Häufung von Flohfällen in Berlin

Welche Rolle Füchse bei der Verbreitung spielen
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Männer in Schutzanzügen untersuchen einen Fuchsbau in der Natur
Die Taskforce des Leibniz-IZW im Einsatz © Leibniz-IZW/Jon A. Juarez
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In Berlin wurden in letzter Zeit mehrere Fälle von Flohbefall gemeldet, bei denen ein Zusammenhang mit Fuchsbauen vermutet wird. Einige Floharten können sowohl Wildtiere wie Füchse als auch Menschen befallen.

Leben Füchse in der Nähe, können sich die Flöhe auch auf den Menschen übertragen. In Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt und dem Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut (SDEI) wurde am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) eine Taskforce eingerichtet, um die Verbreitung der Flöhe von Wildtieren auf Menschen besser zu verstehen und Strategien zur Eindämmung zu entwickeln.

Status quo Berlin

Bisher bekannt sind mindestens sieben Fälle von starkem Flohbefall in der Umgebung von Fuchsbauen in verschiedenen Berliner Bezirken. Diese Fälle konzentrieren sich bislang auf den Westen und Südwesten der Stadt sowie auf Berlin-Mitte, es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass dieses Problem auch in anderen Stadtteilen besteht. In einem der Fälle wurde der als Menschenfloh bekannte Floh Pulex irritans nachgewiesen, dieser kann aber auch Wild- und Haustiere befallen. Zurzeit wird daran gearbeitet, die Fälle einzudämmen. 

Einsatz von Anti-Flohmitteln

Der Menschenfloh bevorzugt es zwar, Menschen zu befallen, kann jedoch auch auf anderen Tierarten überleben und sich damit verbreiten. Dazu gehören auch Hauskatzen, Hunde oder Füchse. Da in Berlin viele Füchse nahe am Menschen auf Schulhöfen, in Parks oder auch in Gärten leben, ist es für den Floh relativ einfach, auf den Menschen überzuspringen. Während Wildtiere wie der Fuchs die Verbreitung von Flöhen fördern kann, ist gleichzeitig die Eindämmung der Verbreitung durch Flohmittel vereinfacht möglich. Deren gezielter Einsatz wird am Leibniz-IZW anhand konkreter Anwendungsfälle fachgerecht erprobt.

Grundsätzlich gibt es zwei Wege der Verabreichung von Anti-Flohmitteln, entweder per Injektion oder über Futterköder. Da es praktisch kaum möglich ist, Wildtiere stressfrei einzufangen und zu behandeln, empfiehlt sich der Einsatz spezieller Futterköder. Nach Verzehr ist der Fuchs je nach Präparat mehrere Monate lang geschützt, da alle Flöhe, die ihn stechen, binnen kurzer Zeit sterben. Damit ist nicht nur dem Tier selbst geholfen, sondern auch die Flohausbreitung unterbrochen. Der gezielte Einsatz dieser Köder bei Füchsen wird derzeit am Leibniz-IZW wissenschaftlich begleitet.

Vergrämung oder Abschuss sinnvoll?

Sowohl eine Vergrämung als auch der gezielte Abschuss von Füchsen ist kontraproduktiv bzw. birgt keinen Nutzen. Verjagt man die Füchse, wird das Problem nur verlagert und die Flöhe können sich in einem anderen Gebiet ausbreiten. Die Flöhe, die am ursprünglichen Standort zurückbleiben, finden in der Regel neue Wirte, wodurch ihr Überleben weiter gesichert ist. Neben den Problemen in Bezug auf den Tierschutz, birgt auch ein Abschuss der befallenen Füchse keinen Nutzen zur Bekämpfung der Flohverbreitung. Wird der Fuchs abgeschossen, suchen sich die Flöhe einen neuen Wirt. Es macht eher Sinn, die Füchse zu behandeln, als sie abzuschießen und das Gebiet frei zu machen für andere, wiederum von Flöhen befallene Füchse. 

