Frau Gomez, Sie unterstützen bei MyGermanWay ausländische MTR bei ihrem Wunsch, in Deutschland arbeiten zu können. Wo sehen Sie die größten Hürden?
Die größte Hürde für ausländische MTR liegt zweifellos in der beruflichen Anerkennung – insbesondere in Kombination mit den sprachlichen Anforderungen. Als zertifizierter Bildungsträger (AZAV) bieten wir die Weiterbildung „Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung für MTR“ an. Doch trotz klarer gesetzlicher Vorgaben gestaltet sich die praktische Umsetzung für viele unserer Teilnehmenden und Kooperationspartner herausfordernd. Es beginnt bereits bei der Suche nach Praktikumsplätzen und anerkannten MTR-Schulen, die bereit sind, Prüfungen in den verschiedenen Bundesländern durchzuführen und passende Termine anzubieten.
Auch Einrichtungen – insbesondere in der Nuklearmedizin und Strahlentherapie – für die praktischen Lernphasen zu finden, ist nicht einfach. Vor allem weil durch die Gesetzesänderung verschiedene Anforderungen zu beachten sind.
Die Organisation der Kenntnisprüfungen erfordert eine enge Abstimmung mit verschiedenen Akteuren, insbesondere den zuständigen Behörden, MTR-Schulen und Arbeitgebern. Die Kommunikation ist oft komplex und zeitaufwendig, da es bundesweit keine einheitlichen Abläufe gibt. Zudem laufen derzeit viele Verfahren parallel nach altem und neuem MT-Gesetz, was zusätzliche Unsicherheiten mit sich bringt.
Sie bieten vor und nach der Einreise für die Kandidaten Integrationsseminare an. Was wird dort vermittelt?
In unseren Integrationsseminaren vermitteln wir neben praktischen Informationen auch kulturelles Verständnis für das Leben und Arbeiten in Deutschland. Ein Schwerpunkt liegt auf interkulturellen Unterschieden – zum Beispiel im Umgang miteinander. In Spanien ist es üblich, Kollegen oder Mitbewohner mit zwei Küssen zu begrüßen. In Deutschland hingegen wird meist die Hand gegeben, insbesondere im beruflichen Kontext. Auch das Siezen ist hier die Regel. Wir machen deutlich, wie wichtig Pünktlichkeit in Deutschland ist und dass Unpünktlichkeit sogar ein Kündigungsgrund sein kann. Darüber hinaus klären wir über die ersten wichtigen Schritte nach der Einreise auf: Wie funktioniert die Anmeldung beim Einwohnermeldeamt? Was ist GEZ? Welche Versicherungen sind notwendig? Wie findet man ärztliche Hilfe und was ist im Krankheitsfall zu tun? Ziel ist es, unseren Teilnehmenden Sicherheit und Orientierung zu geben – sowohl im Alltag als auch im Beruf.
Woher kommen die meisten Kandidatinnen und Kandidaten?
Unsere Kandidatinnen und Kandidaten kommen aus der ganzen Welt. Derzeit begleiten wir vor allem Fachkräfte aus Spanien, Tunesien, Albanien, dem Iran, Indien, Marokko, Ägypten und Argentinien. Sie alle bringen fundierte Ausbildungen und wertvolle Berufserfahrung mit – verbunden mit dem Wunsch, in Deutschland eine neue berufliche Perspektive zu finden.
Das Anerkennungsverfahren kann in Deutschland recht lange dauern. Wie unterstützen Sie die Kandidatinnen und Kandidaten und was muss finanziell gestemmt werden?
Wir begleiten unsere Teilnehmenden umfassend durch den gesamten Anerkennungsprozess – von der Antragstellung bis zur Fachsprache und Kenntnisprüfung. Das dauert circa sechs bis zwölf Monate. Für die fachliche Vorbereitung bieten wir die AZAV-zertifizierte Weiterbildung „Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung für MTR“ an. Diese Maßnahme wird in der Regel über einen Bildungsgutschein der Bundesagentur für Arbeit gefördert. Der Arbeitgeber, der die MTR während der Anerkennungsphase einstellt, beauftragt uns und übernimmt die Kosten für die Sprachausbildung und Antragstellung des Visums und Anerkennungsverfahren. Für die Teilnehmenden selbst entstehen dadurch keine finanziellen Belastungen.
