Auch wenn es noch so schön laut und bunt ist: Um Hörschäden zu vermeiden, ist Vorsicht angesagt. Es fühlte sich an wie Watte in den Ohren, berichtet ein Betroffener. Dazu gesellte sich ein anhaltender lauter Piepton. Am nächsten Tag hatte sich das eine Ohr erholt, der Ton war aber auf dem linken Ohr noch zu hören. Bei hohen Frequenzen schepperte es im Ohr - wie bei einer Lautsprecherbox, die übersteuert ist. „Bei einem Knalltrauma wird das Innenohr durch ein plötzliches, sehr lautes, nur wenige Millisekunden dauerndes Geräusch verletzt“, erklärt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Wenn ein Feuerwerkskörper in weniger als zwei Metern Entfernung explodiert, wirken auf die Ohren Schallimpulse von mehr als 150 Dezibel. Das ist lauter, als wenn ein Düsenjet in 25 oder 30 Metern Entfernung startet. Die Schwelle, ab der das Gehör Schaden nehmen kann, liegt aber schon bei einer Dauerbeschallung von mehr als 85 Dezibel.
Vor allem junge Menschen betroffen
Etwa 8.000 Menschen in Deutschland erwischt es zu Silvester, dreimal so viele Männer wie Frauen und vor allem junge Menschen zwischen sechs und 25 Jahren. Häufig ist es mangelnde Vorsicht, manchmal aber auch Pech, wenn so nah ein Böller losgeht. Ein Knalltrauma kann auch ausgelöst werden durch eine am Ohr abgefeuerte Pistole, durch einen Airbag, durch einen Schlag aufs Ohr oder sogar durch eine fest zuschlagende Tür.
Teile der Hörschnecke im Innenohr werden durch diese extremen Schalldruckpegel geschädigt, Hauptsymptome sind anhaltende Ohrgeräusche (Tinnitus) und Schwerhörigkeit. Die Betroffenen haben vor allem Probleme bei der Wahrnehmung hoher Frequenzen. Klingeltöne und hohe Stimmen hören sie deutlich schlechter als zuvor. Das Ohr fühlt sich wie verstopft an. Stechende Schmerzen im Ohr oder Schwindel können weitere Hinweise auf ein Knalltrauma sein. Je nach Auslöser sind eines oder beide Ohren betroffen. „Häufig klingen die Symptome innerhalb weniger Stunden ab“, sagt AOK-Arzt Ebel. „Wenn nicht, sollten Betroffene einen Ohrenarzt aufsuchen, weil sonst bleibende Schäden die Folge sein können.“ Der HNO-Arzt prüft zum Beispiel, wie das Gehör verschiedene Frequenzen wahrnimmt, untersucht das Ohr und kann so die Diagnose Knalltrauma stellen. Zu den therapeutischen Möglichkeiten gehören vor allem Infusionen mit Kortison, die hochdosiert begonnen und langsam reduziert werden. Je früher die Therapie eingeleitet wird, desto besser. Die Prognose ist in den meisten Fällen gut, die Symptome bilden sich häufig im Laufe von einigen Wochen wieder zurück.
Abstand zu Böllern und Raketen halten
Ohren kann man nicht zuklappen. „Der beste Schutz für das Gehör ist es deshalb, ausreichend Abstand zu Böllern und Raketen zu halten“, betont Ebel. Liebhaber des großen Feuerwerks sollten einen Gehörschutz tragen. Ohrstöpsel sind in Drogerien, Baumärkten, Apotheken oder auch in Musikgeschäften erhältlich. Besonders komfortabel ist es, sich passgenaue Stöpsel beim Hörakustiker anfertigen zu lassen.
Alkoholunfälle steigen ebenfalls
Doch nicht nur die Augen und Ohren sind an Silvester gefährdet. Darauf weist Destatis hin. In der Silvesternacht 2015 kam es zu den meisten Alkoholunfällen im gesamten Jahr.
In Deutschland feiern jedes Jahr Millionen Menschen den Jahreswechsel und begrüßen freudig das neue Jahr. Aus Sicht der Straßenverkehrsunfallstatistik bietet der Start ins neue Jahr in der Regel allerdings wenig Grund zur Freude: Jedes Jahr überschatten den Jahreswechsel viele Verkehrsunfälle, bei denen ein zu hoher Alkoholkonsum die Unfallursache ist.
Neujahr war 2015 der Tag im Jahr, an dem die meisten alkoholbedingten Verkehrsunfälle passierten: Die Polizei erfasste am ersten Tag des neuen Jahres 264 Unfälle, bei denen mindestens ein Beteiligter unter Alkoholeinfluss stand. Ähnlich viele Alkoholunfälle ereigneten sich außerdem an Christi Himmelfahrt (254 Unfälle) sowie am 1. Mai (230 Unfälle). Insgesamt gab es 2015 rund 34.500 Verkehrsunfälle unter Alkohol-einfluss – das entspricht im Durchschnitt 94 Alkoholunfällen täglich. (AOK, Destatis, red)
Artikel teilen