Defizite in der geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung
Anlässlich des Internationalen Tages der Frauengesundheit am 28. Mai fordert der Sozialverband Deutschland (SoVD) mehr politische Sichtbarkeit und Unterstützung für frauenspezifische Gesundheitsfragen - insbesondere für das noch immer Thema Wechseljahre. „Frauengesundheit darf nicht länger auf Schwangerschaft und Geburt reduziert werden", erklärt SoVD-Bundesfrauensprecherin Jutta König.
„Neun Millionen Frauen in Deutschland erleben die Wechseljahre - viele fühlen sich dabei schlecht informiert, medizinisch nicht ernst genommen und gesellschaftlich unsichtbar gemacht." Dass die Wechseljahre im Koalitionsvertrag explizit genannt werden, sei ein wichtiger Schritt. Denn jahrzehntelang wurden sie als reines „Frauenproblem" abgetan - ein Zustand, über den man nicht spricht. Doch das beginnt sich zu ändern: „Prominente Frauen bringen das Thema endlich in die Öffentlichkeit", so König. „Wir brauchen mehr davon: mehr Aufklärung, mehr Akzeptanz, mehr Forschung - und vor allem mehr politische Maßnahmen."
„Gesundheit ist ein Menschenrecht“
Die erste bundesweite Befragung durch die Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin zeigt: Viele Frauen reduzieren ihre Arbeitszeit, verzichten auf Beförderungen oder ziehen sich ganz aus dem Erwerbsleben zurück. „In Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns schlicht nicht leisten, erfahrene Frauen zu verlieren - nur weil sie keine Unterstützung bekommen", warnt Engelmeier.
Die DGB-Frauen in Bayern weisen auf Defizite in der geschlechtergerechten Gesundheitsversorgung hin. „Gesundheit ist ein Menschenrecht – und darf weder vom Wohnort, Einkommen noch vom Geschlecht abhängen. Wir fordern endlich ernsthafte politische Schritte für eine geschlechtergerechte Medizin und eine faire Gesundheitsversorgung für alle Frauen in Bayern“, so Verena Di Pasquale, stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Bayern.
Ein zentraler Punkt dabei: Der Arbeitsschutz muss dringend auf geschlechtsspezifische Risiken überprüft werden. „Frauen sind nach wie vor häufiger von psychischen und physischen Belastungsfaktoren betroffen – sei es durch ergonomische Anforderungen oder die Doppelbelastung von Beruf und Sorgearbeit. Hier braucht es deutlich mehr Prävention am Arbeitsplatz“, fordert Di Pasquale.
Impfquoten gegen humane Papillom-Viren zeigen keine Fortschritte
Eine Auswertung zum Internationalen Tag der Frauengesundheit des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) macht darauf aufmerksam, dass die Impfquoten gegen humane Papillom-Viren (HPV) keine Fortschritte zeigen: Einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zufolge lag die Impfquote bei AOK-Versicherten im dritten Quartal 2024 bei 15-jährigen Mädchen bundesweit bei 49,5 Prozent. Damit ist der Wert knapp 5 Prozentpunkte niedriger als im dritten Quartal 2023 (55 Prozent) und liegt sogar um etwa 10 Prozentpunkte unter dem Niveau vor der Coronapandemie (61 Prozent).
WIdO-Geschäftsführer Dr. David Scheller-Kreinsen sagt: „Unsere Analysen zeigen erneut: Die Bundesrepublik ist noch sehr weit von dem erklärten Ziel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entfernt, nach welchem bis 2030 mindestens 90 Prozent der 15-jährigen Mädchen gegen HPV geimpft sein sollen."
Die Impfung schützt vor Infektionen mit Hochrisiko-Stämmen der HP-Viren, die überwiegend bei sexuellem Kontakt übertragen werden und bei anhaltender Infektion im Verlauf der Zeit Gebärmutterhalskrebs auslösen können. Gebärmutterhalskrebs ist weltweit die vierthäufigste Krebserkrankung bei Frauen, in Deutschland erkrankten im Jahr 2022 laut Zentrum für Krebsregisterdaten 4.388 Frauen neu, 1.413 Frauen starben daran.
Schlechtes Abschneiden Deutschlands im europäischen Vergleich
Für Jungen gibt es seit 2018 eine Impfempfehlung, die ab 2019 zunächst zu einem Anstieg der Impfquote geführt hat. So stieg die Impfquote von 2019 auf 2024 von 18 Prozent auf 30 Prozent. Jedoch ist auch bei den Jungen die Impfaktivität während der Coronapandemie deutlich eingebrochen und erholt sich erst langsam wieder.
Im europäischen Vergleich schneidet Deutschland 2023 mit dem 19. Platz eher schlecht ab. Die vorderen Plätze mit einer vollständigen HPV-Impfung bei 15-jährigen Mädchen wurden 2023 von Island, Norwegen, Portugal, Spanien und Schweden mit einer Impfquote von 96 bis 85 Prozent erreicht.
Quellen: SoVD, DGB-Frauen in Bayern, WIdO
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