Was Betroffene tun können

Betroffene können ihren Fall von Montag bis Freitag zwischen 10 und 12 Uhr über das Beratungstelefon unter 030/5168686 melden. Außerhalb der telefonischen Sprechzeiten können Anliegen auch per E-Mail an fuchs-floh@izw-berlin.de gemeldet werden. Für jeden gemeldeten Fall werden genaue Angaben dazu benötigt, wann und wo der Flohbefall festgestellt wurde und ob ein Zusammenhang mit einem Fuchsbau vermutet wird. Da noch zu wenig über die verschiedenen Arten von Flöhen, deren Verbreitung in Berlin sowie mögliche Übertragungszusammenhänge mit Fuchsbauten und regionalen Häufungsschwerpunkten bekannt ist, ist es eine große Hilfe, wenn bei Flohbefall einige Exemplare zur Bestimmung an das SDEI eingeschickt werden. Eine Anleitung und die Adresse dafür findet sich auf dem Infoflyer.

Hunde und Katzen sind ebenfalls typische Wirte von Flöhen und damit typische Nebenwirte von Menschenflöhen. Sie sollten auf jeden Fall regelmäßig mit zugelassenen Präparaten gegen Flöhe behandelt werden. Tritt dennoch ein Befall auf, zum Beispiel im eigenen Garten oder in der näheren Umgebung, empfiehlt es sich, den Freigang der Haustiere zeitweise einzuschränken.

Anpassung ans urbane Leben

Füchse übernehmen wichtige ökologische Aufgaben und haben sich hervorragend an das urbane Leben angepasst. Stadtfüchse nutzen Rückzugsräume wie Bahndämme, Hecken, Kleingärten oder Brachen. Ihre Streifgebiete sind kleiner als im ländlichen Raum, da Nahrung im Überfluss vorhanden ist. Meist sind sie dämmerungs- oder nachtaktiv, um den Kontakt mit Menschen zu vermeiden. Die Anwesenheit von Füchsen zeigt, dass eine Stadt noch funktionsfähige ökologische Nischen bieten kann. Füchse jagen Mäuse, Ratten und Kaninchen, die sich in Städten leicht vermehren. Auch Aas und Nahrungsreste werden von ihnen verwertet, was zur Sauberkeit im Stadtgebiet beiträgt. Sie tragen so zur natürlichen biologischen Schädlingsregulierung bei.

Füchse können wie alle Wildtiere Parasiten wie Flöhe, Milben oder Bandwürmer übertragen. Derzeit gibt es keinen Nachweis des Fuchsbandwurms in Berlin. Dennoch ist es wichtig, Haustiere regelmäßig zu entwurmen und auf Parasiten zu kontrollieren. Direkten Kontakt mit Fuchsbauten oder Kot von Wildtieren sollten Menschen und Haustiere generell vermeiden. Offene Nahrungsquellen locken Wildtiere wie Füchse an, dadurch verlieren sie ihre natürliche Scheu und halten sich häufiger in Wohngebieten auf. Essensreste und Biomüll sollten daher stets sicher verwahrt werden, beispielsweise in geschlossenen Mülleimern oder gesicherten Komposthaufen. Das Füttern von Wildtieren sollte daher grundsätzlich unterbleiben.

Vermeidung von Fuchsbauen

Von März bis Juni bekommen Füchse Nachwuchs und ziehen ihn auf. Fuchsbaue, die Wurf- und Aufzuchtstätten für den Fuchsnachwuchs, sind in dieser Zeit rechtlich besonders geschützt. Um eine Ansiedlung von Füchsen in direkter Menschennähe zu vermeiden, können zur Vorbeugung potenzielle Bauplätze wie Hohlräume unter Schuppen oder Terrassen bereits vor der Reproduktionszeit baulich gesichert werden. In Gebieten, in denen Füchse regelmäßig gesichtet werden und Fuchsbaue bekannt sind, kann eine Absperrung der Fläche rund um den Bau dabei helfen, eine potenzielle Übertragung von Flöhen auf Menschen zu vermeiden.

Nicht zuletzt ist es im Rahmen der Stadtentwicklung wichtig, für ein gutes Zusammenleben von Menschen und Wildtieren wie dem Fuchs naturnahe Rückzugsräume zu erhalten, zum Beispiel Brachen, Hecken oder Böschungen.

Weitere Informationen: Leibniz-IZW-Infoblatt „Flöhe bei Stadtfüchsen“

Quelle: idw

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