Laut Krebsinformationsdienst erkranken pro Jahr rund 9.800 Menschen neu an Leberkrebs. Knapp 2/3 davon an einem sogenannten Leberzellkarzinom (Hepatozelluläres Karzinom). Männer erkranken im Vergleich zu Frauen häufiger. Man unterscheidet beim Leberkrebs zwischen primärem Leberzellkrebs (Hepatozelluläres Karzinom, HCC) und sekundärem Leberkrebs (zum Beispiel Metastasen). Mit sekundärem Leberkrebs werden Lebermetastasen bezeichnet. In vielen Fällen sind Behandlungen von Lebertumoren mit einem erheblichen medizinischen Aufwand verbunden. Oft sind Operationen nötig, um den Tumor zu entfernen. Zur psychischen Belastung der Krebserkrankten kommt auch noch die physische Belastung des Eingriffs. Mit dem Verfahren der Elektrochemotherapie (ECT) lassen sich die Belastungen reduzieren. „Die Elektrochemotherapie ist eine schonende Alternative, die das gesunde Gewebe schützt, das an den Behandlungsbereich angrenzt bzw. sich in diesem befindet, und gleichzeitig eine effektive Tumorablation ermöglicht“, sagt PD Dr. Ingo Einspieler, Leitender Oberarzt des Instituts für Röntgendiagnostik und Leiter des Zentrums für Radiologisch-Interventionelle Onkologie (RIO) am Universitätsklinikum Regensburg (UKR). Dr. Vinzenz Mayr, Oberarzt und stellvertretender RIO-Leiter, ergänzt: „Dieses Verfahren bietet Patienten eine risikoarme Behandlungsmöglichkeit, die besonders bei schwer zugänglichen Tumoren zum Einsatz kommt.“
Ergebnis ist eine erhöhte Zytotoxizität
Das innovative Verfahren kombiniert die Verabreichung eines zytotoxischen Medikaments, meist Bleomycin,mit gezielt applizierten elektrischen Impulsen. Diese Impulse öffnen temporär die Zellmembranen der Tumorzellen (Elektroporation). Anschließend kann das Medikament in deutlich höherer Konzentration in die Zellen eindringen. Das Ergebnis ist eine erhöhte Zytotoxizität, während das umliegende gesunde Gewebe weitgehend erhalten bleibt. Besonders geeignet ist die ECT für Patienten, bei denen chirurgische Eingriffe nicht möglich sind oder bei Tumoren in der Nähe empfindlicher Strukturen wie Blutgefäßen oder Gallenwegen, bei denen andere Ablationsverfahren wie die Radiofrequenz- oder Mikrowellenablation nicht infrage kommen.
Einsatz einer bipolaren Elektrode
Eine bedeutende technologische Neuerung ist die Einführung einer bipolaren Elektrode. Sie ermöglicht die Ablation von Lebertumoren nun über eine einzige Punktionsstelle. Bisher waren hierfür mindestens drei Nadeln notwendig. Dies hatte die Durchführung aufwändiger und risikoreicher gemacht. Die neue bipolare Elektrode vereint zwei Pole in einer Nadel. Dies vereinfacht die Behandlung, reduziert Fehlerquellen und erhöht die Sicherheit. Besonders kleine, schwer zugängliche Tumoren können dadurch effizienter und schonender behandelt werden. Das UKR setzt diese schonende, nicht-thermische Tumorablation bereits erfolgreich ein. Das Verfahren wird einmalig und niedrig dosiert angewandt, was die Behandlung für Patienten besonders verträglich macht. Dabei können ein bis zwei Tumorherde in der Leber gezielt mit KI-gestützter Navigation ohne Hitzeentwicklung behandelt werden – im Gegensatz zu anderen Verfahren wie der Radiofrequenz- oder Mikrowellenablation. Die Behandlung ist effizient, minimalinvasiv und eignet sich vor allem für Patienten im frühen metastasierten Stadium.
Quelle: idw/UKR
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