Eiweiß-Abneigung mitverantwortlich an Genesung

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Verschiedene proteinreiche Lebensmittel wie Eier, Joghurt, Hüttenkäse, Käse, Linsen, Bohnen, Nüsse und Mandeln auf weißem Hintergrund.
© PhotoSG/stock.adobe.com
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Nach einer starken Erkrankung ist bisher unklar, wieso manche Personen komplett wieder genesen und andere Personen gar nicht genesen oder nur zum Teil. Forschende machten nun eine interessante Entdeckung, welche die Ursache hierfür in einem Schutzmechanismus des Körpers gefunden haben könnte.

Ein Team des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) hat gemeinsam mit anderen international Forschenden untersucht, wieso manche Personen nach einer akuten Erkrankung wieder genesen und andere nicht. Dabei machten sie eine unerwartete Entdeckung, die eine mögliche Ursache in der eiweißreichen Ernährung gefunden haben könnte. Unerwartet war sie vor allem deswegen, weil eine eiweißreiche Ernährung fester Bestandteil des Ernährungskonzepts für kritisch kranke Patientinnen und Patienten ist.

Schädliche Bildung von Ammoniak

„Wir haben in unserer Studie herausgefunden, dass der Genesungsprozess nach akuten Krankheitszuständen durch ein stereotypisches Verhaltensmuster charakterisiert ist, das eine starke Abneigung gegenüber eiweißreicher Nahrung umfasst“, erläutert Endokrinologe Dr. Nikolai Jaschke, Leiter der Studie. In Modellexperimenten zeigte sich nicht Eiweiß an sich das Problem ist, sondern drei darin natürlich vorkommende Aminosäuren: Glutamin, Lysin und Threonin, kurz QKT. In hoher Dosis führen die drei Aminosäuren zur Bildung von Ammoniak, das wiederum über die Leber aus dem Körper raus transportiert werden muss. Während eines Genesungsprozesses ist die Kapazität zur Entgiftung jedoch reduziert möglich.

Im Experiment zeigte sich die toxische Wirkung bei Zuführung dieser drei Aminosäuren. „Wir gehen davon aus, dass die Aversion eiweißreicher Nahrung einen physiologischen Schutzmechanismus darstellt, der den Körper vor einer Anhäufung von schädlichem Ammoniak bewahrt“, erläutert Jaschke. Grundlage der Protein-Aversion ist die Bildung eines Proteins im Darm. Es wird durch lokal gebildetes Ammoniak aktiviert und vermittelt Informationen an Areale des Gehirns, die eine Aversion sowie Brechreiz und Übelkeit auslösen können. 

 „Die durch Eiweiß beziehungsweise Ammoniak aktivierten Hirnareale sind teilweise überlappend mit jenen, die durch moderne appetithemmende Medikamente mit dem Wirkstoff Semaglutid stimuliert werden“, erklärt Jaschke. Der nächste zu erforschende Prozess ist herauszufinden, ob der Genesungsprozess durch eine geänderte Diät unterstützt werden kann. Auch für Kinder mit Stoffwechselerkrankungen und Menschen mit Kachexie können diese Ergebnisse hilfreich sein.

Literatur:
Jaschke N. et al.: Gut-to-brain signaling restricts dietary protein intake during recovery from catabolic states. Cell, 2025. DOI: 10.1016/j.cell.2025.10.005

Quelle: idw

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