Ist der Lymphknoten befallen, deutet das auf ein Fortschreiten einer soliden Tumorerkrankung – das sind solche Tumoren mit fester Gewebestruktur. Danach entscheidet sich die Wahl der Therapie und auch die Überlebenschancen werden maßgeblich beeinflusst. Vor allem Tumoren der Brust, Haut und des Magen-Darm-Traktes nutzen die Lymphknoten zur Verbreitung. Dabei dienen Lymphknoten eigentlich als Sammelpunkt der Akteure des Immunsystems, um Erreger zu bekämpfen.
Schnittstelle fürs Immunsystem und Metastasierung
Diese Schnittstelle zwischen Immunsystem und Metastasierung untersuchte die Arbeitsgruppe um Dr. Angela Riedel am Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum (MSNZ) am Uniklinikum Würzburg (UKW). Zunächst untersuchten sie die Lymphknoten im Mausmodell mit triple-negativem Brustkrebs (TNBC). Diese Krebsform ist besonders aggressiv, etwa 10 bis 15 Prozent der Brustkrebspatientinnen leiden daran, und Standardtherapien wie Hormontherapien kommen nicht in Frage.
Bei der Beobachtung des Tumor-drainierenden Lymphknotens, dem Lymphknoten, der dem Tumor am nächsten ist, zeigte sich, dass dieser bereits vor der Ansiedlung des Tumors von diesem beeinflusst wird. Dadurch ändert sich die Immunantwort und der Grundstein für die mögliche Fernmetastasierung ist gelegt. Hauptakteure dieser Umprogrammierung des Lymphknotens sind die Zytokine CCL2 und CCL7 der sogenannten fibroblastischen Retikulumzellen (FRC). Durch die Zytokine werden bestimmte Monozyten angezogen, die korrupt werden und die Aktivität von T-Zellen blockieren.
Bestätigung im Mausmodell
„Mithilfe neuester Methoden, wie der räumlichen Transkriptomik, der Einzelzell-RNA-Sequenzierung, der Proteomik, und der Immunfluoreszenz, die wir eigenständig im Labor etabliert haben, konnten wir entschlüsseln, dass sich diese suppressiven Monozyten zusammen mit FRCs und T-Zellen in bestimmten Nischen innerhalb der Lymphknoten ansammeln“, erklärt Moutaz Helal, der zusammen mit Greta Mattavelli Erstautor der Studie ist. Die FRC wiederum werden vom Toll-like-Receptor 4 (TLR4) aktiviert. Dieser soll eigentlich als Alarmanlage vor Gefahren warnen, in solch einem Fall missbraucht der Tumor ihn jedoch für seine Zwecke.
Eine Blockade des Rezeptors im Mausmodell bestätigte die neuen Erkenntnisse: die gezielte Hemmung von TLR4 gemeinsam mit einer modernen PD1-Immuntherapie reduzierte signifikant die Fernmetastasierung und stellte die T-Zell-Aktivität wieder her. In Zusammenarbeit mit der Frauenklinik und dem Institut für Pathologie bestätigte das Team die Ergebnisse auch an Proben von Brustkrebspatientinnen mit TNBC. Therapien, die auf diese Zielstruktur abzielen, können somit auch eine bessere Aussicht für Patientinnen mit diesem aggressiven Brustkrebs bieten.
Aktuell laufen Untersuchungen zur Verabreichung der Immuntherapie, wobei sich eine Präferenz der subkutanen Verabreichung in der Nähe des Lymphknotens abzeichnet. Auch die Wahl der Chemotherapie in Kombination zur Immuntherapie wird untersucht, um anschließend Patientinnengruppen zu identifizieren, die von diesem neuen Ansatz profitierenn können.
Quelle: idw
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