Hormoneller Zyklus beeinflusst das gesamte Gehirn

mg
Zwei medizinische Fachkräfte überwachen MRT-Scans auf Monitoren in einem Kontrollraum, während ein Patient im MRT-Gerät liegt.
In einer aufwändigen MRT-Längsschnittstudie untersuchte die Jenaer Psychologin Dr. Carina Heller den Einfluss des weiblichen Hormonzyklus auf Plastizitätsmuster des Gehirns. © Michael Szabó/Universitätsklinikum Jena
Newsletter­anmeldung

Bleiben Sie auf dem Laufenden. Der MT-Dialog-Newsletter informiert Sie jede Woche kostenfrei über die wichtigsten Branchen-News, aktuelle Themen und die neusten Stellenangebote.

Formularfelder Newsletteranmeldung

* Pflichtfeld

Über fünf Wochen untersuchten Forschende mittels MRT-Untersuchungen den Hormonzyklus von drei Frauen und einem Mann, um den Einfluss auf das Gehirn zu untersuchen. Es zeigt sich, dass nicht nur ein paar, sondern alle Bereiche des Gehirns bei Frauen dem Menstruationszyklus unterliegen.

Bisher ging man davon aus, dass nur einige Bereiche des Gehirns vom Menstruationszyklus beeinflusst werden. Eine aufwändige Studie mittels MRT zeigt aber, dass das gesamte Gehirn unter dem Einfluss des Hormonzyklus steht. Forschende um Psychologin Dr. Carina Heller des Universitätsklinikums Jena untersuchten drei Frauen und einen Mann über einen Zeitraum von fünf Wochen. Jeden Morgen nach dem Frühstück wurde die Hirnstruktur durch eine MRT untersucht. Außerdem füllten die Personen einen Fragebogen zu Stimmung und Ängstlichkeit aus und es wurde Blut abgenommen, um die Konzentration der Eierstockhormone Progesteron und Östradiol zu bestimmen. Um den Einfluss des weiblichen Zyklus besser zu verstehen, wählten sie einen Mann aus, der dem Zyklus nicht unterliegt, eine Frau mit Endometriose, eine Frau mit regelmäßigem natürlichen Zyklus und eine Frau, die hormonelle Verhütungsmittel einnimmt. Zusätzlich zogen die Forschenden den Datensatz einer Frau mit typischem Menstruationszyklus von 28anMe hinzu. So war der Einfluss der Hormone auf das Gehirn bisher nie untersucht worden.

Tägliche MRT-Messungen

Die MRT-Messungen zeigen, dass das gesamte Gehirn von den hormonellen Veränderungen beeinflusst wird. „Erstaunlicherweise ergaben bei allen vier Frauen die Volumenänderungen des Gehirns über den Zyklus etwa dasselbe Muster der Hirnregionen. Wie sich aber die Hirnstruktur einer bestimmten Region ändert, unterschied sich individuell je nach den hormonellen Bedingungen deutlich“, erläutert die Erstautorin Carina Heller. Bei den Frauen mit typischem Zyklus ist Progesteron maßgeblich für die Schwankungen der Hirnstruktur verantwortlich. Östradiol hingegen ist das dominierende Hormon bei Endometriose oder der Einnahme der Pille und daher bei diesen Frauen für die Schwankungen der Gehirnstruktur zuständig. Damit zeigt sich, dass es nicht immer die gleiche Gehirn-Hormon-Kopplung gibt, sondern diese vom hormonellen Milieu abhängt. 

Aufgrund der kleinen Testgruppe können diese Daten nicht verallgemeinert werden. Doch sie geben Hinweise, die in größer angelegten Studien untersucht werden können und ermöglichen räumlich-zeitliche Muster bei Personen aufzudecken. Auch die Forscherin Heller legte sich ins MRT und untersuchte ihren Zyklus einen Monat vor, einen Monat während sie die Pille nahm und einen Monat nach dem Absetzen der Pille. Da noch so wenig über den hormonellen Einfluss auf das Gehirn bekannt sei, möchte Heller sich am liebsten bis zu den Wechseljahren regelmäßig weiter untersuchen.

Literatur:
Heller, C., Güllmar, D., Colic, L. et al.: Hormonal milieu influences whole-brain structural dynamics across the menstrual cycle using dense sampling in multiple individuals. Nat Neurosci (2025); DOI: 10.1038/s41593-025-02066-2.

Quelle: idw

Artikel teilen

Online-Angebot der MT im Dialog

Um das Online-Angebot der MT im Dialog uneingeschränkt nutzen zu können, müssen Sie sich einmalig mit Ihrer DVTA-Mitglieds- oder Abonnentennummer registrieren.

Stellen- und Rubrikenmarkt

Möchten Sie eine Anzeige in der MT im Dialog schalten?

Stellenmarkt
Industrieanzeige