Bisher wird die CAR-T-Zelltherapie vor allem bei Krebserkrankungen eingesetzt. Doch das Potenzial könnte deutlich größer sein. Sie könnte sich als Ansatz zur Behandlung schwerer Autoimmunerkrankungen eignen. So wurden an der Universitätsmedizin Magdeburg (UMMD) im Rahmen klinischer Studien und in Zusammenarbeit mit der Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern erstmals zwei Patientinnen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE) sowie mit idiopathischer inflammatorischer Myopathie (IIM) mit einer CAR-T-Zelltherapie behandelt. In diesem Fall fußt die CAR-T-Zelltherapie auf gentechnisch modifizierten T-Zellen, die gezielt krankheitsverursachende Immunzellen ausschalten. Diese Studienbehandlung basiert auf aktuellen Erkenntnissen aus Pionierarbeiten zur Immunzelltherapie bei Autoimmunerkrankungen – darunter auch maßgebliche Beiträge aus dem Team von Prof. Dr. med. Dimitrios Mougiakakos, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie der UMMD. Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Autoimmunerkrankungen wie SLE, systemischer Sklerose, IIM oder Myasthenie wird derzeit im Rahmen klinischer Studien getestet und soll perspektivisch – ebenso wie das Studienangebot – auf weitere Indikationen wie die Multiple Sklerose ausgeweitet werden.
Studienzentrum für zelluläre Immuntherapien
Prof. Mougiakakos unterstreicht die Bedeutung der Forschung und erklärt: „Das ist ein großer Schritt nach vorn – mein Kompliment an das gesamte Team, das in so kurzer Zeit die Voraussetzungen für diese komplexen klinischen Studien hier in Magdeburg geschaffen hat. Wir hoffen, künftig mehr Patientinnen und Patienten aus Sachsen-Anhalt und darüber hinaus behandeln zu können.“ Damit kann sich die UMMD als offizielles Studienzentrum für zelluläre Immuntherapien positionieren. Erklärtes Ziel ist es, moderne Zelltherapien klinisch zu erproben und perspektivisch zur Zulassung und breiten Verfügbarkeit dieser Behandlungsform beizutragen. „Wir hoffen auf einen immunologischen Neustart – die CAR-T-Zelltherapie könnte sich als vielversprechende Behandlungsoption für schwer therapierbare Autoimmunerkrankungen etablieren. Es ist ein großer Fortschritt, dass wir unseren Patientinnen und Patienten Zugang zu jenen Therapien ermöglichen können, die über den heutigen medizinischen Standard hinausgehen“, betont Prof. Dr. med. habil. Eugen Feist, Leiter der Experimentellen Rheumatologie der Universitätsmedizin Magdeburg und Chefarzt der Klinik für Rheumatologie und Immunologie der Helios Fachklinik Vogelsang-Gommern.
Behandlung auf der CAR-T-Therapieeinheit
Dr. Mirjeta Berisha, Oberärztin der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie Magdeburg sowie Leiterin der Studieneinheit, betont: „Wir haben viel Energie in den Auf- und Ausbau unserer Studienkapazitäten investiert – es ist sehr erfüllend zu sehen, dass wir nun die ersten Patientinnen behandeln konnten. Jetzt drücken wir natürlich die Daumen, dass die Therapie anschlägt und die Patientinnen künftig symptomfrei und ohne weitere Medikation leben können. Die Patientinnen wurden auf der speziell für die Forschung eingerichteten CAR-T-Therapieeinheit behandelt. Die Durchführung ist Teil eines interdisziplinären Studienprojekts, getragen von der Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Hämatologie, Onkologie und Zelltherapie, Rheumatologie und Transfusionsmedizin.
Es wurde Neuland betreten
Die UMMD hat in den letzten Jahren mit weltweit beachteten individualisierten Heilversuchen bei seltenen Autoimmunerkrankungen wie Myasthenia gravis oder Immunthrombozytopenie (ITP) bereits therapeutisches Neuland betreten. Mit dem Start der ersten CAR-T-Studien bei rheumatologischen Autoimmunerkrankungen beginnt nun die nächste Phase mit dem Ziel, zelluläre Immuntherapien auch im Bereich der Autoimmunmedizin langfristig klinisch verfügbar zu machen. Betroffene, die an einer Teilnahme an einer CAR-T-Zelltherapie–Studie interessiert sind, können sich hier (E-Mail) melden.
Quelle: idw/Universitätsmedizin Magdeburg
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