Digitalisierung des Gesundheitswesens nimmt Fahrt auf

McKinsey E-Health-Monitor 2025
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Ein älteres Paar nutzt die Videosprechstunde des Arztes.
© Geber86/stock.adobe.com
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Trotz einiger Erfolge wie das E-Rezept oder die ePA sowie der Einsatz digitaler Gesundheitsanwendungen betont das Beratungsunternehmen, dass Nutzung und Stabilität hinter den Erwartungen zurückblieben.

Der neue E-Health-Monitor 2025 von McKinsey & Company zeigt, dass die Digitalisierung im deutschen Gesundheitswesen voranschreitet. Mit der verpflichtenden Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) im Opt-out-Modell und der flächendeckenden Etablierung des E-Rezepts sei die Basis für eine digitale Gesundheitsversorgung gelegt worden. Auch digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), die Erkrankte bei der Behandlung unterstützen sollen, würden immer häufiger verschrieben. Gewonnen hat zudem die Bedeutung der Telemedizin. Doch die tatsächliche Nutzung und die technische Stabilität der digitalen Gesundheitsangebote blieben weiter hinter den Erwartungen zurück. So seien 99 Prozent der Arztpraxen und 100 Prozent der Apotheken zwar an die Telematikinfrastruktur angeschlossen, doch 58 Prozent der Praxen berichteten von wöchentlichen bis täglichen technischen Problemen (Vorjahr: 60 Prozent). Zu den Top-Angeboten der Arztpraxen im digitalen Bereich zählen die Videosprechstunden (37 Prozent), DiGA-Verordnungen (32 Prozent) und Online-Terminvereinbarungen (27 Prozent).

E-Rezept: eine Milliarde E-Rezepte eingelöst 

Das E-Rezept habe nach einem langsamen Start den Durchbruch geschafft. Während Ende 2023 erst rund 18 Millionen Verordnungen digital eingelöst wurden, waren es 2024 bereits über 540 Millionen. Im Jahr 2025 wurden bis Ende Juli über 340 Millionen Rezepte digital eingelöst, was rund 40 Prozent aller GKV-Verordnungen entsprach. Die Einlösung des milliardsten E-Rezepts erfolgte im Oktober 2025. Trotzdem gibt es Wermutstropfen. Teilweise gebe es technische Schwierigkeiten. In der Haus- und Heimversorgung sei das E-Rezept bisher nicht nutzbar, und rund 50 Prozent der Praxen greifen häufig aus Vorsicht aufgrund gelegentlicher technischer Probleme noch immer parallel zur digitalen Variante auf die Papieralternative zurück. „Das E-Rezept zeigt, dass Digitalisierung in der Versorgung funktioniert und in der Breite akzeptiert wird“, erklärt Matthias Redlich, Partner bei McKinsey und Herausgeber der Studie. „Gleichzeitig muss die Infrastruktur stabil und performant laufen, damit digitale Services in der Praxis echten Mehrwert stiften und die Akzeptanz weiter steigt.“ 

ePA: Nutzung noch sehr gering 

Die Unternehmensberatung rechnet vor, dass im Opt-out-Modell 2025 rund 70 Millionen Versicherte automatisch eine elektronische Patientenakte erhalten hatten. Nur etwa 5 Prozent der Versicherten haben widersprochen. Dennoch: Die tatsächliche Nutzung nehme zwar zu, liege aber noch auf niedrigem Niveau: Im Dezember 2025 seien nur rund 4,2 Millionen GesundheitsIDs registriert worden, was rund 6 Prozent der gesetzlich Versicherten entsprach. Nur mit einer solchen digitalen Identität können sich Versicherte sicher authentisieren und auf Anwendungen wie die ePA zugreifen. Betont wird, dass trotz der anziehenden Dynamik viele Versicherte mit den Funktionen der ePA weiterhin nicht vertraut seien, und auch die Integration in den Praxis- und Klinikalltag nicht überall reibungslos verlaufe. „Die ePA kann ihre Rolle als tragende Säule digitaler Versorgung in Deutschland nur dann erfüllen, wenn alle Beteiligten sie aktiv nutzen“, betont Katharina Sickmüller, Partnerin bei McKinsey und Herausgeberin der Studie. „Die Bereitschaft der Ärzte und Patienten ist grundsätzlich da, aber zwischen Interesse und tatsächlicher Nutzung klafft noch eine Lücke, die mit besserer Information, einfacherer Bedienung und einem klaren Nutzenversprechen geschlossen werden muss.“ 