Wie häufig wird ein Anpassungslehrgang absolviert und wie oft die direkte Kenntnisprüfung? Wer sollte sich für was entscheiden?
Ob der Anpassungslehrgang oder die Kenntnisprüfung der bessere Weg ist, hängt vom Umfang der im Defizitbescheid aufgeführten Unterschiede ab. Wenn sehr viele Stunden nachzuholen sind – so viele, dass der Lehrgang länger als eine reguläre Ausbildung dauern würde – empfehlen wir die Vorbereitung auf die Kenntnisprüfung. Diese dauert rund sechs Monate und beinhaltet auch praktische Phasen im Betrieb.
Teilnehmenden mit wenig Erfahrung in der Nuklearmedizin oder Strahlentherapie empfehlen wir zusätzlich ein längeres Praktikum in diesen Fachbereichen. Ein Anpassungslehrgang ist sinnvoll, wenn nur wenige Inhalte fehlen.
Wir kooperieren dabei mit MTR-Schulen und Fachleuten – unter anderem mit der DIW-MTA Akademie unter Leitung von Tina Hartmann. Gemeinsam setzen wir Projekte um, um möglichst viele internationale Fachkräfte erfolgreich zur Anerkennung zu führen.
Sie sind in verschiedenen Bundesländern aktiv. Wo sehen Sie die größten Unterschiede bei der Anerkennung zwischen den einzelnen Bundesländern?
Einige Bundesländer haben das neue MT-Gesetz bereits vollständig umgesetzt, andere befinden sich noch in der Umstellung. Auch die Zusammenarbeit mit MTR-Schulen und die Möglichkeit, Prüfungen in anerkannten Einrichtungen durchzuführen, ist regional unterschiedlich.
Manche Länder zeigen sich flexibel und kooperieren mit anderen Bundesländern oder ermöglichen Prüfungen in geeigneten Einrichtungen. Andere halten strikt an starren Strukturen fest, was den Ablauf deutlich erschwert.
Ein weiterer Unterschied betrifft die Dauer der Ausstellung der Berufsurkunde. In einigen Bundesländern kann dies mehrere Wochen oder sogar Monate dauern. Da Gehalt, Arbeitsvertrag und oft auch der Aufenthaltsstatus daran gekoppelt sind, stellt das eine große Belastung für alle Beteiligten dar.
Wie ist die Erfolgsquote der Prüflinge bei der Kenntnisprüfung?
Unsere Teilnehmenden haben eine Erfolgsquote von circa 87 Prozent. Das liegt vor allem an unserer intensiven Betreuung in kleinen Gruppen sowie an den praxisnahen Lerninhalten. Besonders hilfreich sind unsere regelmäßig stattfindenden Prüfungsvorbereitungen, bei denen typische Prüfungssituationen und Patientenfälle durchgespielt und Inhalte gezielt wiederholt werden.
Was raten Sie ausländischen Interessenten, die in Deutschland Fuß fassen wollen?
Der Weg zur Integration in Deutschland ist nicht einfach – aber mit Ausdauer und der richtigen Unterstützung sehr gut machbar. Mein Rat: Konzentrieren Sie sich frühzeitig auf den Spracherwerb und seien Sie offen für neue Erfahrungen. Versuchen Sie, soziale Kontakte zu knüpfen, im Alltag viel auf Deutsch zu kommunizieren und keine Scheu davor zu haben, Fragen zu stellen. Geduld, Offenheit und Eigeninitiative sind entscheidend für einen erfolgreichen Start.
Was raten Sie Arbeitgebern, die sich für ausländische MTR interessieren?
Ich empfehle Arbeitgebern, die Personalgewinnung frühzeitig zu planen und ein strukturiertes Onboarding bei internationalen Mitarbeitern anzubieten. Eine feste Ansprechperson im Team, die internationale Fachkräfte begleitet, ist sehr hilfreich. Es ist wichtig, sich in die Lage der neuen Mitarbeitenden hineinzuversetzen: Sie kommen allein in ein neues Land, ohne soziales Netzwerk und oft mit eingeschränkten Sprachkenntnissen. Wer hier mit Geduld und Wertschätzung begleitet, gewinnt motivierte und langfristig loyale Mitarbeitende.
Frau Gomez, danke Ihnen.
Sehr gerne – und vielen Dank für das Interesse an unserer Arbeit.
Entnommen aus MT im Dialog 7/2025.
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