Kam es bei der Szintigrafie zu einer Malaria-Übertragung?
Die Frau aus Gilena in Südspanien war mit Fieber, Unwohlsein, Nachtschweiß und seit fünf Tagen anhaltenden Arthralgien in der Notaufnahme gelandet. Gefunden wurde eine Thrombozytopenie (47.000 Thrombozyten/µL) und erhöhter Gesamtbilirubinspiegel (2,18 mg/dL, Referenzbereich 0,3–1,2 mg/dL). Der periphere Blutausstrich hatte zahlreiche Erythrozyten gezeigt, die mit Plasmodium spp. infiziert waren. Eine PCR und „dicker Tropfen“ bestätigten eine P. falciparum-Infektion mit einem Blutparasitämieindex von 7 %. Es wurde eine intravenöse Behandlung mit Artesunat eingeleitet, gefolgt von einer oralen Kombinationstherapie mit Dihydroartemisinin/Piperaquin über drei Tage. Dies führte zu einer raschen Genesung. Danach begann die Suche nach der Infektionsquelle, da die Patientin dem Team bestätigt hatte, nie außerhalb Spaniens gereist zu sein oder an Flughäfen gewesen zu sein. Daneben hatte sie einen vorherigen Krankenhausaufenthalt, Bluttransfusionen und Organtransplantationen ausgeschlossen.
Durchführung einer Schilddrüsenszintigrafie
15 Tage vor ihrer Erkrankung wurde bei ihr eine Schilddrüsenszintigrafie mit radioaktivem Jod vorgenommen. Der Patient, der vorher an der Reihe war, stammte aus Äquatorialguinea. Allerdings war er laut Forschungsteam asymptomatisch, fieberfrei und hatte auch sonst keine Anzeichen einer Infektion. Seit mehr als 2 Jahren sei er nicht in sein Heimatland gereist. Allerdings hatte er nach eigenen Angaben eine Malaria-Anamnese in der Kindheit. Die daraufhin vorgenommene PCR und „dicker Tropfen“ identifizierten eine asymptomatische P. falciparum-Infektion mit geringgradiger Parasiteninfektion. Eine genetische Analyse, bei der P. falciparum-Isolate beider Patienten verglichen wurden, mit Schwerpunkt auf PfMSP-1 und PfMSP-2 (Merozoiten-Oberflächenproteine), hatte daraufhin erhebliche genetische Ähnlichkeiten gezeigt. Von den übrigen Patienten, die am selben Tag einer Szintigrafie unterzogen wurden, seien innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff keine Fieber- oder Infektionssymptome aufgetreten.
Untersuchung des Szintigrafieverfahrens
Daraufhin untersuchte das Team das Szintigrafieverfahren. Es wurde bestätigt, dass die Spritze ordnungsgemäß entsorgt worden war. Spritze und Nadel waren aber durch einen Bleischutz geschützt. Da es beim Legen des Zugangs zu Blutaspiration kommen kann, war dies die wahrscheinlichste Erklärung. Die Bleischutzhüllen werden nach Anwendung zwar mit 70%igem Isopropylalkohol gereinigt und zur Wiederverwendung in peroxidbasierte Desinfektionsmittel eingelegt, doch eine Kontamination der neuen Spritze mit Blut des vorherigen Patienten durch das Einführen in eine unzureichend gereinigte Hülle war demnach der wahrscheinliche Übertragungsweg von P. falciparum. Seit der Aufdeckung des Falles werde nun jede Bleiabdeckung nur noch einmal täglich verwendet und anschließend autoklaviert, bevor sie am nächsten Tag wieder verwendet wird.
Kommentar der Autoren
Die Autoren der Studie betonen, dass dieser Fall die Bedeutung asymptomatischer Träger als Reservoir für die Malariaübertragung unterstreiche. Aufgrund der Globalisierung und der zunehmenden Interaktionen im Gesundheitswesen sollten dementsprechend asymptomatische Träger in nicht-endemischen Gebieten berücksichtigt werden. Malaria sollte in nicht-endemischen Ländern in die Differenzialdiagnose bei Patienten mit Fieber und ungeklärter Thrombozytopenie einbezogen werden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitswesen sollten die dringende Notwendigkeit strenger Biosicherheitsmaßnahmen und sicherer Praktiken im Gesundheitswesen erkennen.
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