Alzheimer-Forschung 2025: Noch ein weiter Weg zu gehen

Heilung weiterhin nicht in Sicht
lz
© Atlas/stock.adobe.com
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.

Formularfelder Newsletteranmeldung

* Pflichtfeld

Mit großen Hoffnungen war der Einführung des Medikaments Leqembi (Wirkstoff Lecanemab) verbunden. Laut Alzheimer Forschung Initiative e. V. entstehe zusammen mit den seit rund 20 Jahren in Deutschland verfügbaren Antidementiva damit erstmals eine Kombinationstherapie gegen Alzheimer.

Nach wie vor ist die Diagnose Alzheimer eine Horrornachricht für Betroffene und Angehörige. Anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21. September gibt die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e. V. (AFI) einen Überblick über den aktuellen Stand der internationalen Alzheimer-Forschung. Das neue Medikament Leqembi ist seit September verfügbar und wird derzeit von den Krankenkassen übernommen. Es darf jedoch nur bei Menschen im sehr frühen Stadium von Alzheimer eingesetzt werden. Entsprechend ist eine frühe Diagnose wichtig. Voraussetzung für den Einsatz sind somit eine sorgfältige Diagnostik und regelmäßige MRT-Kontrollen. Da Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen und Hirnblutungen auftreten können, ist eine engmaschige Überwachung erforderlich. Künftig könnte die Behandlung zudem einfacher werden: In den USA ist seit August 2025 eine subkutane Anwendung per Autoinjektor zugelassen, die perspektivisch auch in Europa möglich wäre, so die Alzheimer Forschung Initiative e. V. (AFI). Mit Kisunla (Wirkstoff: Donanemab) befinde sich ein weiteres Antikörper-Medikament im Zulassungsverfahren. „Wir freuen uns, dass mit Leqembi erstmals ein Antikörper-Medikament gegen Alzheimer in Deutschland verfügbar ist. Für Patientinnen und Patienten im frühen Krankheitsstadium bedeutet das eine neue Behandlungsoption. Gleichzeitig dürfen die Erwartungen nicht zu hoch sein: Leqembi kann die Erkrankung nicht heilen, sondern lediglich den Verlauf um einige Monate verzögern - und auch das nur bei einer kleinen Gruppe von Erkrankten“, erklärt Dr. Anne Pfitzer-Bilsing, Leiterin der Abteilung Wissenschaft der AFI. 

Alzheimer möglichst früh eindeutig diagnostizieren

Je früher eine Alzheimer-Therapie beginnt, desto größer ist ihr Nutzen - das gilt besonders für Antikörper-Medikamente, die nur im frühen Krankheitsstadium wirksam sind. Ein zentrales Ziel der Forschung ist es deshalb, Alzheimer möglichst früh eindeutig zu diagnostizieren. Die Hoffnungen ruhen dabei auf Bluttests, die inzwischen in immer mehr spezialisierten Gedächtnisambulanzen eingesetzt werden. Sie sind deutlich einfacher und weniger belastend als bildgebende Verfahren oder eine Nervenwasseruntersuchung und können Alzheimer mit hoher Genauigkeit anzeigen. Derzeit kommen Bluttests ausschließlich ergänzend zu anderen Diagnosemethoden zum Einsatz; langfristig bestehe jedoch die Hoffnung, dass sie aufwändige Untersuchungen ganz oder teilweise ersetzen könnten, so die AFI. 

Verringerung der Risikofaktoren

Trotz verbesserter Therapien bleibt die Vorbeugung durch gesundheitliche Vorsorge und einen gesunden Lebensstil die einfachste und wirksamste Möglichkeit, das Demenzrisiko zu senken. Studien hätten gezeigt, dass sich bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch die Reduktion bekannter Risikofaktoren verzögern oder verhindern lassen, betont die AFI. Dazu werden Bluthochdruck, Diabetes oder Depressionen ebenso wie soziale Isolation gezählt. Prävention sei deshalb ein entscheidender Forschungsbereich. Neben Antikörpern und Bluttests verfolgen Forschende eine Vielzahl weiterer Ansätze. Im Blick stehen zum Beispiel Entzündungen im Gehirn, Durchblutungsstörungen, genetische Faktoren oder die Rolle der Darmflora. 

Die AFI verweist zudem auf verschiedene Substanzen und Wirkstoffe, die erprobt werden: 

  • Lithium: Erste Studien deuteten darauf hin, dass das Spurenelement Nervenzellen vor Alterung schützen könnte - ein gesicherter Nutzen bei Alzheimer sei aber noch nicht nachgewiesen, da noch klinische Studien fehlen.
  • Blarcamesin: Ein neuartiges Small Molecule, das zelluläre Reinigungsprozesse anregt und in frühen Studien Hinweise auf eine Verlangsamung des kognitiven Abbaus zeigte. 
  • Spermidin: Der körpereigene Stoff kommt in Lebensmitteln wie Weizenkeimen oder Soja vor und wird auf eine mögliche Schutzwirkung fürs Gehirn untersucht. 

Alle diese Ansätze seien aber noch weit von einer praktischen Anwendung entfernt, sie verdeutlichten aber, wie breit die Alzheimer-Forschung inzwischen aufgestellt sei. 

Die AFI betont, dass die Zukunft vermutlich nicht in einem einzelnen Medikament liege, sondern in einer Kombination verschiedener Ansätze: vom Abbau krankheitsrelevanter Proteinablagerungen bis hin zu präventiven Maßnahmen im Alltag. Klar sei allerdings: Je früher eine Behandlung beginne, desto größer sei auch der Nutzen. Insgesamt seien die Fortschritte ermutigend - eine Heilung sei indes auch weiterhin nicht in Sicht. Entscheidend sei jetzt, die Versorgung so vorzubereiten, dass neue Therapien auch tatsächlich bei den Menschen ankommen. 

Quelle: Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI)

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige