Krankenversicherung ist die größte Baustelle
Beim genauen Blick in die Statistik betont bspw. die Hans-Böckler-Stiftung, dass die Gesamtausgaben für soziale Sicherung in Deutschland allerdings nicht auffällig groß und nicht auffällig gestiegen seien. Gemessen an der gesamtwirtschaftlich relevanten Größe, der Wirtschaftsleistung, seien die Ausgaben in zentralen Bereichen wie Grundsicherung, Rente und Arbeitslosenversicherung sogar unverändert bzw. niedriger als vor 15 oder vor 20 Jahren. Es habe jedoch einen Anstieg der Ausgabenquoten in Relation zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei den Ausgaben für die Kinder- und Jugendhilfe sowie bei der Pflegeversicherung (Anstieg seit 2004 von 0,8 auf 1,5 Prozent des BIP) gegeben. Wirklich problematisch ist nach Analyse des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung die Kostenentwicklung lediglich in einem Bereich: dem Gesundheitssystem. Alleine die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung sind demnach zwischen 2004 und 2024 von 6,0 auf 7,5 Prozent des BIP gestiegen, hinzu kommen unter anderem die Ausgaben der privaten Krankenversicherungen, der Beihilfe und die Zuzahlungen der privaten Haushalte. Dies zeigt eine neue Auswertung.
Ärzteschaft im EU-Vergleich zu teuer?
Ebenfalls auffällig sei nach der Analyse, dass, ebenfalls laut OECD, im EU-Vergleich die Ärztinnen und Ärzte in Deutschland relativ zu den jeweiligen Durchschnittseinkommen im Land besonders gut vergütet werden, während das Pflegepersonal in Krankenhäusern bei der relativen Bezahlung im europäischen Durchschnitt liege. Allerdings seien beim Einkommen von Medizinerinnen und Medizinern Unterschiede etwa bei der Altersversorgung, der Berücksichtigung von privat abgerechneten Leistungen oder Kosten für Praxisübernahmen nicht mitberücksichtigt, was einen direkten Vergleich erschwere, gibt die Stiftung zu bedenken. Vor diesem Hintergrund ist allerdings die GoÄneu zu betrachten, die nach Schätzungen von Bundesärztekammer und PKV-Verband einen nochmaligen Vergütungszuwachs von 13,2 Prozent binnen drei Jahren bringen könnte.
Kommt die Erhöhung der Zuzahlungen?
Während vor kurzem noch galt, dass sich die Lohnkosten nicht erhöhen sollen, wurde nun kurzerhand schon mal die GKV-Beitragsbemessungsgrenze deutlich um 5,4% erhöht. Laut Deutscher Bundesbank verbuchte die gesetzliche Krankenversicherung (Krankenkassen und Gesundheitsfonds zusammen) im ersten Halbjahr 2025 vorläufigen Angaben zufolge ein Defizit von 3 Mrd. Euro. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken hatte gegenüber der Presse gestern präzisiert und einen Fehlbetrag in der Pflegeversicherung wie auch in der GKV von jeweils zwei Milliarden Euro eingestanden. Allerdings gab es dazu schon Kritik. So hatte es DAK-Chef Andreas Storm als fahrlässig bezeichnet, zu versuchen, die Finanzlücke in der GKV klein zu rechnen. Dies sei politisch verantwortungslos. Gleichzeitig berichtet das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), dass Warken auch darüber nachdenke, alle Zuzahlungen in der GKV generell um 50 Prozent zu erhöhen.
Quellen. HBS, IMK, RND
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