Fokale kortikale Dysplasie: Welche Rolle spielt das Dopamin?
Antiepileptika können dazu verwendet werden, die Anfälle unter Kontrolle zu bringen. Allerdings haben viele Menschen mit FCD arzneimittelresistente Krampfanfälle. Denn in den betroffenen Arealen sind Nervenzellen und ihre Schichtstrukturen untypisch angeordnet, was eine medikamentöse Therapie oft erschwert. Laut Epilepsy Foundation ist bei vielen Fällen von FCD, insbesondere bei Typ II, die MRT abnormal und zeigt einen ungewöhnlich hellen Fokusbereich auf T2- und FLAIR-Sequenzen, der oft einen charakteristischen „Schwanz“ aufweist, der sich bis zu den Rändern der Ventrikel erstreckt. Ein Forschungsteam des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn hat nun, in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen e.V. (DZNE), Hinweise auf tiefgreifende Veränderungen im Dopamin-System bei FCD Typ 2 gefunden. Dopamin ist ein zentraler Neurotransmitter, der unter anderem Aufmerksamkeit, Lernen und die Erregbarkeit neuronaler Netzwerke reguliert. Ob und wie dieses System bei FCD betroffen ist, war bislang weitgehend ungeklärt. Die aktuelle Studie zeigt, dass die dopaminerge Versorgung in den betroffenen Hirnarealen verändert ist. Zudem wurde eine gesteigerte Expression bestimmter Dopaminrezeptoren beobachtet – sowohl im menschlichen Gewebe als auch in einem korrespondierenden Mausmodell.
Rolle bei der Entstehung epileptischer Anfälle
„Unsere Daten deuten auf ein gestörtes dopaminerges System bei FCD Typ 2 hin“, erklärt Norisa Meli, Doktorandin der Universität Bonn am Institut für Rekonstruktive Neurobiologie des UKB und Erstautorin der Studie. „Auffällig war dabei insbesondere die deutlich erhöhte Expression dopaminerger Rezeptoren in den Neuronen, die eine zentrale Rolle im Krankheitsgeschehen spielen.“ Diese Veränderungen könnten eine Rolle bei der Entstehung epileptischer Anfälle spielen – und möglicherweise auch erklären, warum viele Betroffene zusätzlich unter Konzentrationsproblemen oder Stimmungsschwankungen leiden.
Wichtige Anhaltspunkte für neue potenzielle Therapieansätze
„Dopamin moduliert die Erregbarkeit neuronaler Netzwerke sowie deren Ausbildung im sich entwickelnden Kortex“, betont Prof. Sandra Blaess, Professorin für Neuroentwicklung am UKB und Mitglied im TRA „Life & Health“ der Universität Bonn. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass diese Modulation bei FCD Typ 2 möglicherweise gestört ist – ein bislang kaum untersuchter Aspekt.“ Prof. Albert Becker, Abteilungsleiter am Institut für Zelluläre Neurowissenschaften II des UKB und ebenfalls Mitglied im TRA „Life & Health“ der Universität Bonn, ergänzt: „Diese Erkenntnisse erweitern unser Verständnis der komplexen Neuropathologie von Dysplasien. Sie liefern wichtige Anhaltspunkte für neue potenzielle Therapieansätze, die über die reine Kontrolle der Anfälle hinausgehen könnten.“ Die Studie kombiniert umfassende molekulare Analysen menschlicher Gewebeproben mit einem präklinischen Mausmodell, das die genetischen Veränderungen bei FCD Typ 2 abbildet. Die Forschenden hoffen, mit diesen Ergebnissen langfristig zu gezielteren und wirksameren Behandlungsstrategien beitragen zu können.
Quelle: idw/Uni Bonn
Artikel teilen