Enzymhemmer gegen Eppstein-Barr-Virus

Folgeerkrankungen
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Eppstein-Barr-Virus
Eppstein-Barr-Virus © Dr_Microbe/stock.adobe.com
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Fast jeder trägt das Eppstein-Barr-Virus in sich. Es kann schwere Erkrankungen auslösen, darunter auch Krebs. Forschende haben jedoch einen neuen Ansatz gefunden, um mögliche Folgeerkrankungen zu hemmen.

Das Eppstein-Barr-Virus (EBV) war das erste Virus, von dem man nachweisen konnte, dass es Krebs beim Menschen verursachen kann. Die Namensgeber Anthony Eppstein, Pathologe, und Yvonne Barr, Virologin, entdeckten das Virus und konnten sein krebserregendes Potenzial nachweisen. 90 Prozent der Menschen tragen das Virus in sich – in der Regel jedoch symptomfrei. Folgeerkrankungen des EBV sind das Pfeifersche Drüsenfieber, EBV steht aber auch im Verdacht, an der Multiplen Sklerose beteiligt zu sein.

Transformation von B-Zellen

Eine fehlende Impfung oder ein Medikament gegen EBV machen es bisher schwierig, gegen das Virus und seine Folgeerkrankungen vorzugehen. Doch eine Forschungsgruppe aus Basel hat nun einen neuen Ansatzpunkt gefunden. Sie fanden heraus, dass das Virus die B-Zellen umprogrammiert, eine sogenannte „Transformation“. Das ist eine der Voraussetzungen dafür, dass die Infektion chronisch wird und Folgeerkrankungen nach sich zieht. 

Die Forscher entdeckten weiter, dass EBV die infizierten Zellen dazu bringt, dass Enzym IDO1 vermehrt zu produzieren. Das führt zu einer erhöhten Energieproduktion durch die Mitochondrien, die wichtig ist für die weitere Verbreitung der vom Virus umprogrammierten B-Zellen. Im Fokus der Untersuchungen lagen Patientinnen und Patienten nach einer Organtransplantation, die durch EBV ausgelösten Blutkrebs entwickelt hatten – ein sogenanntes Posttransplantationslymphom. 

Freies Spiel für Eppstein-Barr-Virus

Nach einer Transplantation erhalten die Betroffenen Medikamente, um die Abwehrsysteme herunterzufahren, damit der Körper das Organ nicht absößt. Dadurch hat das EBV jedoch leichteres Spiel, sich zu verbreiten und entsprechend Blutkrebs zu verursachen. Es zeigte sich, dass die Produktion von IDO1 schon Monate vor der Diagnose des Posttransplantationslymphoms hochgefahren wurde. Dadurch lassen sich möglicherweise Biomarker entwickeln, um die Erkrankung frühzeitig nach der Transplantation zu entdecken.

Durch diese Erkenntnis erhält ein gescheitertes Medikament eine neue Chance. Es gibt bereits IDO1-Hemmer, die im Rahmen von Krebstherapien eingesetzt werden sollten. Aufgrund einer fehlenden klinischen Wirkung finden sie jedoch keinen Einsatz. Das könnte sich nun ändern. Im Mausmodell zeigt sich bereits, dass die Hemmung von IDO1 die Transformation der B-Zellen reduziert und damit auch die Viruslast und Entwicklung des Lymphoms. „Bei Transplantationen werden standardmäßig Medikamente gegen verschiedene Viren eingesetzt. Gegen das EB-Virus gab es bisher nichts Spezifisches», so Christoph Hess, Universität Basel. Dies könnte sich nun ändern.

Literatur:
Müller-Durovic B et al.: A metabolic dependency of EBV can be targeted to hinder B cell transformation. Science (2024), DOI: 10.1126/science.adk4898.

Quelle: idw

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