DiGA: Nur leichter Marktvolumen-Anstieg

Bei den digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA) zeige sich ein differenziertes Bild. Ärzte verordneten DiGA zunehmend häufiger. 2025 seien es 32 Prozent der ambulanten Praxen im Vergleich zu 26 Prozent im Vorjahr gewesen. Die Nutzung sei 2024 auf 423.000 DiGA gestiegen (+85 Prozent gegenüber 2023). Bei einem Durchschnittspreis von aktuell 361 Euro pro App liege das DiGA-Marktvolumen bei rund 152 Millionen Euro. Das entspreche nur einem moderaten Anstieg gegenüber den 125 Millionen Euro aus dem Jahr 2023, als die Durchschnittspreise noch höher lagen. Die Folge seien wirtschaftliche Herausforderungen bei Anbietern. Bis Mitte 2025 seien bereits 10 DiGA aus dem Verzeichnis gestrichen worden – vier davon auf Antrag der Hersteller. „Einige digitale Gesundheitsanwendungen konnten sich etablieren und ihren Wert für die Gesundheitsversorgung unterstreichen. Andere stehen jedoch vor wirtschaftlichen Herausforderungen“, sagt Alexander Rajko, Partner bei McKinsey und Herausgeber der Studie. „Deutschland hat bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens in den letzten Jahren wichtige Schritte gemacht. Der Weg ist aber noch weit“, so sein Resümee. 

Videosprechstunde hat sich bewährt

Als ein wichtiger Ansatz in der heißen Phase der Pandemie, um Kontakte zu reduzieren und Ressourcen besser zu nutzen, hat sich die Videosprechstunde laut McKinsey fest im Praxisalltag etabliert. 75 Prozent der Praxen berichten demnach über einen reibungslosen technischen Ablauf und 80 Prozent über eine problemlose Kommunikation während der Videosprechstunde. Allerdings kritisieren laut McKinsey einige Vermittlungsdienstleister für Telemedizin die neuen Regelungen zum Ersteinschätzungsverfahren und der geforderten räumlichen Nähe. So habe beispielsweise Doktor.De angekündigt, das Angebot einzuschränken. 

Für die Publikation untersucht die Unternehmensberatung regelmäßig auf Basis verschiedener Indikatoren den digitalen Fortschritt im deutschen Gesundheitswesen. Sie zeigt auf, wo deutsche Gesundheitseinrichtungen in ihrer digitalen Entwicklung stehen, wie groß das digitale Angebot und die Nachfrage sind und wie intensiv digitale Gesundheitsanwendungen angenommen werden. „Die Grundlagen für die digitale Versorgung sind gelegt und die wichtigsten Anwendungen werden intensiver genutzt“, sagt Laura Richter, Partnerin bei McKinsey und Herausgeberin der Publikation. „Die technische Stabilität und die Akzeptanz bei Ärzten und Patienten werden entscheiden, ob die Fortschritte nachhaltig zu einer besseren Gesundheitsversorgung führen.“ 

Literatur:
McKinsey & Company (Herausgeber): E-Health Monitor 2025 : Deutschlands Weg in die digitale Gesundheitsversorgung – Status quo und Perspektiven. MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsges., Berlin, 2025.

Quelle: McKinsey & Company 

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