Demenz: Neues Modell der häuslichen Versorgung bewährt sich
Aus dem höchsten Gremium der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen – dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) – kommt die Empfehlung, das Dementia Care Management in die Regelversorgung einzuführen. Das innovative Versorgungskonzept wurde vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE) entwickelt. „Aufgrund der positiven Erfahrungen aus früheren Pilotprojekten wird das Dementia Care Management bereits von der medizinischen S3-Leitlinie für Demenzerkrankungen empfohlen. Zudem ist es Bestandteil der Nationalen Demenzstrategie“, erläutert Prof. Wolfgang Hoffmann, Versorgungsforscher am DZNE-Standort Rostock/Greifswald und Geschäftsführender Direktor des Instituts für „Community Medicine“ an der Universitätsmedizin Greifswald. „Das positive Votum aus dem G-BA gibt diesem Versorgungskonzept nun weiteren Rückenwind. Wir setzen uns sehr dafür ein, dass das Dementia Care Management in die Praxis kommt. Die Wirkung geht signifikant über die übliche Versorgung von Menschen mit Demenz hinaus. Außerdem stärkt das Dementia Care Management die Eigenverantwortung und Weiterentwicklung im Pflegeberuf und kann Hausärztinnen und Hausärzte wirksam entlasten.“
Entwicklung von praxisnahen Lehrfilmen
Die Universitätsmedizin Rostock, vertreten durch das Institut für Allgemeinmedizin, leistete einen zentralen Beitrag im Bereich der Schulung und Ausbildung. Im Fokus stand die Entwicklung von praxisnahen Lehrfilmen mit eigens verfasstem Kurzlehrbuch zur Stärkung der kommunikativen Kompetenzen der Dementia Care Manager. „Uns war wichtig, die oft komplexe Kommunikation mit Menschen mit Demenz greifbar zu machen und Lehrmaterial zu schaffen, das sowohl fundiert als auch direkt in der Praxis anwendbar ist“, erklärt Dr. Anja Wollny, stellvertretende Leiterin des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Rostock. „Mit den Lehrfilmen und dem Kurzlehrbuch geben wir den Fachkräften Werkzeuge an die Hand, um empathisch, zielgerichtet und professionell zu kommunizieren – eine Grundvoraussetzung für eine gelingende Versorgung.“
„Das Dementia Care Management zeigt, wie wir durch Innovationen das Leben von Menschen mit Demenz und ihren Familien verbessern können. Entscheidend ist dabei, dass Pflegepersonen mit erweiterten Kompetenzen eigenverantwortlich handeln und die verschiedenen Versorgungsbereiche miteinander verzahnen. Das entlastet die Hausärztinnen und Hausärzte. Außerdem sorgt es für mehr Qualität und Kontinuität in der häuslichen Betreuung“, betont Manon Austenat-Wied, Leiterin der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern.
Ein Plus an Lebensqualität
„Als Krankenkasse verstehen wir uns als aktive Gestalterin der Versorgung. Innovationsfondsprojekte sind für uns eine wichtige Möglichkeit, unabhängig von finanziellen und rechtlichen Zwängen neue Versorgungsformen zu erproben und ihre Wirkung zu prüfen“, erläutert Waldemar Wiets, Leiter des Bereiches Gesundheitslandschaft bei der AOK Nordost.
„Im Projekt InDePendent hat sich gezeigt: Eine bedarfsgerechte, von qualifizierten Pflegefachkräften gesteuerte Versorgung verbessert die Unterstützung von Demenzerkrankten spürbar. Die Behandlung war für die Krankenkassen zwar teurer als die normale Versorgung. Aus der Evaluation geht aber auch hervor, dass die Patientinnen und Patienten ein Plus an Lebensqualität gewinnen. Das Projekt war damit ein wichtiger Schritt in Richtung einer zukunftsfähigen Versorgung. Die Ergebnisse der Evaluation und die im Verlauf entwickelten Module fließen in die Weiterentwicklung unserer Versorgungsangebote mit ein.“
Die aktuelle Studie namens „InDePendent“ wurde vom G-BA über den Innovationsfonds gefördert. Die Befunde sind im internationalen Fachjournal „Alzheimer’s & Dementia“ veröffentlicht. Partner des aktuellen Projekts waren die Universitätsmedizin Greifswald, die Universitätsmedizin Rostock, die Techniker Krankenkasse, die AOK Nordost sowie die Ärzte- und Demenznetzwerke HaffNet Management GmbH, Demenz-Netzwerk Uckermark e.V., Gesundheitsnetz Frankfurt am Main eG (GNEF) und MEDIS Management GmbH.
Quelle: idw
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