter, Transportboxen und so weiter.
Ein nachhaltiger Versand von POCT-Geräten und Verbrauchsmaterialien spielt eine große Rolle.
Partnerschaften mit zertifizierten Entsorgungsunternehmen, die auf die umweltgerechte Entsorgung von medizinischem Abfall spezialisiert sind, um sicherzustellen, dass alle Abfälle aus dem POCT-Bereich ordnungsgemäß und nachhaltig behandelt werden [7].
Bereitstellung von Informationen über die Recyclingmöglichkeiten für die verschiedensten Materialien (beispielsweise leere Teststreifendosen und/oder Reagenzbehälter, Verpackungsmaterialien und so weiter), im besten Fall über die Herstellerfirma, um das Bewusstsein für nachhaltige Praktiken zu schärfen [7].
Ziele der Implementierung eines POCT-Abfallmanagementprogramms sind unter anderem [7]:
1. Reduzierung der Abfallmenge, die durch POCT entsteht.
2. Gewährleistung einer sicheren und umweltgerechten Entsorgung aller Abfallarten.
3. Sensibilisierung des Personals zur richtigen Abfalltrennung und -entsorgung.
4. Förderung von Recyclingmöglichkeiten und der Wiederverwendung von Materialien unter Beachtung sicherheitstechnischer Aspekte und gesetzlicher sowie hygienischer Vorgaben, wo immer dies möglich ist.
Fazit
Ein effektives POCT-Abfallmanagementprogramm trägt als Schlüssel zur Nachhaltigkeit entscheidend dazu bei, Umweltauswirkungen zu minimieren und mehr Sicherheit im Gesundheitswesen zu gewährleisten. Durch die Implementierung klarer Richtlinien und Prozesse, Schulungsmaßnahmen, Monitoring und Evaluierung der Abfallmanagementprozesse sowie die Zusammenarbeit mit Herstellerfirmen sowie spezialisierten Entsorgungsunternehmen kann die Menge an medizinischem Abfall, der auf Deponien landet, erheblich reduziert werden. Dies trägt nicht nur zur Nachhaltigkeit bei, sondern fördert auch ein verantwortungsbewusstes Handeln im Gesundheitswesen, dieses kann langfristig Kosten senken und das Image der Gesundheitseinrichtung stärken.
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Literatur
1. DIN EN ISO 15189:2024–08 / EN ISO 15189:2022 + A11:2023 (D)
2. Stettler Consulting AG/Maisenhölder B: Point of Care Testing: Die Zukunft der Gesundheitsversorgung – Nutzen, Trends & Herausforderungen. 16.01.2025, https://stettlerconsulting.ch/2025/01/point-of-care-testings-innovationen-nutzen-herausforderungen/ (letzter Zugriff am 14.02.2025).
3. Kreislaufwirtschaftsgesetz (KrWG) vom 2. März 2023 (BGBl. 2023 I Nr. 56).
4. Wom D: Kreislaufwirtschaft: Von der Abfallvermeidung zur Ressourcennut-zung. 30.09.2023, Das Wissen, https://das-wissen.de/kreislaufwirtschaft-von-der-abfallvermeidung-zur-ressourcennutzung/ (letzter Zugriff am 14.02.2025).
5. Umweltbundesamt: Entsorgung. 03.08.2018,https://www.umweltbundesamt.de/themen/abfall-ressourcen/entsorgung/ (letzter Zugriff am 14.02.2025).
6. Stroessenreuther S: Wiederverwendung und Recycling. SMCT-Management, https://nachhaltigkeit-lieferkette.de/wiederverwendung-und-recycling/ (letzter Zugriff am 14.02.2025).
7. Liedtke N: Abfallmanagementsystem: Ein umfassender Leitfaden. LUMI-FORM, 20.08.2024, https://lumiformapp.com/de/guides/abfallmanagement (letzter Zugriff am 14.02.2025).
8. Europäische Abfallrahmenrichtlinie (AbfRRL, 2008/98/EG).
9. IMAP-Institut: Evaluation & Monitoring. https://imap-institut.de/evaluation-und-monitoring/ (letzter Zugriff am 14.02.2025).
10. Lightweb Media GmbH: Entwicklung von Compliance-Richtlinien für Unternehmen. Zuletzt aktualisiert: 24. Juli 2024, https://governance-risk-and-compliance.de/dienstleistungen/compliance-richtlinienentwicklung/ (letzter Zugriff am 14.02.2025).
Entnommen aus MT im Dialog 5/2025
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